Essen. . Wer bietet noch mehr? Die Spitzenklubs aus Spanien und England schmeißen mit Millionen um sich. Die Gerüchteküche brodelt, die Scheichs sehen den Fußball als Spielball an. Sportökonom Christoph Breuer sieht “Popstar-Phänomene“, findet den Transfermarkt dennoch nicht überhitzt.

Es wird Karl-Heinz Rummenigge nicht verwundert haben, dass das neueste Gerücht aus Spanien kam. Dort hat ein Reporter eines Radiosenders erfahren, dass der FC Barcelona dem FC Bayern für 39 Millionen Euro seinen Weltmeister Jerome Boateng abspenstig machen wolle. Was den Präsidenten des Fußball-Rekordmeisters aber nicht juckt: „Lächerlich“ nannte er die Offerte, von der man nicht mal weiß, ob es sie überhaupt tatsächlich gibt.

Rummenigge hätte gleich auch zu einem weiteren Wechselgerücht Stellung beziehen können, denn laut der „Times“ sind die Münchner ja auch in den Poker um Real Madrids Angel di Maria eingestiegen. Es geht um 80 Millionen Euro – eine Summe, die in dieser Wechselperiode für Kolumbiens WM-Torschützenkönig James Rodriguez sowie Uruguays Beißer Luis Suárez geflossen ist und die auch noch Juventus Turin für den ebenfalls aus Manchester umworbenen Arturo Vidal aufrufen könnte.

Erfolge statt schwarzer Zahlen

Der internationale Transfermarkt fährt Achterbahn. „Die Vereine sind Geldverbrennungsmaschinen“, erklärt Professor Christoph Breuer, Sportökonom an der Sporthochschule Köln, „ich weiß nur nicht, ob wir von einer Überhitzung des Markts sprechen können.“ Die Klubs interessiere der Erfolg, keine roten Zahlen: Stehe unterm Strich der Triumph in der Champions League, werde ein Millionen-Minus weggejubelt.

Es gelten zwar viele Vereine als überschuldet, dafür fließt aber auch durch Werbung und Übertragungsrechte immer mehr Geld in den Sport: „Es gibt nur ganz wenige Produkte wie den Fußball“, sagt Breuer. Oligarchen oder Scheichs erkauften sich in London, Manchester oder Paris auf diese Weise soziale Reputation. Breuer: „Herr Abramowitsch könnte sich in London ja auch jede Menge Häuser kaufen – aber gilt er dann genauso als angesehener Bürger, wie wenn er sich im Fußball engagiert?“ Das Geld fließe in die Taschen der Vereine oder Spieler: „Das ist das Popstar-Phänomen: Schon ein kleiner Unterschied in den Fähigkeiten der Arbeitnehmer führt zu großen Gehaltssprüngen und Ablösen.“

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Und wie: In diesem Sommer wurden in den fünf europäischen Top-Ligen schon rund 1,6 Milliarden Euro in neues Spielerpersonal investiert. Aus den Portemonnaies der Bundesligisten (202 Millionen) kamen im Vergleich zur Konkurrenz von der britischen Insel (614 Millionen) und in Spanien (416 Millionen) eher kleine Scheine.

Jede Menge Eitelkeiten macht Rummenigge beim iberischen Wettbieten aus. „Mit einem Märchen sollte man schnell aufhören: 80 Millionen plus 15 bis 20 Millionen Gehalt, die solche Spieler kassieren, sind nicht refinanzierbar“, sagte der Bayern-Boss. Dem widerspricht Breuer. „80 Millionen können sich auch amortisieren“, sagt er, „spanische Klubs gehen systematischer vor beim Merchandising, sichern sich andere Werberechte an den Spielern.“

Götze und Reus sind Schnäppchen

Wenn Bayern oder Dortmund durch eine individuelle Vermarktung der TV-Rechte mehr Geld zur Verfügung stünde, „gäbe es die Preissteigerungen auch in Deutschland.“ So sind WM-Finaltorschütze Mario Götze (37 Millionen) oder Marco Reus, der den BVB zur nächsten Saison für 35 Millionen Euro verlassen kann, im internationalen Vergleich Schnäppchen.

Christoph Breuer glaubt trotzdem, dass sich für Bundesligisten immer noch Möglichkeiten finden, gute Spieler zu vernünftigen Preisen zu bekommen. Talentfabriken wie Freiburg oder Mainz müssen aber auch in Zukunft ihren guten Nachwuchs immer wieder an zahlungskräftigere Konkurrenz abgeben. Breuer: „Die Großen fressen die Kleinen nur nicht ganz auf, weil sie sie noch als Konkurrenten für die Liga brauchen.“