München. Bayern-Coach Jupp Heynckes hat sich nach der öffentlichen Kritik von Sportchef Matthias Sammer noch immer nicht beruhigt. Heynckes wirft Sammer „Populismus“ vor. Dabei hatte der Sportchef kurz zuvor noch behauptet, die Kritik am Team des FC Bayern München sei abgesprochen gewesen.

Trainer Jupp Heynckes hat seinen Sportvorstand Matthias Sammer nach der 1:3-Pleite im Champions-League-Duell beim FC Bate Borissow noch einmal kritisiert. „Er weiß, dass es wichtig ist, diese Dinge in geschlossenen Räumen anzusprechen“, sagte der Coach von Bayern München vor dem Rückflug nach Deutschland am Mittwoch: „Das ist Populismus, und den können wir hier nicht gebrauchen.“

Trainer Jupp Heynckes hatte bereits vor dem Champions-League-Gruppenspiel des Fußball-Rekordmeisters Bayern München bei Bate Borissow einen Rüffel an Sportdirektor Matthias Sammer verteilt. Zur Kritik Sammers an der Mannschaft nach dem 2:0-Sieg bei Werder Bremen sagte Heynckes bei Sky: „Mit der Form, Art und Weise war ich nicht einverstanden, das habe ich ihm auch gesagt. Es ist wichtig, dass man konstruktiv kritisiert, dass es angemessen ist und dass es nicht überzogen ist. Ich denke, dass die Kritik überzogen war. Ich finde auch, wir sollen die Kritik intern machen und nicht extern.“

Dicke Luft zwischen Sammer und Henyckes

Trotz des Traumstarts mit sechs Siegen aus sechs Bundesliga-Spielen hatte Sammer den Bayern-Stars vorgeworfen, „nicht hellwach, nicht gallig“, sondern „lätschern“ aufgetreten zu sein. Sammer wollte seine eigene Kritik und damit auch die Diskussion darüber am Dienstag nicht überbewerten. Man habe unmittelbar nach dem Bremen-Spiel miteinander geredet: „Dann findet man ja mal ein paar Worte, die vielleicht ein bisschen deutlich waren. Aber sie wissen ja, wie das ist, wenn ich erst mal richtig deutlich werde, dafür war das ja noch harmlos.“

Nebulös fügte Sammer an: „Dass ich sauer war, das war natürlich abgesprochen. Ich habe es nicht zur Mannschaft gesagt. Wenn ich pauschal etwas sage über eine Mannschaft, dann muss man das nicht vorher tun, und Einzelne kritisiere ich sowieso nicht in der Öffentlichkeit. Das war in der Wortwahl völlig harmlos.“

Rummenigge wollte Wogen glätten

Noch am Abend hatte sich Karl-Heinz Rummenigge im Bankettsaal „Dolce Vita“ bemüht, die Wogen zwischen seinen beiden Sportchefs zu glätten - freilich am Ende vergeblich. Der Vorstandsvorsitzende von Bayern München verzichtete auf das große Donnergrollen nach der überraschenden Niederlage in der Champions League.

Rummenigge schwärmte bei seiner Ansprache weit nach Mitternacht erst einmal von der Stadt Minsk, um dann „nur noch kurz“ etwas zum Spiel anzumerken. „Es macht keinen Sinn, heute zu kritisieren“, fand Rummenigge. „Wir haben große Torchancen nicht genutzt, dann passiert, was in der zweiten Halbzeit passiert ist.“ Klassisch ausgekontert wurden die Bayern von einer weißrussischen Mannschaft, die zuvor noch nie ein Heimspiel in der europäischen Königsklasse gewonnen hatte.

Verständnis bei Bayern-Führung

Die öffentliche Kritik von Sportvorstand Matthias Sammer ist bei Bayern München auf Verständnis gestoßen. „Es hat mir ausgesprochen gut gefallen, was Matthias gesagt hat. Denn diese Euphorie gefällt mir auch nicht“, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge vor dem Abflug zum Champions-League-Spiel am Dienstagabend (20.45 Uhr) gegen BATE Borissow.

Sammer sei „ein Mann, der die Gefahr erkennt. Wir dürfen nicht den großen Fehler machen und uns einlullen lassen“, führte der 57-Jährige fort. Der Rekordmeister hatte beim 2:0 am Samstag gegen Werder Bremen zwar den neunten Pflichtspielsieg in Folge gefeiert, war von Sammer aber für die Spielweise vor den beiden Last-Minute-Treffern heftig kritisiert worden. (dapd/sid)