Santo André. . Auf Unentschieden zu spielen, gehöre nicht zur deutschen DNA, hieß es auf der DFB-Pressekonferenz am Dienstag. Es ist unwahrscheinlich, dass Bundestrainer Joachim Löw seine Elf zum letzten Gruppenspiel gegen die USA aufwendig umbaut. Lahm dürfte erneut als Lenker im Mittelfeld agieren.
Die Partyschiffe, besetzt mit brasilianischen Urlaubern aus Porto Seguro, fuhren mit lauter Musik am ruhigen Campo Bahia vorbei. Am Dienstag war ein Feiertag in Bahia, den viele zu einem Ausflug genutzt hatten. Und auch im Quartier der deutschen Nationalmannschaft herrschte gute Laune, denn nach zwei kühlen Tagen wurde es wieder angenehm sonnig warm. Auf dem Trainingsplatz, in der Schildkrötenschutzzone angelegt, wurden die Schotten dicht gemacht, im Geheimtraining wurde von Abwehr und Angriff der Ernstfall für das finale Gruppenspiel gegen die USA geübt.
Es geht ums Weiterkommen, und die Zuversicht ist groß. „Wir wollen den Gruppensieg klarmachen. Darauf sind wir fokussiert. Aber es kann auch schneller vorbei sein, als man denkt“, sagte Angreifer Thomas Müller.
Bierhoff will Gruppensieger werden
Es reicht ein Remis für den ersten Platz der Gruppe G, aber erneut wurde mit Nachdruck erklärt, dass ein gezieltes Auf-Unentschieden-Spielen, mit dem auch die USA weiterkäme, nicht zur DNA des deutschen Teams gehöre. Platz zwei anzustreben, um dann einen leichteren Turnierweg zu haben, fand Teammanager Oliver Bierhoff völlig abwegig: „Ich halte nichts von solchen Strategien. Da kannst du auf die Schnauze fallen. Wir wollen Erster werden.“
Das nächste Spiel ist das schwerste, der alte Herberger-Satz gilt auch unter Regie von Bundestrainer Joachim Löw noch, aber die sportliche Leitung schielt natürlich schon auf den möglichen weiteren WM-Weg. Als Gruppensieger winkt ein Achtelfinale im weit entfernten Porto Alegre gegen Belgien, im Viertelfinale in Rio de Janeiro wäre die bisher glänzend aufgelegten Franzosen wahrscheinlich, im Halbfinale könnte dann Brasilien oder Italien in Belo Horizonte folgen. Erst im Finale wäre der Gegner Niederlande möglich – unter der Voraussetzung natürlich, dass nach dem Gruppensieg alle weiteren Partien gewonnen werden.
Als Zweiter der Gruppe, was mit einer Niederlage gegen die US-Boys mit Trainer Jürgen Klinsmann und dessen Spezialagent Berti Vogts verbunden wäre, hieße der Turnierverlauf eventuell: Belgien in Salvador, Argentinien in Brasilia, Niederlande in Sao Paulo, dann wäre Gastgeber Brasilien erst im Finale möglich.
Löw und Bierhoff wollen Variante eins, weil die Planungen dahingehend betrieben wurden. „Im Viertelfinale schon mal in Rio reinzuschnuppern, das wäre gut“, meinte Bierhoff. Logisch, denn dort liegt das Maracana-Stadion, der Finalort am 13. Juli. „Ich denke, dass jede Mannschaft, die auf uns trifft, erstmals schlucken wird“, sagte Müller.
Geheimtraining vor dem USA-Spiel
Dass Löw im Geheimtraining neue Varianten testete, ist eher unwahrscheinlich. Nicht ausgeschlossen scheint, dass Bastian Schweinsteiger exakt die Aufgabe von Sami Khedira übernimmt, der eventuell eine Pause braucht. Klar ist aber, dass Philipp Lahm auf seiner Stelle im defensiven Mittelfeld spielen wird. Im DFB-Quartier schüttelt man den Kopf über die in Deutschland entbrannte Debatte, ob der Kapitän in der Abwehr nicht besser aufgehoben wäre. „Bei uns wird diskutiert, warum das in den Medien überhaupt diskutiert wird. Die Trainer haben sich doch festgelegt“, so Müller.
Kann es dennoch schief gehen gegen die USA? Theoretisch, aber nur eine sehr hohe deutsche Niederlage und ein hoher Erfolg des Siegers zwischen Portugal und Ghana könnte die DFB-Elf früh aus der WM katapultieren.