Als Nachfolger von Gerhard Mayer-Vorfelder war Theo Zwanziger mit einem Riesenbonus angetreten. Den hatte er bereits komplett verspielt, als er Anfang des Jahres zurücktrat. Mit seiner Autobiographie beschädigte er jetzt auch das Amt des DFB-Präsidenten. Ein Kommentar.
Dickkopf, Besserwisser, respektloser Macho: Wer Uli Hoeneß mit diesen Attributen belegt, findet gewöhnlich den Beifall vieler Fußballfreunde. Theo Zwanziger freilich sollte sich da nicht zu sicher sein. Denn es ist ein Unterschied, ob professionelle Kritiker sich zu einer der wichtigsten Persönlichkeiten des deutschen Fußballs äußern oder der langjährige Präsident des größten Sportfachverbandes der Welt.
Letztlich beschädigt Zwanziger mit seiner – von „Bild“ promoteten – verbalen Attacke weniger den über ein bekannt hohes Polarisierungspotenzial verfügenden Bayern-Präsidenten als sich selbst und vor allem das Amt, das er gut sieben Jahre inne hatte. Allein durch das Vorlegen seiner Autobiographie so kurz nach seinem mehr oder erzwungenen Rücktritt bestätigte der 67-Jährige jene Menschen aus seinem Umfeld, die bei ihm zuletzt immer häufiger eine Selbstverliebtheit und Überschätzung der eigenen Bedeutung ausgemacht hatten.
Es riecht nach einem plumpen Rachefeldzug
Sich in seinem Buch explizit mit Hoeneß anzulegen, ist allerdings mehr als das. Es ist ein Zeichen des Verlustes jeglicher Souveränität und riecht nach einem plumpen Rachefeldzug. Offensichtlich hatte ihn der wortgewaltige Münchner allem mit der Kritik an seinem wohlfeilem Verhalten im Weltverband an einem empfindlichen Nerv getroffen.
Noch einmal: Theo Zwanziger hat wenig Neues über Hoeneß gesagt – und hätte doch besser geschwiegen. So wie der Bayern-Macher in diesen Tagen gut beraten gewesen wäre, nicht zum wiederholten Male gegen Jürgen Klinsmann, Louis van Gaal oder Felix Magath nachzutreten, ist doch auch zu diesen Themen längst alles gesagt. Aber was das Nachtragen betrifft, sind Zwanziger und Hoeneß nun einmal Brüder im Geiste.