Dortmund. Der von Fußball-Fans in ganz Deutschland abgelehnte Verhaltens-Kodex wird offenbar doch nicht realisiert. BVB- und Liga-Präsident Dr. Reinhard Rauball hat sich dafür ausgesprochen, die Entscheidung über den Kodex ins Frühjahr zu verschieben. Zuvor müsse noch mit Fans diskutiert werden.
Ein Papier namens "Sicheres Stadionerlebnis" stößt auf Ablehnung bei Deutschlands Fußball-Fans. Der Liga-Verband hatte den 36 Klubs aus Erster und Zweiter Bundesliga bis 22. Oktober Zeit gegeben, mit ihren Fans unter anderem über einen Verhaltenskodex zu diskutieren. Jetzt hat BVB- und Liga-Präsident Dr. Reinhard Rauball empfohlen, die Entscheidung zu vertagen. Erst im Frühjahr solle der Kodex Thema in der Liga-Vollversammlung werden.
Mit dem 1.FC Union Berlin und dem FC St. Pauli hatten sich in dieser Woche bereits zwei Zweitligisten offiziell gegen das Papier ausgesprochen. Die Vereine kritisierten die pauschale Kriminalisierung von Fußball-Fans und bemängelten, dass es dem Konzept an präventiven Maßnahmen fehle. Der Fanausschuss des VfB Stuttgart hatte sich ebenfalls ablehnend geäußert.
Rauball traf sich mit Fanvertretern
Am Mittwoch, 17. Oktober, hatte sich Rauball mit Vertretern der Dortmunder Ultras und anderer Fanclubs getroffen. "Ich habe den Eindruck bekommen, dass es sinnvoll ist, den Gesprächen noch mehr Zeit einzuräumen", so Rauball. Er empfehle daher, den umstrittenen Kodex zunächst aus dem Konzept "Sicheres Stadionerlebnis" auszuklammern. Der Liga-Verband werde sich dennoch am 12. Dezember mit dem Konzept befassen - nur eben ohne den Kodex. Der werde erst bei der nächsten Vollversammlung im Frühjahr 2013 erörtert.
Der BVB wird nun mit den Fanvertretern diskutieren und ausloten, auf welche Grundsätze sich Klub und Anhänger einigen können. "Wir werden dabei um Positionen ringen", kündigt Rauball an. Die Gespräche würden dann über die Fanbeauftragten und den Organisationschef des BVB, Dr. Christian Hockenjos laufen.
Fanabteilung begrüßt Rauballs Entscheidung
"Wir begrüßen Dr. Rauballs Entscheidung", so ein Sprecher von der BVB-Fanabteilung. Es gebe noch viel Diskussionsbedarf, weshalb sich auch die Fanabteilung für eine längere Bedenkzeit ausgesprochen habe. Statt des Kodex' würde er mehr Dialogbereitschaft auf Seiten der Fans und der Polizei begrüßen. "Diese Einsicht muss aber auch von Seiten der Polizei kommen", fordert Boisseree.
Dortmunds Polizeipräsident Norbert Wesseler hatte bei einer Veranstaltung die mangelnde Dialogbereitschaft der Dortmunder Fanszene, insbesondere der Ultras, bemängelt. Rauball hingegen findet lobende Worte: "Die Gespräche mit den Fans haben in einer sachlichen und angenehmen Atmosphäre stattgefunden. Das können wir gerne wiederholen."