Düsseldorf. . Zahlreiche Ausfälle hat Bundestrainer Joachim Löw bei der deutschen Nationalmannschaft vor dem WM-Qualifikationsspiel am Freitag gegen Irland zu beklagen. Wie er die Offensive aufstellen wird, ist daher noch nicht klar. Löw äußerte sich vor dem Spiel auch zu der Situation um Dortmunds Mats Hummels.

Die Mittagessenszeit wird bei der Nationalmannschaft üblicherweise so streng eingehalten wie beim Bund oder in der Kindertagesstätte. Als Joachim Löw ganz knapp vor halb zwei am Mittwoch einem schwarzen Van entstieg, war er also in Eile. Die Spieler warteten auf ihn, die Mahlzeit auch. Den Bundestrainer hielt das aber nicht davon ab, vor dem Düsseldorfer Hotel Hyatt noch Autogramme zu geben und für Handyfotos zu posieren. Hier ich, da der Mann, der bei der aktuell wichtigsten deutschen Mission die Verantwortung zu schultern hat. Löw selbst würde bei der Bildinterpretation natürlich nicht so weit gehen. Dass der Ausgang der WM-Qualifikationspartie gegen Irland am Freitag in Kölns Arena (20.45 Uhr, ARD und live in unserem Ticker) das Wohlbefinden der Fußballnation entweder verbessern oder brutal verschlechtern wird, steht allerdings außer Frage.

Löw öffnete Leverkusens Kießling die Tür nur für den Bedarsfall

Die positive Nachricht: Um eine Mission impossible, um eine Mission, deren Ziel eigentlich gar nicht erreicht werden kann, handelt es sich nicht. Die formalen Voraussetzungen sind sogar besonders gut. Deutschland führt die Tabelle der Gruppe C mit 22 Punkten vor den Schweden an, die 17 Zähler auf dem Konto haben und gegen die es in der letzten Qualifikationsbegegnung am kommenden Dienstag in Stockholm geht. Ein Heimsieg bedeutet: Für den kommenden Sommer darf die Reise nach Brasilien gebucht werden. Und dass der Bundestrainer trotz zahlreicher Ausfälle (Reus, Gündogan, Lars und Sven Bender, Podolski, Schmelzer, Gomez, Klose) ein spektakuläres Elitetrüppchen in den Einsatz schicken kann, bietet doch einen weiteren Vorteil. Zumindest im Spiel.

Auch interessant

Im Vorfeld fühlte sich Löw dazu veranlasst, ein paar Salven in die Luft zu feuern, zur eigenen Standortbestimmung und zur Mahnung. Die durch die Verletzungen von Miroslav Klose und Mario Gomez, des Sturmstammpersonals, aufgefrischte Debatte um ein Comeback von Stefan Kießling, hatte dem Bundestrainer offensichtlich missfallen. Grundsätzlich hielt er fest, sei er kein „Fähnlein im Winde“. Entscheidungen würden „autark“ gefällt, in nicht auf die Gesamtbevölkerung erweiterter Runde, sondern im Führungsgremium der Nationalelf. Für Kießling öffnete Löw die Tür dennoch noch einmal. Durchschlüpfen funktioniert jedoch lediglich im Bedarfsfall: „Dann habe ich die Nummer von Stefan.“

Hummels wird wohl gegen Irland wie zuletzt keinen Rasenkontakt aufnehmen

Mats Hummels, der geäußert hatte, dass man beim Deutschen Fußball-Bund Kritik nicht gern höre, nahm sich der Bundestrainer beim Großreinemachen ebenfalls vor: „Dass man beim DFB keine Kritik äußern darf, ist mir neu. Und das habe ich ihm auch gesagt.“ Weil Löw selten diesen Weg des Zweiergespräches mit anschließender Verkündung des Gesprächsinhaltes wählt, darf der Dortmunder das wohl interpretieren als: Mahnung, als Aufforderung dazu, seine Rolle in der zweiten Reihe des Ensembles auszufüllen, als könne er sie still genießen. Gegen Irland, das hat der Bundestrainer im Nebensatz geklärt, wird Hummels wie bereits gegen Österreich und die Färöer keinen Rasenkontakt aufnehmen: „Aktuell spielen andere.“

Auch interessant

In der Innenverteidigung nämlich Per Mertesacker und Jerome Boateng. Außerdem, hat der Chef verraten, „beginnt Marcell Jansen“ auf der linken Defensivseite. Und Philipp Lahm wird von ihm nicht wie vom Bayern-Kollegen Pep Guardiola zuletzt ins Mittelfeld verschoben: „Zuerst plane ich mit ihm als rechtem Verteidiger.“ Davor, hat Löw offenbart, positionieren sich in der Schaltzentrale Sami Khedira und Bastian Schweinsteiger. Der Rest ist Offensive, der Rest ist Rätselraten, ein Rätselraten, bei dem nicht klar ist, in welche Kästchen der Name des Bayern Thomas Müller eingetragen werden soll.

Die Positionsdarstellung von Bayerns Thomas Müller

Wahrscheinlich wird dem Schalker Julian Draxler das Pöstchen auf der linken Flanke übertragen werden. Von Müller denkt allerdings nicht allein sein Vereinskamerad Schweinsteiger, dass der alles beherrscht. Irgendwie: „Thomas ist ein Spieler, der viele Positionen spielen kann, und der sie immer auf besondere Art darstellt.“ Die Positionsdarstellung „Sturmspitze“ zum Beispiel gelingt Müller mit München in bemerkenswerter Weise. Die Positionsdarstellung „Rechts draußen“ wird ihm jedoch gewöhnlich im nationalen Kreis abverlangt. Und hinter der Spitze tut er sich von Zeit zu Zeit hervor durch gelungene Darstellung. Wie auch immer. Dass für den Bundestrainer selbst dieser Personalsituation eine Vielzahl an Variationen möglich sind, ist kaum als schlechtes Zeichen zu deuten.

Außer vielleicht von den Iren? Müller im Auge des Sturms, Mesut Özil dahinter, Andre Schürrle rechts? Oder Müller vorn, Toni Kroos dahinter, Özil rechts? Oder Özil vorn, Kroos dahinter, Müller rechts? Oder doch eine kleine Überraschung mit Max Kruse, dem Gladbacher? Kann den Iren so gleichgültig sein wie Müller die Positionsdarstellung auf dem Papier. Er ist ja ohnehin gern überall.