Lissabon. Es ist ein Kulturwandel der besonderen Art, der sich durch Trainer Carlo Ancelotti bei Real Madrid vollzogen hat. Da, wo bis vor einem Jahr noch José Mourinho polterte, Verschwörungstheorien witterte und Polemik walten ließ, herrscht nun wieder ein anderer Umgangston.
Dank Ancelotti, der in seinem Wesen und Wirken nicht unterschiedlicher sein könnte als der selbstverliebte "Special One", der sich als Trainer des FC Chelsea das Königsklassen-Finale an diesem Samstag von der Couch aus ansehen muss.
Ancelotti ist dagegen mittendrin im elektrisierenden Showdown gegen Atletico mit Coach Diego Simeone, dem ersten Stadtduell in der Historie der Champions League. Dabei wurde der 54-Jährige anfangs misstrauisch beäugt, viele hielten den Italiener für zu farblos als Nachfolger des glamourösen Mourinho.
Doch Ancelotti, bereits zweimal Champions-League-Sieger mit dem AC Mailand (2003, 2007), widerlegte seine Kritiker schnell. Mit Ruhe, Akribie und hoher taktischer Intelligenz schaffte er es, aus den vielen Stars wie Ronaldo, Bale oder Benzema eine Einheit zu formen. Das hektische Real hat Ancelotti damit schnell erobert und mit dem Pokal sogar einen Titel geholt. Gelingt jetzt noch der ganz große Triumph in Lissabon, ist Mourinho endgültig vergessen.