Dublin. Was für ein Schützenfest! In Irland setzte sich die deutsche Fußball-Nationalmannschaft im dritten Qualifikationsspiel zur WM 2014 überraschend deutlich mit 6:1 (2:0) durch. Marco Reus erzielte ebenso zwei Tore wie Toni Kroos. Außerdem trafen Miroslav Klose und Mesut Özil.

Es war ein stimmungsvolles Entree im Stadion an der Dubliner Lansdowne Road. Eine irische Dudelsack-Kapelle spielte die deutsche Nationalhymne, so außergewöhnlich wie erhaben – und die DFB-Elf bedankte sich für diesen netten Empfang auf ihre Art: Mit 6:1 (2:0) demontierten sie die Iren, liegen in ihrer WM-Qualifikationsgruppe mit neun Punkten in Front und erwarten am Dienstag in Berlin die ebenfalls verlustpunktfreien Schweden (20.45 Uhr, live im DerWesten-Ticker).

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Dabei hätte nach einer halben Stunde nicht einmal Joachim Löw auf diesen Kantersieg getippt. „Mehr Struktur, mehr Klarheit“, hatte der Bundestrainer vor der Partie angemahnt, die erste halbe Stunde aber war davon nichts zu sehen. Kein Tempo, kein Überraschungsmoment, es war eine zähe Veranstaltung, in der die Iren bei ihren wenigen Vorstößen gar noch mehr Gefahr verströmten.

Reus wundert sich über Fehlentscheidung - und trifft dann doppelt

Natürlich ist ein Spiel gegen zehn Iren im und am eigenen Strafraum nicht vergnügungssteuerpflichtig, doch mit einem Hauch Kreativität wäre den Gastgebern, die sich in ihrer Defensive so dicht versammelt hatten wie am Pub-Tresen, durchaus beizukommen gewesen. So aber mussten die Iren schon den Fehler machen, um der DFB-Elf ihre allererste Chance zu gestatten. John O’Shea vertändelte den Ball im eigenen Strafraum, Marco Reus stibitzte die Kugel und wurde dann vom irischen Kapitän leicht festgehalten, ging zu Boden – doch statt eines vertretbaren Elfmeters entschied der italienische Schiedsrichter Nicola Rizzoli auf Schwalbe; Reus sah Gelb (30.). Der Dortmunder aber wunderte sich nur kurz über diese Fehlentscheidung; und schlug dann doppelt zu.

Nach einer hohen Hereingabe samt guter Ballmitnahme des viel gescholtenen Linksverteidigers Marcel Schmelzer reagierte im Strafraum wieder einmal Reus am schnellsten, schnappe sich die herrenlose Kugel und schoss den Ball unhaltbar unter die Latte – 1:0 (32.). Nur acht Minuten später entschied der Dortmunder die Partie dann vorzeitig. Die Iren waren nach Ballverlust ausnahmsweise nur mit sieben statt neun Mann in der Defensive – und nach dem Querpass vom Jerome Boateng drosch Reus die Kugel aus 15 Metern satt ins lange Eck – 2:0.

Damit war das Spiel gelaufen. „Ich kann keine Wunder vollbringen“, hatte Giovanni Trapattoni, der italienische Trainer der Iren, der Mann mit dem Weihwasser im Sakko, vor der Partie gesagt. Und auch die leidgeprüften wie hartgesottenen irischen Fans wussten zehn Minuten nach dem Wechsel endgültig, dass ihr Coach Recht hatte. Nach einem unnötigen Foul von O’Dea an Miroslav Klose gab Rizzoli dann doch mal Elfmeter: Mesut Özil verwandelte überaus souverän — 3:0 (55.).

DFB-Elf kühl in der Verwertung ihrer Möglichkeiten

Und so brach der zahme irische Widerstand vollends in sich zusammen, die DFB-Elf dagegen zeigte sich gegen die doch arg limitierten Gastgeber überaus kühl in der Verwertung ihrer Möglichkeiten. Erst verwandelte Miroslav Klose nach einem Zuspiel von Basitan Schweinsteiger aus spitzem Winkel zum 4:0 (58.), drei Minuten später traf der eingewechselte Toni Kroos mit perfekter Schusstechnik aus 17 Metern volley, und sieben Minuten vor dem Ende krönte Kroos die unterhaltsamen 60 Minuten mit einem satten Distanzschuss zum 6:0. Erst in der Nachspielzeit traf Keogh für die Iren zum Endstand.

Es war der deutliche Sieg, der zur Stimmungsaufhellung beiträgt – und aus den Lautsprechern erklang zum Abschied der Dudelsack...