Andria. Eine 0:1-Niederlage als Warnschuss: DFB-Trainer Rainer Adrion verbuchte den deutschen Fehlstart ins EM-Jahr als lehrreiche Erfahrung für die deutschen Junioren. Vor allem in der Defensive sieht der DFB-Trainer noch Luft nach oben.

Die Adria rauschte keine zehn Kilometer entfernt, von Sandstrand hatte die deutsche U21-Nationalmannschaft nach dem Fehlstart ins EM-Jahr aber vorerst genug. Mit „holpriges Spielfeld“ fand Sebastian Rode noch eine höfliche Umschreibung für den braunen Rasen in Andria, auf dem die DFB-Junioren gegen Italien nach einer mäßigen Leistung mit 0:1 (0:0) verloren hatten. „Auf einem Feld wie diesem kann eine einzige Aktion entscheidend sein“, sagte der Mittelfeldspieler von Eintracht Frankfurt.

Deutsche U21-Auswahl muss vor allem in Defensive besser werden

Den besseren „Sandkasten“, der zu allem Überfluss kurz vor Anpfiff von starkem Regen aufgeweicht worden war, wollte das deutsche Team allerdings nicht als Entschuldigung für die erste Niederlage seit Mai 2011 gelten lassen. „In der zweiten Halbzeit haben wir die Qualität und das Tempo nicht halten können. Daher geht das Ergebnis in Ordnung“, sagte Trainer Rainer Adrion. Für die deutsche U21 ging damit eine Serie von 14 Spielen ohne Niederlage zu Ende.

Besonders in der Defensive wartet auf Adrions Mannschaft bis zur EM im Juni noch viel Arbeit. Bestes Beispiel war das Siegtor von Liverpool-Angreifer Fabio Borini (59.), das Neapels Jungstar Lorenzo Insigne nahezu ungehindert vorbereiten durfte. Lasse Sobiech (SpVgg Greuther Fürth) und Matthias Ostrzolek (FC Augsburg) ließen Insigne gewähren, seine Hereingabe drückte Borini mühelos über die Linie. „Das ist die Lehre aus diesem Spiel für die EM: Man muss in jeder Szene hochkonzentriert sein“, sagte Torhüter Bernd Leno.

Ende März soll der letzte Test gegen Israel für nötigen Feinschliff sorgen

Lernen konnte das DFB-Team aus dem Vergleich mit dem fünfmaligen U21-Europameister in der Tat viel, nicht zuletzt in Sachen Kaltschnäuzigkeit, Leidenschaft und Siegeswille. Besonders nach der Pause waren die „Azzurrini“ dem deutschen Nachwuchs stets einen Schritt voraus, wirkten wacher und eingespielter. „Wir haben den Gegner bewusst so gewählt, obwohl wir bei der EM auch im Halbfinale gegen Italien spielen können“, hatte Adrion schon vor Anpfiff über den Härtetest gesagt.

Ein zehntägiger Lehrgang und der einzig noch verbleibende Test am 24. März bei EM-Gastgeber Israel sollen dem Team nun den nötigen Feinschliff für die Endrunde verschaffen. Dann kehrt auch Kapitän Lewis Holtby zurück, dem Adrion nach dem Wechsel von Schalke 04 zu Tottenham Hotspur für die Italien-Reise frei gegeben hatte. Verletzt abgesagt hatten zudem die Stürmer Kevin Volland (1899 Hoffenheim) und Peniel Mlapa (Borussia Mönchengladbach).

Deutschland bleibt für Italien trotz der Niederlage einer der EM-Favoriten

Mut machte der deutschen Mannschaft immerhin die erste Halbzeit. „Damit war ich zufrieden“, sagte Adrion, „Organisation und Zweikampfverhalten waren in Ordnung. Das ist das Niveau, das wir bei der EM brauchen werden.“ Das Team habe „die erste Hälfte phasenweise dominiert“, meinte auch Rode, der den großen Traum vom Titel weiterhin für realisierbar hält: „Bis zur EM ist noch eine Menge Zeit, so dass wir gut vorbereitet ins Turnier gehen werden.“

Das glauben auch die Italiener. „Deutschland bleibt einer der EM-Favoriten“, sagte Trainer Devis Mangia nach dem Spiel.

Zumindest auf einen besseren Rasen darf der deutschen Nachwuchs in Israel hoffen. Im neuen Stadion von Netanya, wo das DFB-Team gleich zwei Spiele der Vorrunde absolvieren wird, erstrahlte das Feld am Mittwoch beim Länderspiel zwischen Israel und Finnland in sattem Grün. (sid)