Hagen. . Es gibt viele Orte und Möglichkeiten, das Champions-League-Finale zu betrachten. Die Spannbreite reicht vom euphorisierten Fan beim Public Viewing bis zum konzentrierten “Alleingucker“ mit Expertenwissen und dem Zuschauer ohne Fan-Ambitionen. Eine Fan-Typologie gibt den Überblick.

Es soll Menschen geben, die auch während eines WM-Endspiels oder beim bevorstehenden historisch einmaligen deutschen Champions-League-Finale einfach weiter machen mit ihrem Leben, die waschen, putzen, kochen, musizieren oder vielleicht sogar heiraten. Das ist natürlich völlig absurd. Da sind wir Fußball-Fans uns einig. Komplett. Aber danach beginnen wir, uns deutlich zu unterscheiden. Denn auf die Frage „Wie guckst Du?“ gibt es sehr verschiedene Antworten. Wer sie systematisiert, erhält: eine Fan-Typologie.

Der Konzentrierte

Guckt am liebsten alleine. Weil ihm dann keiner dazwischenredet und mit unqualifizierten Bemerkungen sein Expertentum stört. Schon der Fernsehkommentator nervt ihn deshalb gehörig. Sein Gegenpart ist...

Der Massen-Euphoriker

Für ihn zählen vor allem die Stimmung und das Gemeinschaftserlebnis. Dafür nimmt er Rippenstöße, Bierduschen und schlechte Sicht in Kauf. Sein bevorzugtes Habitat sind Public-Viewing-Veranstaltungen, aber notfalls tut es auch eine Kneipe. Hauptsache, es ist richtig voll.

Dem Konzentrierten wäre das nicht ernsthaft genug. Nach Spielschluss stößt er dennoch gerne dazu, um den anderen das Ergebnis zu erklären. Es hört ihm aber keiner zu. Deshalb wechselt er manchmal die Kategorie und wird...

Der Familienmensch

Er schaut mit den Kindern. Vorzugsweise Söhnen. Und die Frau bekommt in der Halbzeitpause noch einmal das Abseits erklärt. So war das früher. Inzwischen ist aber manchmal die Frau und Mutter die Expertin, und die Kinder schicken den Vater in den Garten, damit er nicht so stört. Als Familienersatz taugen auch Freundeskreise, sofern die Rollen fest verteilt sind. Denn alles andere lenkt bloß vom Spiel ab.

Der Watzke

Schließt sich auf der Toilette ein und hält sich die Ohren zu, wie der BVB-Geschäftsführer kürzlich in Madrid. Genaugenommen handelt es sich bei ihm aber nur um eine Untergruppe von...

Der Ängstliche

Zu ihr gehörte in seinen letzten Lebensjahren auch der 54er-Weltmeister Fritz Walter, der sich mit Rücksicht auf sein Herz nicht mehr ins Stadion wagte, das seinen Namen trägt, und sich Zwischenergebnisse von Vertrauten durchgeben ließ. Aber das fällt eigentlich unter Gesundheitsvorsorge. Reiner Watzke dagegen sind Zuschauer(innen), die in bestimmten Spielphasen vom Fernseher flüchten, weil es „einfach zu spannend ist“ (Zitat meiner Frau). Ganz anders verhält sich...

Der Warmduscher

Diese Kategorie entspringt einem persönlichen Erlebnis: Beim Heimspiel gegen Malaga hatte ich die Hoffnung schon aufgegeben und war (nach dem Sport) unter die Dusche gegangen, bevor alles eine wundersame Wendung nahm.

Der FC Bayern München:

Zählt mit 223.985 Mitgliedern (Stand November 2013) zu den mitgliederstärksten Sportvereinen weltweit.

Hat 3.576 offizielle Fanclubs – mit insgesamt knapp 262.000 registrierten Mitgliedern (Stand November 2013).

Gliederte seine Profifußball-Abteilung 2002 in eine Aktiengesellschaft aus.

Ist nach Angaben des US-Wirtschaftsmagazins Forbes etwa 1,85 Milliarden Euro wert.

Rangiert in der Forbes-Liste der weltweit 20 wertvollsten Klubs auf Platz vier.

Verfügt derzeit über einen Profi-Kader mit einem Marktwert von rund 534 Millionen Euro.

Zahlte 2012 bei seinem bislang teuersten Transfer 40 Millionen Euro für Javier Martinez.

Ist deutscher Rekordmeister.

Belegt in der Ewigen Bundesliga-Tabelle Platz eins.

