London. . Nur noch 90 Minuten bis zum Triple? Der VfL Wolfsburg setzt am Donnerstag im Finale der Champions League gegen Olympique Lyon auf die erfahrenen Torjägerinnen Conny Pohlers und Martina Müller. Als klarer Favorit gelten jedoch die Französinnen.

Als die Sprache auf ihre fortgeschrittene Reife als Fußballerin kommt, schaut Conny Pohlers fast ein wenig verschämt drein. Die 34-Jährige, sonst nie um eine Antwort verlegen, zupft plötzlich schüchtern an ihrem weißen Trikot, dreht den Körper dabei wie ein kleines Mädchen hin und her und erinnert sich an ihren jüngsten Endspielsieg, am Sonntag im nationalen Cup gegen Turbine Potsdam. „Als ich ins Stadion eingelaufen bin, sind mir ein bisschen die Tränen gekommen“, erzählt die Angreiferin vom VfL Wolfsburg, „Und das in meinem Alter. Aber so etwas schafft eben auch nicht jede.“

So etwas: Noch immer zur nationalen Elite zu gehören, obwohl sie im Nationalteam schon lange keine Rolle mehr spielt, weiter Endspiel an Endspiel zu reihen und im Champions-League-Finale gegen Olympique Lyon am Donnerstag nun sogar die Chance auf das Triple zu haben.

Bundesligagrößen scheiterten zuletzt an Finalgegner Olympique Lyon

„Ich gehe davon aus, dass Wolfsburg jetzt erst mal ein Hoch hat“, sagt Turbine-Coach Bernd Schröder, und Bundestrainerin Silvia Neid gibt zu Protokoll: „Es würde mich nicht überraschen, wenn sie auch noch die Champions League gewinnen würden.“

Freundliche Kommentare von Außenstehenden über den Klub, der sich mit Meisterschaft und Pokal gerade die ersten Titel in seinen Trophäenschrank gestellt hat. Deutlich realistischer gehen das Duell gegen die Französinnen dagegen die VfL-Frauen an. Treffen sie doch auf ein perfekt eingespieltes Team, das seit drei Jahren in fast identischer Besetzung zusammen spielt und in den letzten beiden Finals bereits die anderen Bundesligagrößen Potsdam (2011) und Frankfurt (2012) geschlagen hat.

„Olympique Lyon ist der haushohe Favorit – was aber vielleicht gar nicht so schlecht für unsere Köpfe ist“, macht sich Pohlers deshalb auf ähnliche Weise Mut wie ihre Angriffskollegin Martina Müller, die findet: „Wir haben keinen Druck, noch die Champions League gewinnen zu müssen. Die Chancen stehen 50:50, aber keiner wäre traurig, wenn es nicht klappt.“

Schlitzohr Pohlers hat "noch nie ein Finale verloren"

Manche Experten prognostizieren den Wolfsburgerinnen in London gar eine Niederlage mit vier oder fünf Toren Unterschied. Trotz der zuletzt bestens geölten Tormaschinerie des VfL, bei dem neben Pohlers auch Müller (33), die im November 2012 ihr letztes Länderspiel bestritt, gerade einen goldenen Karriereherbst erlebt.

„Martina Müller und Conny Pohlers harmonieren sehr gut miteinander – und beides sind Knipserinnen“, lobt Doris Fitschen, die Managerin des Frauennationalteams, das Offensiv-Duo – in dem Schlitzohr Pohlers vor dem schweren Gang gegen Lyon immerhin auf ihre persönliche Serie verweisen kann. „Der Erfolg über Potsdam“, sagt sie, „war mein sechster Pokalsieg – und ich hab’ noch nie ein Finale verloren.“