Istanbul. Wegen starken Hagels und anschließendem Schneefall musste die Champions-League-Partie zwischen Galatasaray Istanbul und Juventus Turin abgebrochen werden. In der 31. Spielminute ging nichts mehr. Am Mittwoch um 14 Uhr geht es beim Stand von 0:0 dann weiter. Es war nicht der erste Spiellabbruch in der Geschichte der Königsklasse.
Kuriose Szenen spielten sich am Dienstagabend im Ali-Sami-Yen-Stadion in Istanbul ab. Grandiose Stimmung auf den Rängen und ein echtes Endspiel in der Champions-League-Gruppe B um den Einzug ins Achtelfinale. Galatasaray Istanbul und Juventus Turin standen sich auf dem grünen Rasen gegenüber und klar war, der Sieger der Partie würde in die K.o.-Phase der Königsklasse einziehen. Während den Italienern auch ein Unentschieden gereicht hätte, mussten die Türken unbedingt siegen.
Die Uefa hatte reagiert und mit dem Portugiesen Pedro Proenca einen ihrer besten und erfahrensten Schiedsrichter in die "Hölle von Istanbul" geschickt. Alles begann wie gewohnt, doch schon zur Mitte der ersten Halbzeit spielte das Wetter den Fußballern einen Streich. Starker Hagel tauchte den grünen Untergrund in weiß und für Zuschauer und Schiedsrichter waren Ball und Linien auf dem Platz nicht mehr zu erkennen. Und damit nicht genug. Nach dem Hagelschauer begann es stark zu schneien, so dass die Bedingungen noch unübersichtlicher wurden.
Proenca reagierte und unterbrach die Partie. Mit Schneeschiebern versuchten die Helfer das Feld von den weißen Massen zu befreien. Es fehlte aber an ausreichend Schneeschiebern, um der Lage wirklich Herr zu werden. Mit roter Farbe sollten die Linien nachgezogen werden, um wieder regelkonforme Bedingungen herzustellen. Es half alles nichts. Pedro Proenca entschied, die Partie nicht wieder anzupfeifen. Stattdessen wird das Spiel am Mittwoch ab 14 Uhr fortgesetzt. Und zwar ab der 31. Spielminute beim Stand von 0:0. Also genau zu dem Zeitpunkt, als es unterbrochen wurde.
Das sehen die Uefa-Richtlinien so vor. Dem Uefa-Reglement zufolge muss die verbleibende Spielzeit am Tag darauf oder an einem Reservetermin oder an einem durch die Uefa festgelegten Termin nachgeholt werden.
Juve muss sich neues Hotel suchen
Für die Gäste aus Italien brachte der unerwartet verlängerte Aufenthalt in der türkischen Metropole mehrere Probleme mit sich.Der Abbruch der Champions-League-Partie zwischen Galatasaray Istanbul und Juventus Turin hat die Planung des italienischen Fußball-Rekordmeisters durcheinandergebracht. Ursprünglich wollte das Team laut italienischen Medienberichten vom Mittwoch noch nach dem Spiel in der Nacht zurück nach Italien fliegen. Das Hotel der Mannschaft war daher nicht mehr reserviert und schon ausgebucht, weshalb kurzfristig eine neue Unterkunft für die Nacht auf Mittwoch organisiert werden musste.
Zudem steckte das Team nach der Partie, die am Dienstagabend in der 31. Minute beim Stand von 0:0 wegen starken Schneefalls abgebrochen worden war, mehrere Stunden im Stau fest. Wegen des Wetters und der vielen Fans, die das Stadion verließen, kam das Team erst gegen Mitternacht im Hotel an. "Odyssee für Juve zwischen Räumung und Stau", titelte "Tuttosport". Turin steht zudem unter Zeitdruck, weil es am Samstag wieder in der Serie A antreten muss.
Der italienische Club kommentierte den Spielabbruch zunächst nicht, in einer offiziellen Mitteilung auf der Vereins-Webseite hieß es: "In Istanbul gewinnt für den Moment der Schnee." Italienische Medien berichteten jedoch, der Verein sei wegen der Verletzungsgefahr auf dem eingeschneiten Platz für den Abbruch der Partie gewesen.
Zwischen den beiden Clubs ist es außerdem nicht das erste Mal, dass sie ein Spiel nicht am geplanten Termin zu Ende spielen. 1998 war das Champions-League-Duell wegen der Spannungen zwischen der Türkei und Italien nach der verweigerten Auslieferung des in Rom festgesetzten kurdischen Separatistenführers Abdullah Öcalan um eine Woche verschoben worden. Fünf Jahre später war das Vorrundenspiel nach Terroranschlägen in Istanbul ebenfalls um eine Woche verlegt und in Dortmund angepfiffen worden.
Spielabbruch wegen Schnee
Spielabbrüche in der Champions League
In der Geschichte der Champions League war das nicht der erste Spielabbruch. Zuvor war es in der Geschichte des Wettbewerbs schon zwei Mal wegen massiver Zuschauer-Ausschreitungen zu Spielabbrüchen gekommen:
15. September 2004: Ausgerechnet bei der Premiere von Rudi Völler als Vereinstrainer in der Champions League muss das Spiel zwischen AS Rom und Dynamo Kiew nach einer Fan-Attacke gegen Schiedsrichter Anders Frisk nach der ersten Halbzeit abgebrochen worden. Der schwedische Referee war nach dem Halbzeitpfiff auf dem Weg in die Kabine von einem AS-Fan mit einem Feuerzeug am Kopf getroffen worden. Frisk stürzte mit einer stark blutenden Wunde zu Boden und musste ins Krankenhaus eingeliefert werden. Er hatte Rom-Spieler Philippe Mexes nach einer Tätlichkeit zuvor vom Platz gestellt. Zu diesem Zeitpunkt führte Kiew durch ein Freistoßtor von Gavrancic 1:0. Die Uefa wertete das Spiel mit 3:0 für Kiew.
12. April 2004: Schiedsrichter Markus Merk aus Kaiserslautern bricht das Viertelfinal-Rückspiel in der Champions League zwischen Inter und AC Mailand beim Stand von 0:1 in der 75. Minute ab. Aus der Kurve der Inter-Fans waren Feuerwerkskörper auf den Rasen geworfen worden. Einer davon verletzt Milan-Torwart Dida an der Schulter. Nach Diskussionen mit seinen Schiedsrichter-Kollegen schickte Merk beide Teams zunächst in die Kabinen, pfiff die Partie aber nach Rücksprache mit dem Uefa-Offiziellen nach 15 Minuten wieder an. Als daraufhin sofort wieder Feuerwerkskörper und Flaschen aus der Inter-Kurve auf den Rasen flogen, brach der deutsche Top-Referee das Viertelfinal- Rückspiel endgültig ab. Die Uefa wertete das Spiel mit 3:0 für Milan. (mit dpa/sid)