Gewann 24-mal die Deutsche Meisterschaft.

Feierte 16 Titelgewinne im DFB-Pokal.

Gehört mit sieben Europapokalsiegen zu den fünf erfolgreichsten Vereinen auf europäischer Ebene.

Holte fünf Titel in der Königsklasse: 1974, 1975, 1976 (im Europapokal der Landesmeister) sowie 2001 und 2013 (in der Champions League).

Triumphierte 1967 im Europapokal der Pokalsieger.

Feierte 1996 den Titelgewinn im Uefa-Pokal.

Ist neben dem FC Barcelona, Juventus Turin und Ajax Amsterdam einer der Vereine, die alle europäischen Pokalwettbewerbe gewannen.

Wurde am 27. Februar 1900 im Restaurant „Gisela“ in Schwabing gegründet

Verdankt seine Gründung elf Fußballern, die sich vom MTV München abspalteten, weil sie ihren Sport nicht genug gefördert sahen.

Hatte nach der Gründung die Vereinsfarben Farben Blau-Weiß.

Trainierte anfangs auf dem Schyrenplatz im Münchner Stadtteil Giesing.

Gewann sein erstes Spiel im März 1900 an der Schyrenstraße gegen den 1. Münchner FC mit 5:2.

Hieß zwischen 1906 und 1919 „F.A. Bayern im Münchner SC“ – durch einen Zusammenschluss mit dem Münchner Sport-Club.

Löste nach der Fusion das Blau-Weiß der Gründungszeit durch weiße Hemden und rote Hosen ab.

Brachte mit Max Gablonsky 1910 seinen ersten Nationalspieler hervor.

Trennte sich 1919 vom Münchner SC, um mit dem Turnverein Jahn zum TuSpV Bayern zu fusionieren.

Trennte sich 1924 vom TuSpV Bayern, um fortan nur noch als eigenständiger Verein unter dem Namen FC Bayern München anzutreten.

Gewann 1926 erstmals die Süddeutsche Meisterschaft.

Wurde 1932 durch ein 2:0 über Eintracht Frankfurt erstmals Deutscher Meister.

Übernahm nach dem Titelgewinn 1932 für rund 400 Arbeitslose, die zum Spiel nach Nürnberg gereist waren, die Kosten für Übernachtung und Eintrittskarten.

Feierte seine erste Meisterschaft im Münchener Löwenbräukeller.

Verlor nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten an Bedeutung, da jüdische Funktionäre, Spieler und Trainer den Klub verließen.

Erstarkte wieder nach Kriegsende 1945, als die alte Vereinsspitze zurückkehrte.


Wollte 1957 nicht am DFB-Pokal teilnehmen, um Reisekosten zu sparen.

Trat dann aber doch an, weil Trainer Willibald Hahn bei der Vereinsführung protestierte.

Gewann durch einen 1:0-Sieg gegen Fortuna Düsseldorf 1957 erstmals den DFB-Pokal.

Bekam 1957/58 wegen einer sogenannten „Überbezahlung“ seiner Spieler vier Punkte abgezogen.

Trat 1962/63 erstmals im Messestädte-Pokal an.

Schied im Viertelfinale des Wettbewerbs gegen Dinamo Zagreb aus

Setzte ab 1962 unter Präsident Wilhelm Neudecker konsequent auf die Jugend.

Bekam bei der Bundesliga-Gründung 1963 eine Startplatz-Absage erteilt.

Kickte 1963/64 in der neu geschaffenen Regionalliga, während Stadtrivale TSV 1860 München in der Bundesliga spielte.

Besiegte bei der Pflichtspiel-Premiere des 18-Jährigen Franz Beckenbauer, der auch einen Treffer erzielte, den FC St. Pauli im Juni 1964 mit 4:0.

Gewann im Sommer 1964 das Tauziehen um Gerd Müller vom TSV Nördlingen.

Lockte den späteren „Bomber der Nation“ mit einem Profi-Vertrag, während der TSV 1860 ihm nur einen Amateurvertrag anbot.

Spielte unter Trainer Zlatko „Tschik“ Cajkovski ab 1964 erfolgreichen Offensivfußball.

Wurde 1965 mit einem Rekordtorverhältnis von 146:32 Meister der Regionalliga Süd.

Landete in seiner ersten Saison mit Gerd Müller, der 33 Tore in 26 Spielen erzielte, einen Volltreffer.

Stieg im Berliner Olympiastadion mit einem 8:0-Sieg gegen Tennis Borussia Berlin am 26. Juni 1965 in die Bundesliga auf.

