Manchester. Mit großer Zuversicht geht der FC Bayern München in das Champions-League-Duell mit Manchester United. Der Titelverteidiger brennt im Viertelfinal-Hinspiel am Dienstagabend im Stadion Old Trafford auf einen Sieg.
Schon beim Flug der klar favorisierten Bayern auf ihre geliebte Insel war die Anspannung zu spüren. "Das Kribbeln ist groß", bekannte Delegationsleiter Karl-Heinz Rummenigge. Bei der anvisierten historischen Titelverteidigung in der Champions League soll Manchester United für den bärenstarken FC Bayern aber einmal mehr nur eine Zwischenstation auf dem Weg zum Finale in Lissabon sein. "Die Gier ist bei uns allen da, noch einen Titel zu holen", betonte Bastian Schweinsteiger im noblen Teamhotel.
Wie in den Jahren 2001 und 2010 mit Viertelfinal-Erfolgen gegen die "Red Devils" und späteren Endspiel-Teilnahmen will sich der Club-Weltmeister auch diesmal im Europapokal-Klassiker nicht von Wayne Rooney und seinen Kollegen stoppen lassen. "Das Ziel ist nicht, ein Auswärtstor zu erzielen. Wir wollen gewinnen", verkündete Kapitän Philipp Lahm selbstbewusst. Überheblich gab sich aber keiner der 19 mitreisenden Profis. "Wir brauchen zwei Top-Leistungen", betonte Arjen Robben vor dem Viertelfinal-Hinspiel. "Dieser Name einfach: Manchester United. Da hat man sowieso Respekt vor", ergänzte Torhüter Manuel Neuer, der mit Schalke schon einmal gegen ManUnited trotz einer starken Leistung seinerseits ausschied.
Gute Erinnerungen verknüpfen dagegen die Münchner seit dem Final-Erfolg vor zehn Monaten in London mit Spielen im Königreich. Zuletzt gab es gar vier Siege in Serie auf englischem Boden. "Aber bei Manchester United haben wir vor vier Jahren 2:3 verloren, auch wenn wir weitergekommen sind. Ich würde gerne auch im Old Trafford 'mal ein Spiel gewinnen", bekundete Schweinsteiger und erinnerte an die Anfangsphase des Viertelfinales von einst. "Das war wie ein Wirbelsturm, der auf uns zukam."
Nach dem Abschlusstraining in München bezog der Bayern-Tross ohne den wegen Steuerhinterziehung verurteilten Ex-Präsident Uli Hoeneß im Nordwesten Englands sein feines Quartier und blickte hochkonzentriert der prestigeträchtigen Aufgabe entgegen. Nach dem kurzen Spannungsabfall beim 3:3 gegen Hoffenheim mit einer 1b-Formation und keiner 1a-Einstellung soll der Triplesieger wieder mit gewohnter Dominanz auftrumpfen.
"Es ist für mich als Trainer von Bayern München eine Ehre, in eines der mystischsten Stadien der Welt zu kommen und gegen eine der besten Mannschaften der Welt anzutreten", sagte Pep Guardiola. Im Kult-Stadion könnte sich der deutsche Rekordmeister mit dem achten Auswärtserfolg nacheinander zum alleinigen Inhaber dieser Bestmarke in der Champions League aufschwingen. "Manchester ist einer der wichtigsten Vereine in der Welt - egal wie die Situation in diesem Jahr ist", betonte Guardiola nach der Ankunft.
Das Los Manchester erscheint angesichts von Platz sieben von United in der heimischen Premier League aber als das leichteste der Runde. Zumal die Engländer auch noch den Ausfall des verletzten Torjägers Robin van Persie beklagen. Manchester wirkt wie ein angeschlagener Boxer. Und der könne "mit einem einzigen Schlag einem Gegner Schmerzen zufügen", warnte Vorstandsboss Rummenigge: "Da steht kein Nobody auf dem Platz."
In den bislang neun Partien gegen United gab es drei Münchner Siege, vier Remis und nur zwei Niederlagen. Besonders schmerzhaft ist jedem Bayern-Fan noch der Sekundentod beim 1:2 im Endspiel 1999 in Erinnerung. Dagegen stand in den Spielzeiten mit den zwei Viertelfinal-Erfolgen, 2001 und 2010, jeweils am Ende das Finale.
Das 4:1 der Mannschaft des viel kritisierten Trainers David Moyes am Wochenende gegen Aston Villa auch dank zweier Rooney-Tore ist für die Rekord-Bayern Warnung genug. "Champions League ist ein anderer Wettbewerb. Da spielen Geschichte und Emotionen eine Rolle. Ich bin mir sicher, Wayne Rooney und seine Kollegen werden ihre beste Leistung zeigen, um uns zu schlagen", versicherte Guardiola.
Der Spanier kann mit Ausnahme des verletzten Thiago und des gesperrten Dante sein bestes Ensemble aufbieten. Javi Martínez dürfte neben Jérome Boateng in der Innenverteidigung auflaufen. Auch Torkünstler Robben, der den Bayern 2010 in einer denkwürdigen Europapokal-Nacht mit seinem Traumschuss das Halbfinale sicherte, kehrt nach einer Verschnaufpause gegen Hoffenheim zurück. "Es gibt keine Freilose, nicht bei den letzten Acht in Europa", betonte der Niederländer: "Es wird ein schwieriges Duell. Wir sind heiß darauf."
Das dritte Finale in Serie und auch die erstmalige Titelverteidigung in der Königsklasse traut Joachim Löw den Münchnern zu. "Der FC Bayern hat alle Möglichkeiten, die Erfolge der vergangenen Saison zu wiederholen", meinte der Bundestrainer. "Ich habe den Eindruck, dass sie sich sehr wohlfühlen in der Rolle des Gejagten und des Favoriten."