Düsseldorf.. Bei der Mitgliederversammlung des Verbandes Westdeutscher Sportjournalisten lobte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach Sportdirektor Robin Dutt in den höchsten Tönen und betont erneut, dass Deutschland bei der paneuropäischen Fußball-EM 2020 in jedem Fall Ausrichter sein wird.
Unter seinen alten Kollegen fühlte sich Wolfgang Niersbach sichtlich wohl. Daran konnte auch die von der plötzlichen Rückkehr des Winters erschwerte Anreise in die Heimatstadt Düsseldorf nichts ändern. Dass ihm der Verband Westdeutscher Sportjournalisten auch noch die Ehrennadel in Gold verlieh, war nicht nötig, um ihn daran zu erinnern, dass er gerade ein doppeltes Jubiläum hinter sich hat. Am 2. März jährte sich zum ersten Mal sein Dienstantritt als DFB-Präsident, doch das für Niersbach „noch bedeutsamere Datum“ ist bereits 40 Jahre her.
„Am 9. März 1973, einem Freitag, das weiß ich noch genau, habe ich meinen ersten Dienst als Journalist gehabt“, sagte Niersbach: „Die beiden Jubiläen in dieser Woche haben mir wieder einmal klar gemacht, dass ich in meinem beruflichen Leben sehr viel Glück hatte. Deshalb bin ich ein recht glücklicher und zufriedener Mensch.“
Keine Kampfabstimmung gegen die Türkei
Baustellen gibt es für den DFB-Präsidenten dennoch genug. Es waren sicher 20 Themen, zu denen sich Niersbach im Kreise der alten Berufsgenossen äußern musste. Er antwortete launig, aber doch klar und prägnant. Bei der paneuropäischen EM 2020 wird Deutschland sicher Gastgeber sein, das ist für Niersbach klar. Der DFB erwägt auch weiterhin die Bewerbung um die Finalspiele, will aber keinesfalls eine Kampfabstimmung gegen den Favoriten Türkei. Istanbul gilt auch als Anwärter für die Olympischen Spiele 2020, die Entscheidung über den Olympia-Gastgeber fällt drei Tage, bevor der DFB entscheidet, mit welcher Stadt er sich bewerben wird.
Mit der EM 2020 hat man beim DFB nicht zuletzt wegen der eigenen Ambitionen seinen Frieden geschlossen, auch wenn das Turnier mit Spielstätten auf dem gesamten Kontinent „kein Format für die Ewigkeit ist“, wie Niersbach betonte. Doch schwerer im Magen liegt nicht nur ihm die WM 2022 in Katar. „Es ist so entschieden, ich kann es nicht ändern“, sagte der 62-Jährige, nun etwas diplomatischer: „Aber dass es im Sommer nicht möglich ist, zu spielen, hätte man vorher schon wissen können.“ Dass er eine Verlegung in den Winter als Lösung erachtet, hatte Niersbach schon zuvor erklärt. „Im Januar sind die Bedingungen dort sensationell“, ergänzte er nun.
Niersbach lobt Löw, Dutt und Sammer
Zufrieden ist Niersbach auch mit seinen Leitenden Angestellten. Dass er Bundestrainer Joachim Löw für einen „erstklassigen Trainer“ hält, war bekannt: „Das kann ich immer nur wiederholen.“ Doch auch Sportdirektor Robin Dutt hat die Erwartungen des DFB-Bosses bisher erfüllt. „Wir sind sehr zufrieden mit ihm“, sagte Niersbach und betonte, dass der frühere Bundesliga-Trainer „keine Notlösung“ sei. Im Gegenteil: Für den geplanten Bau des DFB-Leistungszentrums sei Dutt „einer der führenden Köpfe“. Gleichwohl sei „immer noch offen, ob das Leistungszentrum realisiert und finanziert werden kann“.
Dutts Verpflichtung im vergangenen Sommer war auch kritisch gesehen worden, weil der 47-Jährige bei Bayer Leverkusen nach nicht einmal einer Saison entlassen worden war. „Dass einige Dinge in Leverkusen nicht glücklich gelaufen sind, ist Fakt“, sagte Niersbach: „Ich habe damals mit Rudi Völler gesprochen (Sportdirektor in Leverkusen, d. Red.). Er hat mir gesagt, dass es vom Fachlichen her keinerlei Bedenken geben kann.“
Unterdessen bestätigte Niersbach offiziell, dass er Dutts Vorgänger Matthias Sammer nur wegen dessen „Bayern-Klausel“ im Vertrag zu Rekordmeister Bayern München habe ziehen lassen. „Hätte es diese mündliche Absprache nicht gegeben, hätten wir ihn sicher länger behalten“, sagte der DFB-Boss: „Aber Matthias hatte sich das als einzige Ausnahme zusichern lassen. Und irgendwann hat er mich dann an mein Versprechen erinnert. Und was wahr ist, muss wahr bleiben.“
„DFB hat keinen Erbhof“
Da er auch ein Mann der Tat ist, kandidiert Niersbach am 24. Mai in London für einen Sitz im Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union (UEFA). Dass er auch gewählt wird, sei aber „keine Selbstverständlichkeit. Der DFB hat keinen Erbhof.“ Gerhard Mayer-Vorfelder, einer seiner Vorgänger, habe „eine solche Wahl auch schon mal verloren“.
Dass Niersbach dies passieren wird, gilt als unwahrscheinlich. Doch weil er „nicht auf einmal ein Staatsmann“ sei, kehrt er auch immer wieder zu seinen alten Kollegen zurück. Dies genoss er am Dienstag sichtlich. Auch wenn wegen des Schneechaos sein Abendprogramm umstellen musste: Das Champions-League-Spiel von Schalke 04 gegen Galatasaray Istanbul verfolgte Niersbach vor dem Fernseher in Frankfurt/Main statt wie geplant auf der Tribüne in Gelsenkirchen. (sid)