Es spricht für die Mannschaft, dass sie in Dublin auf jede Geste des Triumphs verzichtete, vielmehr Altgediente wie Miroslav Klose die jüngste Kritik gar souverän als „berechtigt“ einstuften.

Die Iren nicht der Maßstab

Niemand stellt ja das überragende Potenzial dieser Mannschaft in Frage, auf deren Habenseite inzwischen beeindruckende 13 Qualifikations-Siege in Serie stehen. Doch die Frage, ob dieses Team und, ja, dieser Trainer in den entscheidenden Spielen das Rüstzeug für einen Titelgewinn haben, die ließ sich eben in Dublin nicht beantworten. Ein einziges Spiel, das verkorkste EM-Halbfinale, hat den Glauben daran zweifellos erschüttert. Daran kann auch der, in der Chancenverwertung gnadenlose Kantersieg in Dublin nichts ändern. Am Ende sind die Iren nicht der Maßstab für die Aufgaben, denen sich die DFB-Elf auf dem Weg zum ersehnten Titel wirklich stellen muss.

So wie die makellose EM-Qualifikation mit zehn Siegen kein Garant für ein erfolgreiches Turnier war, so wenig lässt sich aus diesem Schützenfest ableiten, dass die Nationalmannschaft nun gewappnet wäre für den Ernstfall. Dennoch tut dieser Erfolg selbstredend gut; er beruhigt die strapazierten Nerven, lässt unliebsame Fragen verstummen, gibt Joachim Löw Zeit für eine Neuausrichtung – die in der Nacht von Warschau gesäte Skepsis aber kann diese Partie nicht auflösen.

Kein Spiel auf dem Weg nach Brasilien wird das vollends können. Die Erinnerung an Italien, der Zweifel vor den finalen Spielen wird diese Mannschaft, wird diesen Trainer bis zur WM 2014 begleiten. Erst dort, erst in Brasilien, kann sich Joachim Löw endgültig befreien.