Berlin. Die Nachricht dürfte die Fans des 1. FC Union Berlin an einem warmen Frühlingssamstag kalt erwischt haben: Trainer Uwe Neuhaus wird den Verein nach sieben Jahren am Saisonende verlassen.
Unter der Überschrift "Neustart im Sommer" verkündete der Zweitligist auf seiner Webseite die Trennung vom dienstältesten Trainer im deutschen Profifußball. Nach "gründlicher Analyse der sportlichen Situation" sei man zu der Überzeugung gekommen, "dass für eine erfolgreiche Arbeit in der kommenden Saison ein mentaler und emotionaler Neustart im sportlichen Bereich notwendig" sei, ließ sich Union-Präsident Dirk Zingler in der Mitteilung zitieren. Offenbar traute er dies Neuhaus nicht mehr zu.
Seit Beginn der Negativserie Anfang März hatte sich der Clubboss mit öffentlichen Aussagen auffallend bedeckt gehalten. Mit nur einem Sieg aus den letzten neun Ligaspielen und überhaupt nur zwei Erfolgen seit der Winterpause hat Union alle Aufstiegschancen eingebüßt und ist im Niemandsland der Tabelle angekommen.
Neuhaus, der Union in seiner ersten Saison 2007/08 zunächst in die neu geschaffene Dritte, 2009 dann in die Zweite Liga geführt hat, ist seit Januar 2014 auch der dienstälteste Coach in der Vereinsgeschichte der Köpenicker. Er soll beim letzten Heimspiel am 11. Mai gegen 1860 München verabschiedet werden. Zingler lobte ihn als "einen der erfolgreichsten Trainer der Union-Geschichte" und fuhr fort: "Die gesamte Entwicklung des Vereins hat vom sportlichen Erfolg profitiert", dafür gebühre ihm "höchste Anerkennung".
Neuhaus selbst betonte die "Kontinuität im sportlichen Bereich", die ihn "mit Stolz auf die sieben Jahre zurückblicken" lasse: "Die nach dem hervorragenden Start in die Saison, aber einer auch für mich enttäuschenden Rückrunde getroffene Entscheidung des Vereins bedauere, aber respektiere ich", erklärte der 54-Jährige.
Welche Gründe außer der schlechten Bilanz 2014 zu dem überraschenden Schritt drei Spiele vor dem Saisonende geführt haben, bleibt vorerst im Unklaren - die Mannschaft schottete sich am Samstag bei einem Geheimtraining ab, weitere Stellungnahmen gab es nicht.
In den vergangenen Tagen hatte Union eine "Überprüfung des Kaders" vorgenommen, unter anderem sollen sich die von Neuhaus geholten Baris Özbek und Adam Nemec einen neuen Verein suchen - der Vertrag mit Nemec war erst im Dezember bis 2016 verlängert worden. Neuhaus hatte vor dem Spiel am Montag gegen den 1. FC Kaiserslautern Nachfragen zu diesen Personalien abgeblockt. "Es ist so, wie es ist", sagte er lediglich. Nun steht auch sein Abschied fest.