Liverpool. Mit einer Schweigeminute und 96 Glockenschlägen haben Zehntausende im nordenglischen Liverpool der Katastrophe im Hillsborough-Stadion vor 25 Jahren gedacht.
Zum Jahrestag kamen am Dienstag rund 24 000 Angehöriger der Opfer, Anhänger des Clubs, ehemalige und gegenwärtige Spieler und Vereinsfunktionäre zu einem Gedenkgottesdienst im Anfield-Stadion in Liverpool zusammen. "Wir tragen die Erinnerung jeden Tag in uns", sagte FC-Liverpool-Coach Brendan Rodgers. "Das gibt uns die Kraft zum Spielen."
Im Hillsborough-Stadion in Sheffield war es am 15. April 1989 zum bisher schwersten Unglück in der Geschichte des englischen Fußballs gekommen, als bei einem Spiel zwischen dem FC Liverpool und Nottingham Forest Menschen in einen schon überfüllten Fanblock eingelassen wurden. Zahlreiche Fans wurden gegen die Umzäunung gedrückt, andere stürzten und wurden zu Tode getrampelt. 96 starben, Hunderte wurden verletzt.
Fernsehbilder zeigten am Dienstag, wie die Stadt Liverpool exakt um 15.06 Uhr zum Stillstand kam - der Zeitpunkt, zu dem der Schiedsrichter das Pokal-Halbfinale in Sheffield unterbrochen hatte. Als Zeichen der Solidarität auch zwischen rivalisierenden Mannschaften legten die Veranstalter im Anfield-Stadion eine riesige "96" aus Fan-Schals auf das Spielfeld. Anhänger unterschiedlicher Sportarten und Vereine hatten sie nach Liverpool geschickt.
Der Präsident des Fußball-Weltverbands (FIFA), Joseph Blatter, sprach in einem Brief an den englischen Verband FA sein Beileid aus. "Es ist vor allem wichtig, der unschuldigen Opfer vom 15. April 1989 zu gedenken", schrieb er. Als Zeichen der Anteilnahme wurden die Flaggen der FIFA-Mitgliedsländer am Dienstag auf Halbmast gesetzt. Auch UEFA-Präsident Michel Platini drückte sein Mitgefühl aus. "Die Gedanken der europäischen Fußball-Familie sind bei den Angehörigen der Menschen, die bei der Tragödie vor 25 Jahren ihr Leben verloren haben", sagte der Franzose.
Großbritanniens Premierminister David Cameron twitterte: "Am 25. Jahrestag von Hillsborough bin ich in Gedanken bei den Familien der 96, den Überlebenden und allen, die von der Tragödie betroffen sind."
Seit gut zwei Wochen werden die Ereignisse im Hillsborough-Stadion erneut juristisch aufgearbeitet. Eine erste Untersuchung war zu dem Ergebnis gekommen, dass die Opfer durch einen Unfall gestorben waren. Damit hatten die Angehörigen sich nie abgefunden. 2012 hatte der Londoner High Court das Urteil kassiert.