Hamburg. Hakan Calhanoglu meldet sich für vier Wochen krank, Investor Klaus-Michael Kühne kritisiert Trainer Mirko Slomka - der frühe Trainingsauftakt des Hamburger SV brachte nur negative Schlagzeilen.
«Wir haben eine Krankmeldung bekommen. Wir bemühen uns, dass er schnell wieder einsatzfähig ist», sagte der HSV-Vorstandsvorsitzende Carl-Edgar Jarchow beim Trainingsauftakt. Jarchow kündigte an, dass der Club seinen Freistoßspezialisten untersuchen lassen werde: «Eine zweite Meinung von einem Arzt einzuholen, ist arbeitsrechtlich durchaus üblich.» Einen möglichen Wechsel Calhanoglus schloss er strikt aus: «Wir werden ihn nicht verkaufen. Er hat einen gültigen Vertrag bis 2018.»
Jarchow, der noch bis zur Amtsübernahme seines Nachfolgers Dietmar Beiersdorfer die HSV-Geschäfte leitet, hofft außerdem, den vom Ligakonkurrenten Hertha BSC ausgeliehenen Stürmer Pierre-Michel Lasogga kaufen zu können. «Wir gehen davon aus, dass er zum HSV möchte», argumentierte Jarchow und wies darauf hin, dass Slomka «gar nicht zur Disposition stand».
Dennoch drängt Kühne auf eine Ablösung Slomkas: «Als Privatmann und HSV-Fan kann ich nur sagen, dass ich an diesen Trainer nicht glaube. Er hat in der Endphase der Saison keine Punkte geholt, er hat wahnsinniges Glück gehabt, dass der Abstieg verhindert wurde. Es war eine solche Zitterpartie, die möchte ich nicht noch einmal erleben», sagte er dem «Hamburger Abendblatt». Auch der von ihm finanzierte Kapitän Rafael van der Vaart solle sich einen neuen Verein suchen.
«Wenn man enttäuscht ist, sagt man ab und zu solche Sachen», meinte van der Vaart, der wegen einer Wadenverletzung individuell trainierte und noch eine Woche länger Urlaub machen darf. Wegen seines Bandscheibenvorfalls fehlte beim 75-minütigen Aufgalopp vor 300 Zuschauern am Volkspark auch Torhüter René Adler.
Slomka bewertete Kühnes Rundumschlag erstaunlich positiv: «Ich glaube, es ist wichtig, dass wir jeden Stein umdrehen.» Er könne mit der Kritik leben und werde sich bemühen, Kühne einmal kennenzulernen.
Sehr kritisch sieht Kühne den Verbleib des alten Vorstands und Aufsichtsrats bis zum 1. Juli. «Leider sind nach der Mitgliederversammlung viele Dinge völlig aus dem Ruder gelaufen», meinte Kühne. Er nannte das «Brunnenvergiftung». Wenn nicht endlich die Reformer zum Zuge kämen, «muss ich mir ernsthaft überlegen, ob ich es nicht leid bin. Dies würde sicherlich eintreten, wenn jetzt plötzlich Hakan Calhanoglu wider besseren Wissens gegen unseren Willen verkauft wird.»
«Je näher der Trainingsstart rückt, desto mehr mache ich mir Gedanken, wie es in Hamburg laufen wird. Es wird schwierig für mich, wenn ich sehe, wie viel Wut und Hass da ist», sagte Calhanoglu der «Sport Bild». Der Angreifer war zuletzt nach seinem Wechselwunsch zu Bayer Leverkusen in sozialen Netzwerken massiv attackiert worden.
Calhanoglu äußerte sich enttäuscht über Sportdirektor Oliver Kreuzer: «Er hat mich in diese Situation gebracht, in der ich gerade bin. In einem Vier-Augen-Gespräch hatte er mir zugesichert, dass wir eine Lösung finden. Das war vor den Relegationsspielen gegen Fürth. Am Montag nach dem Rückspiel in Fürth hat er euch Journalisten dann gesagt, dass ich definitiv bleiben werde. Das fand ich mies. Ich habe kein Vertrauen mehr zu Herrn Kreuzer.»
Leverkusen soll dem HSV 12,5 Millionen Euro Ablöse geboten haben und sich mit dem Spieler einig sein. Die Hamburger lehnten das Gebot ab.