Stuttgart. Mit Blick auf die Geschichte sollte der VfB Stuttgart die Reise nach Berlin zum Spiel gegen Hertha BSC wohl gar nicht erst antreten.
"Die Statistik sieht echt blöd aus", sagte Sportvorstand Fredi Bobic angesichts einer furchtbaren Auswärtsbilanz gegen den Hauptstadtclub. Vier Siegen und sieben Unentschieden stehen 17 Niederlagen des VfB gegenüber.
"Da müssen wir noch ein bisschen was machen", meinte Bobic - und entschuldigte sich. Denn im Dress der Hertha war der Stürmer im April 2004 mit seinem Tor zum 1:0 an einer Niederlage seiner Stuttgarter direkt beteiligt. "Ich bin mitverantwortlich, tut mir leid."
Nur einmal in den vergangenen 22 Jahren gelang es dem VfB, aus dem Olympiastadion mit einem Sieg im Gepäck abzureisen. Und ausgerechnet vor dem Duell am Freitag zum Auftakt des fünften Spieltags in der Fußball-Bundesliga ist Gastgeber Hertha noch voller Euphorie - dem Aufstieg, einem guten Start mit sieben Punkten aus den ersten vier Partien und 19 Heimspielen ohne Niederlage in Serie seien Dank. "Die haben seit Ewigkeiten nicht mehr zu Hause verloren, da haben sie schon ein gewisses Selbstvertrauen", sagte Bobic.
Für einen Bruch im Spiel der Berliner könnte allerdings der Ausfall von Spielmacher Alexander Baumjohann sorgen. Sein Kreuzbandriss ist zugleich aber auch die Chance für den Brasilianer Ronny, sich nach seinem schlechten Fitness-Zustand zum Ende der Sommerpause bei Trainer Jos Luhukay wieder in den Vordergrund zu spielen. "Anders als in der Vorbereitung habe ich bei der Aufstellung von Ronny jetzt ein richtig gutes Gewissen", sagte der Hertha-Coach.
Auch die Rückkehr von Innenverteidiger Sebastian Langkamp nach seinem Muskelfaserriss wird immer wahrscheinlicher. "Die Signale sind sehr positiv", sagte Luhukay. Endgültig festlegen wollte er sich aber erst nach dem letzten Mannschaftstraining am Donnerstag. Als Alternativen stünden Christoph Janker, Maik Franz und Kapitän Fabian Lustenberger bereit. Auch Linksverteidiger Johannes van den Bergh ist nach seinem Muskelfaserriss wieder einsatzfähig.
Stuttgart dagegen muss auf Neuzugang Mohammed Abdellaoue verzichten. Der Stürmer hat eine Grippe und fährt nicht mit nach Berlin. Ein Fragezeichen steht auch hinter Karim Haggui. Der Innenverteidiger habe im Training am Mittwoch einen Schlag abbekommen. "Er hat eine Prellung", berichtete VfB-Trainer Thomas Schneider von der Blessur seines Last-Minute-Transfers von Hannover 96. Im Kader soll der Tunesier aber wohl stehen, meinte Schneider.
Dass der 40-Jährige als Nachfolger von Bruno Labbadia nun die Verantwortung bei den Schwaben trägt, gefällt Luhukay nicht. "Das Team hat ein Stück mehr Selbstbewusstsein mit dem neuen Trainer", sagte der Niederländer. Das schnelle Umschaltspiel beim 6:2 gegen Hoffenheim, der Bundesliga-Premiere von Schneider, beeindruckte ihn. "Das wird nicht einfach sein, das über 90 Minuten zu unterbinden."
Die Chance auf ein Erfolgserlebnis in Berlin existiert für den VfB also. Und überhaupt, meinte Schneider, gebe es ja auch gute Erinnerungen an die Stadt. "Ich bin dort Pokalsieger geworden." Und mit der B-Jugend des VfB auch deutscher Meister.