Gewann 1966 zum zweiten Mal den DFB-Pokal – mit einem 4:2-Sieg gegen den Meidericher SV.

Holte 1967 den Titel im Europapokal der Pokalsieger – durch einen 1:0-Erfolg gegen die Glasgow Rangers nach Verlängerung.

Besiegte die Schotten durch den Treffer von Franz Roth, der zwei Jahre zuvor in der Kreisliga C gekickt hatte.

Landete 1967/68 auf Platz fünf – und zum ersten Mal vor dem TSV 1860 München (12.).

Überholte den Stadtrivalen in dieser Saison auch in der Zuschauergunst.

Hält seitdem die städtische Vormachtstellung gegenüber 1860 München.

Verpflichtete 1968 Trainer Branko Zebec, weil Cajkovski zu Hannover 96 wechselte.

Legte unter Zebec deutlich mehr Wert auf eine starke Defensive.

Wurde 1969 erstmals in der Bundesliga Deutscher Meister.

Holte unter Trainer Zebec sein erstes Double.

Bezwang den FC Schalke 04 im DFB-Pokalfinale 1969 mit 2:1.

Läutete im März 1970 mit der Verpflichtung von Trainer Udo Lattek eine noch erfolgreichere Ära ein.

Fand in Borussia Mönchengladbach seinen Rivalen der 70er Jahre.

Holte in den 70er Jahren acht Meistertitel – und damit genauso viele wie Gladbach.

Verpflichtete 1971 Uli Hoeneß und Paul Breitner als 18-Jährige.

Brach in der Saison 1971/72 reihenweise Rekorde.

Blieb nach Saisonbeginn über 14 Spieltage ohne Niederlage.

Demütigte Borussia Dortmund am 27. November 1971 mit 11:1

Wurde 1972 Deutscher Meister – mit 55 Punkten und 101 Toren, von denen alleine Gerd Müller 40 erzielte.

Verteidigte den Meistertitel 1973 mit einem 5:1-Erfolg im „Endspiel“ gegen den Tabellenzweiten Schalke 04.

Feierte 1974 den dritten Meistertitel in Folge, während Gerd Müller zum dritten Mal hintereinander Torschützenkönig der Bundesliga wurde

Bestritt am 28. Juni 1972 sein erstes Heimspiel im neu erbauten Olympiastadion.

Verbuchte mit dem Olympiastadion deutlich mehr Zuschauereinnahmen als die Bundesliga-Konkurrenz.

Investierte dieses Geld in die Mannschaft, deren Spieler nun die höchsten Gehälter der Bundesliga bezogen.

War 1974 laut Paul Breitner, der zu Real Madrid wechselte, ein „Scheißverein“, in dem „man nicht mal richtig feiern" konnte.

Gewann 1974 als erste deutsche Mannschaft den Europapokal der Landesmeister.

Erzwang im Finale gegen Atlético Madrid mit dem 1:1-Ausgleich durch Georg Schwarzenbeck (119. Minute) ein Wiederholungsspiel.

Feierte zwei Tage später im erneuten Finalduell mit Atlético einen 4:0-Sieg.

Feuerte am 3. Januar 1975 Trainer Udo Lattek nach einem Krisengespräch.

Verpflichtete 1975 Trainer Dettmar Cramer, dessen nüchterne Art ganz im Gegensatz zu Medienmann Lattek stand.

Belegte im Jahr des 75-jährigen Vereinsjubiläums nur Platz zehn in der Bundesliga.

Gewann von 1974 bis 1976 dreimal hintereinander den Europapokal der Landesmeister.

Vollbrachte mit dieser dreifachen Titelserie ein Kunststück, das seitdem keinem anderen Klub mehr gelungen ist.

Gewann 1976 gegen Cruzeiro Belo Horizonte den Weltpokal.

Erlebte im Oktober 1976 ein bitteres Heimdebakel beim 0:7 gegen Schalke 04.

Verfügte einst mit „Breitnigge“ – Paul Breitner und Karl-Heinz Rummenigge – über ein torgefährliches Offensivduo.

Erhielt im Juli 1979 eine Hiobsbotschaft, als sich Torwart Sepp Maier bei einem Autounfall so schwer verletzte, dass er seine Karriere beenden musste.

Blieb zwischen 1975 und 1979 – über fünf Spielzeiten – ohne Meistertitel.

