München. Joachim Löw hat seinen Nationalspielern in der ersten Mannschaftssitzung des Jahres einen klaren Anforderungskatalog für die Fußball-WM unterbreitet. Die zentralen Voraussetzungen für eines der 23 Tickets nach Südamerika lauten demnach: Fitness, Brasilien-Tauglichkeit und Teamgeist.
"Ich brauche anpassungsfähige Spieler", berichtete der Bundestrainer zum Abschluss der Marketingtage in München, die für 25 Nationalspieler eine erste Einstimmung auf das am 12. Juni beginnende Turnier waren. "Wir brauchen Spieler, die körperlich fit sind und mit den Gegebenheiten in Brasilien klarkommen können: Hitze, längere Reisezeiten, veränderte Anstoßzeiten, Zeitunterschiede."
Auch wenn die WM noch weit entfernt erscheine und "die allererste Priorität" der Spieler in den kommenden vier Monaten den Aufgaben in den Vereinen gelten werde, formulierte Löw deutliche Forderungen an Kapitän Philipp Lahm und Co.: "Ich erwarte, dass sich unsere Spieler gedanklich, mental, psychisch und auch körperlich mit jedem Tag, mit jedem Training, in ihrer Lebensweise und mit jedem Spiel auf das Ereignis im Sommer vorbereiten."
Um bei seinem vierten großen Turnier als verantwortlicher Bundestrainer endlich den Titeltraum mit dem DFB-Team verwirklichen zu können und nicht wieder im Endspiel oder Halbfinale zu scheitern, erwartet Löw einen noch ausgeprägteren inneren Zusammenhalt: "Wir brauchen zum einen eine Mannschaft mit hervorragenden Einzelspielern, aber auch eine Mannschaft, die den Teamgeist über alles stellt."
Bis auf den erkrankten Dortmunder Ilkay Gündogan absolvierten die übrigen 25 angereisten Akteure Werbeaufnahmen für DFB-Sponsoren. Zehn Stationen wurden dabei durchlaufen. Das Arsenal-Trio Mesut Özil, Per Mertesacker und Lukas Podolski konnte wegen Vereinsverpflichtungen nicht nach München kommen und verpasste auch die Vorstellung des DFB-Quartiers in Brasilien sowie des Zeitplans bis dahin durch Teammanager Oliver Bierhoff.
Löw nutzte das Treffen auch, um Einzelgespräche zu führen, vor allem mit Sorgenkindern wie Sami Khedira, Bastian Schweinsteiger, Mario Gomez oder Miroslav Klose. Der DFB-Chefcoach hörte viel Positives von den verletzten oder nach langwierigen Blessuren im Trainingsaufbau befindlichen Akteuren. "Mario Gomez plant, demnächst ins Training einzusteigen. Sami Khedira ist in einem für diesen Zeitpunkt sehr guten Zustand. Das Knie ist völlig beschwerdefrei. Miroslav Klose spielt wieder. Bastian Schweinsteiger hatte kleine Blessuren, aber mit seiner Verletzung am Sprunggelenk ist eigentlich alles in Ordnung. Er steigert seinen Rhythmus jetzt."
Auch mit Gündogan, der nach einem langwierigen Rückenleiden von einer Bronchitis zurückgeworfen worden ist, hat der Bundestrainer in der vergangenen Woche länger telefoniert. "Er hat mir Dinge mitgeteilt, die positiv waren." Der junge BVB-Profi ist zusammen mit Khedira (Kreuzbandriss) und Vize-Kapitän Schweinsteiger von großer Bedeutung für die Schaltzentrale im defensiven Mittelfeld.
Aus dem Spieler-Kreis der Marketingtage wird sich auch der 23-köpfige WM-Kader weitgehend zusammensetzen. "Es gibt noch einige andere Spieler, die wir auf dem Zettel haben", betonte Löw jedoch. Namen verriet er nicht. Die letzte Sichtung vor der Nominierung des erweiterten Kaders für die WM-Vorbereitung ist am 5. März beim Länderspiel in Stuttgart gegen den WM-Teilnehmer Chile möglich.
"Es hat schon eine große Bedeutung. Es ist das einzige Spiel vor der Vorbereitung. Ich möchte da möglichst den kompletten Kader haben. Aber wenn ein Spieler da irgendein Problem hat, würde ich wahrscheinlich auf ihn verzichten", kündigte Löw an. Der Tag der Wahrheit kommt Mitte Mai: "Wir müssen es schaffen, dass alle Spieler nach einer langen, harten Saison sehr gut präpariert und topfit in unsere intensive Vorbereitung gehen. Das wird das Wichtigste sein."