Essen. . Erneut steht mit Felipe Santana ein Fußballer vor dem Wechsel vom schwarz-gelben BVB-Trikot ins blau-weiße Schalke-Dress. Die Diskussion um den verrufenen Übertritt zum Erzrivalen lässt nicht lange auf sich warten. Obwohl der Wechsel für Santana aus sportlicher Sicht lukrativ wäre. Ein Kommentar von Dirk Graalmann.

Darf man das? Der bevorstehende Wechsel des Dortmunder Innenverteidigers Felipe Santana zum Reviernachbarn FC Schalke 04 provoziert die bekannten Reaktionen, reaktiviert eine alte, nicht tot zu kriegende Debatte. Darf ein Spieler, der das BVB-Trikot getragen hat, zum Erzrivalen wechseln? Kann sich ein Schalker je im schwarz-gelben Dress wohl fühlen?

Schalke-Transfer ist für Santana lukrativ, für die Fans jedoch pikant

Die Antwort aus Sicht des Spielers ist, nicht erst seit Zeiten von Ingo Anderbrügge oder Andreas Möller, relativ simpel. Ja, er kann, denn er ist Fußball-Profi - und zur professionellen Ausübung seines Berufs gehört, den Arbeitgeber zu wechseln, wenn die eigene Aufstiegschance nicht vorhanden und ein Transfer dagegen in vielerlei Sinne lukrativ erscheint.

Im Falle Santana liegt das Sportliche auf der Hand: Beim BVB galt und gilt der Brasilianer als der wohl beste dritte Innenverteidiger der Liga – allerdings hinter dem gesetzten Stamm-Duo Mats Hummels und Neven Subotic. Santanas Einsatzzeiten sind beschränkt, der Sprung in die Stammformation nicht absehbar. Beim FC Schalke, immerhin auch gefühlter Dauergast in der Champions League, dagegen darf sich der Brasilianer bessere Chancen ausrechnen.

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Ist sein Wechsel dann verwerflich? Keine Frage, er ist pikant. Vor allem, seit Santana mit dem Last-Minute-Treffer beim „Wunder“ gegen Malaga einen festen Platz in der schwarz-gelben Historie gekapert hat. Die Klub-Verantwortlichen werden diesen Deal sehr anständig und nüchtern über die Bühne bringen.

Irritiert, entrüstet, gar feindselig sind im Zweifel die Anhänger der Klubs. Sie haben sich ihrem Verein verschrieben, ganz gleich, wo er steht, ganz gleich, wie er sich präsentiert. Die Liebe ist nicht austauschbar, sie ist nicht zu ersetzen, an ihre Stelle kann niemand anderes treten. „Seinen Verein kann man sich nicht aussuchen.“ Dieser Satz aus dem literarischen Fußball-Klassiker ‚Fever Pitch’ von Nick Hornby gilt. Uneingeschränkt. Es ist der Satz derer, die dem Fußball seine Faszination verleihen. Das sind nicht die Herren-Fußball-Profis, sondern die Millionen Menschen, die dem Zirkus erst seinen Glanz verleihen. Es sind, im wahrsten Wortsinne, die wahren Amateure. Echte Liebhaber. Und zu deren Leben, zu einer echten Liebe gehören auch schmerzliche Enttäuschungen.