Hatte 1979 mit Uli Hoeneß, damals 27 Jahre alt, den jüngsten Manager der Bundesliga-Geschichte

Feierte in den zehn Spielzeiten zwischen 1979 und 1989 sechs Meistertitel.

Gewann das außergewöhnliche DFB-Pokalfinale 1982 gegen den 1. FC Nürnberg nach 0:2-Rückstand noch 4:2.

Spielte dabei bis zum Abpfiff mit Dieter Hoeneß, der trotz einer Kopfverletzung, die in der Pause ohne Narkose genäht wurde, durchhielt und per Kopf das 4:2 markierte.

Holte im Juli 1983 Udo Lattek zurück, weil unter Trainer Pal Csernai die gewünschten Erfolge ausblieben.

War 1984/85 sowie 2012/13 vom ersten bis zum letzten Spieltag Spitzenreiter der Bundesliga.

Löste mit dem Titelgewinn 1986 den 1. FC Nürnberg als deutschen Rekordmeister ab.

Verpflichtete 1987 Jupp Heynckes, weil Udo Lattek den Verein nach zwei Amtszeiten als Trainer verließ.

Stellte bei der WM 1990 in Italien sechs Nationalspieler, die als Weltmeister zurückkehrten.

Entließ Heynckes im Oktober 1991 nach dem Pokal-Aus in der zweiten Runde gegen den FC Homburg und einer 1:4-Pleite gegen die Stuttgarter Kickers.

Beugte sich mit der Entlassung von Heynckes, der die Mannschaft 1989 und 1990 zum Meistertitel geführt hatte, auch dem öffentlichen Druck.

Gewann 1996 unter Trainer Franz Beckenbauer in den Finalduellen gegen Girondins Bordeaux den Uefa-Pokal.

Verlor das denkwürdige Champions-League-Finale 1999 durch einen Doppelschlag von Manchester United in der Nachspielzeit mit 1:2.

Feierte im Frühjahr 2000 sein 100-jähriges Vereinsjubiläum.

Holte 2001 gegen den FC Valencia durch einen 5:4-Sieg nach Elfmeterschießen seinen vierten Titel in der Königsklasse.

Verdankte den Triumph Torwart Oliver Kahn, der drei Elfmeter parierte.

Gewann im November 2001 durch einen 1:0-Sieg gegen die Boca Juniors zum zweiten Mal nach 1976 den Weltpokal.

Zog zur Saison 2005/06 in die neu gebaute Allianz-Arena um.

Investierte 2007 die Rekordsumme von 70 Millionen Euro für die neue Saison.

Kassierte 2012/13 in 34 Spielen nur 18 Gegentreffer, womit Manuel Neuer den Rekord von Oliver Kahn brach.

Ernannte Kahn zum Ehrenspielführer des Vereins.

Holte unter Trainer Jupp Heynckes in der Saison 2012/2013 seinen 23. Meistertitel.

Verpflichtete im vergangenen Januar 2013 Trainer Pep Guardiola ab der Saison 2013/14.

Unterlag 2012 dem FC Chelsea im dramatischen Heim-Finale der Champions League 4:5 nach Elfmeterschießen.

Feierte am 25. Mai im Londoner Wembley-Stadion gegen Borussia Dortmund den fünften Titel in der Königsklasse - und holte als erster deutscher Klub das Triple.

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Sollte Dortmund gegen Bayern kurz vor Schluss also in Rückstand liegen, würde ich mich verpflichtet fühlen, das zu wiederholen. Ein ganzes Spiel unter der Dusche möchte ich meiner Haut nicht zumuten. Aber auch hier handelt es sich nur um den Spezialfall eines weit verbreiteten Fan-Typs namens...

Der Abergläubische

Sein Zuschauverhalten ist durch Rituale bestimmt. Er fühlt sich verpflichtet, Situationen nachzustellen, die früher Erfolg brachten: das gleiche Hemd, das gleiche Bierglas, der gleiche Bart. Das kann sehr weit gehen: Wer 1997 gegen Turin auf Dienstreise in Japan war, muss sie möglicherweise wiederholen. Wer unglücklich am Fernsehen oder Radiohören gehindert wurde, muss erneut verzichten. So opfern sich Fans für das Wohl ihres Vereins. Ihr Feindbild ist...

Der Ignorant

Er setzt sich vor den Fernseher und will einfach nur ein schönes Spiel sehen. Ihm ist es egal, wie es ausgeht. Das macht sein Leben sinnlos, aber leicht. Besser hat es nur...

Der Glückliche

Er hat Karten für Wembley.