Dortmund. Borussia Dortmund erzwingt den 1:0-Sieg gegen das Abwehrbollwerk des 1. FC Köln – paradoxerweise durch ein Eigentor. Ein hochverdienter Erfolg zum Saisonauftakt.

Roman Weidenfellers Taktik ging voll auf. Zum Saisonauftakt stellte er sich im lilafarbenen Torwart-dress vor, mutig kombiniert mit gelber Hose, offensichtlich in der Absicht, Tim Wiese den Titel als Torhüter mit der geschmacklosesten Dienstkleidung streitig zu machen. Der Mut zur Hässlichkeit zahlte sich aus, die abschreckende Wirkung war unübersehbar: Kein Kölner Stürmer wollte sich dieses gewagte Farbenpaar aus der Nähe ansehen, Borussia Dortmunds Schlussmann musste im gesamten Spiel nicht einen einzigen Schuss entschärfen. Zu deutlich war die Überlegenheit seines eigenen Teams. Dass es dennoch nur zu einem 1:0-Sieg reichte, hatte vornehmlich mit der destruktiven Taktik des 1. FC Köln zu tun. Aber auch damit, dass das Team des BVB nach wie vor so strukturiert ist, dass es sich jeden Erfolg hart erarbeiten und geduldig verdienen muss.

Als das Tor endlich fiel, als der eingewechselte Kölner Marvin Matip eine Viertelstunde vor Schluss den von Tamas Hajnal hereingebrachten und von Tinga verlängerten Freistoß unglücklich über die eigene Linie bugsierte, zeigten sich die Dortmunder natürlich enorm erleichtert. Längst war dieses Tor überfällig, längst war es hochverdient, schließlich hatte der BVB nach einer weder intensiven noch inspirierenden ersten Halbzeit nach der Pause deutlich zugelegt und die Kölner Defensivstrategen kaum zum Luftholen kommen lassen. FC-Torwart Faryd Mondragon schwollen im krassen Gegensatz zu Roman Weidenfeller schon die Finger an, und wenn er mal nicht reflexartig reagierte, half ihm das Glück. Ein gegen die Laufrichtung des Torhüters gesteuerter Kopfball des neuen BVB-Stürmers Lucas Barrios strich knapp über die Latte, ein weiterer Kopfball von Felipe Santana klatschte gegen die Querstange.

Trainer und Spieler atmen auf

Wenn sich solche Szenen häufen, bleibt das ungute Gefühl: Ein einziger zielstrebiger Kölner Konter hätte reichen können, um den Spielverlauf zu konterkarieren. Das wusste auch BVB-Trainer Jürgen Klopp, an dessen Art zu jubeln sich ablesen ließ, wie viel Energie auch er gelassen hatte: Er ballte beide Fäuste vor der Brust und riss sie dann ruck-artig nach oben – diesen Sieg brauchten die Borussen, diesen Sieg brauchte auch er.

„Du kannst in Vorbereitungsspielen nie den Finalcharakter simulieren”, erklärte der Trainer. Erst im Liga-Wettbewerb ließen sich den Spielern „noch ein paar Prozent Leidenschaft mehr” entlocken, und dass genau dies gelungen war, stellte ihn richtig zufrieden: „Das Powerplay der zweiten Halbzeit hat uns zum verdienten Sieger gemacht.”

So sahen das auch die Spieler. „Am Ende hat zwar ein Eigentor zum Sieg geführt, aber das ist uns ziemlich egal”, meinte der fleißige Verteidiger Patrick Owomoyela. Auch Nuri Sahin atmete auf: „Wir haben den Glauben bewahrt, weiter Druck ausgeübt und das Tor erzwungen. Einmal musste der Ball reingehen.”

Großes Gedränge im Mittelfeld

Der junge Türke zog in der Zentrale vor der Abwehr klug die Fäden – ein spielstarker Dirigent aus der Defensive heraus. Es war durchaus überraschend, dass Klopp ihn auf dieser Position aufbot und stattdessen den Brasilianer Tinga nach links rücken ließ, doch beide Profis bestätigten ihn mit ihren Leistungen.

Ein Mann wie Sebastian Kehl fällt verletzt aus – und trotzdem ist das Gedränge im BVB-Mittelfeld groß. Mats Hummels und Kevin Großkreutz wurden gegen Köln immerhin eingewechselt, Markus Feulner musste auf der Bank bleiben, Sven Bender und vor allem Florian Kringe gehörten nicht einmal zum Aufgebot. Dass Kringe, jahrelang ein Muster an Beständigkeit und Zuverlässigkeit, seinen Status als Stammkraft verloren hat und nach der deftigen Degradierung Frust schiebt, kommentierte Jürgen Klopp kompromisslos: „Es gibt für mich immer unangenehme Entscheidungen zu treffen”, meinte er, „aber mir ist es lieber so. Jeder Spieler muss damit leben, dass es ab und zu nicht reicht. Ich schmeiße keinem die Tür zu.”