Dortmund/Gelsenkirchen. Nach den Ausschreitungen von BVB-Anhängern beim Revierderby auf Schalke am vergangenen Samstag haben die Fanprojekte beider Vereine Stellung bezogen. In einer gemeinsamen Erklärung fordern sie ein Ende der Krawall-Spirale, in der Aktionen von der einen Seite jeweils Reaktionen der anderen provozieren. Es sei an den Ultras, “sich ihrer Verantwortung bewusst zu werden und dieser Entwicklung etwas entgegenzusetzen“.

Drei Tage lang sind sie stumm geblieben, haben keine Stellung genommen zu den Ausschreitungen beim von BVB-Anhängern beim Revierderby auf Schalke. Am Mittwoch aber haben sich auch die Fanprojekte von Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04 zu Wort gemeldet - in einer gemeinsamen Pressemitteilung.

"Natürlich ist auch uns die über Jahrzehnte gewachsene Rivalität der beiden Vereine und ihrer Anhänger bewusst", schreiben die beiden Fanprojekte. Aber: Das müsse sich auf den Sport beschränken. Am vergangenen Samstag, "vor allem aber auch in den letzten Wochen und Monaten" seien "Grenzen von beiden Seiten überschritten worden, die nicht akzeptabel sind."

"Das war beim Derby schon immer so" zieht nicht

Revierderby hin, alte Animositäten her: "Es kann und darf nicht sein, dass gegenseitige Gewaltandrohungen und -anwendungen mit der Rivalität und dem Satz 'das war beim Derby schon immer so' gerechtfertigt und somit als legitim angesehen werden."

In ihrer gemeinsamen Stellungnahme verurteilen die Fanprojekte den gezielten Einsatz von Raketen und anderen Feuerwerkskörpern als "mindestens eine in Kauf genommene, möglicherweise gar schwere Körperverletzung". Und damit schadeten die Randalierer vor allem den Interessen der Fußballfans: Solche Straftaten, so betonen die Fanprojekte, würden "der Fankultur die Luft zum Atmen nehmen" - und am Ende denen in die Hände spielen, "die von jeher auf Verbote setzen".

Gewalttätige Auseinandersetzungen werden heroisiert

Die von DFL, Land und den Städten finanzierten Fanprojekte nehmen aber auch die Ultras beider Vereine in die Pflicht: Es gebe ihnen zu denken, dass "insbesondere Teile der jungen Generationen von BVB- und Schalke-Fans gewalttätige Auseinandersetzungen heroisieren und sich selbst (wie auch das Ultradasein) zunehmend über derartige Handlungen zu definieren scheinen".

Die Fanprojekte beklagen eine Art Krawallspirale: "Es ist mittlerweile zu einem Kreislauf von Aktionen und Reaktionen gekommen, der immer wieder mit inakzeptablen Handlungen der jeweils anderen Seite gerechtfertigt und somit am Leben gehalten wird." Da seien die Ultras gefordert, "sich ihrer Verantwortung bewusst zu werden und dieser Entwicklung etwas entgegenzusetzen".

Kurz vor dem Anpfiff des Revierderbys am 26. Oktober hatten vermummte Randalierer im Dortmunder Fan-Block unter anderem Bengalos abgebrannt und Raketen auf die Tribüne geschossen. Auch im Block selbst wüteten die Anhänger und zerstörten eine Plexiglasscheibemit. Schiedrichter Knut Kircher hatte die beiden Mannschaften zunächst wieder in die Kabinen geschickt und die Partie erst fünf Minuten später angepfiffen. (WE)