Stuttgart/Hannover/Freiburg/Augsburg. Die Bundesliga-Sorgenkinder Bayer Leverkusen und 1899 Hoffenheim sind auf dem Weg aus der Krise. Leverkusen gewann ebenso locker in Augsburg wie Hoffenheim in Stuttgart. VfB-Trainer Bruno Labbadia und Augsburgs Coach Markus Weinzierl geraten unter Druck.

Mit dem ersten Sieg im neunten Bundesliga-Duell gegen den VfB Stuttgart hat sich 1899 Hoffenheim aus dem Tabellenkeller geschossen und die Krise der Schwaben noch verschärft. Die Mannschaft von Coach Markus Babbel feierte mit dem verdienten 3:0 (1:0) im Derby den zweiten Dreier nacheinander und den ersten im insgesamt zehnten Pflichtspiel gegen den VfB. Die fast schon desolaten Stuttgarter warten auch nach fünf Spielen auf ihren ersten Sieg und bleiben Tabellen-Vorletzter.

Takashi Usami leitete die dritte VfB-Niederlage mit einem Traumtor nach einem Solo gegen vier Stuttgarter ein (5.). 63 Sekunden nach der Pause legte Joselu mit seinem ersten Tor im 1899-Trikot nach. Fabian Johnson sorgte mit seinem zweiten Saisontor (58.) für die Entscheidung. "Das hat mit Fußball nichts zu tun!", kommentierten die wütenden VfB-Fans die ärmliche Vorstellung ihrer "Helden".

Dabei hatte der VfB vor 41.720 Zuschauern in der Mercedes-Benz Arena einen guten Start. Der nach seiner Rotsperre sehnlichst zurückerwartete Ex-Hoffenheimer Vedad Ibisevic hatte gleich zweimal die Möglichkeit zum 1:0. Zunächst entschied er sich für eine Vorlage zu Serdar Tasci, der an Torwart Koen Casteels scheiterte (1.). Dann köpfte der in der Liga noch torlose Bosnier nach einer Flanke von Gotoku Sakai knapp neben das Tor (3.). Usami schockte Stuttgart mit der ersten Offensivaktion der Gäste.

Stuttgart ließ die Leidenschaft vermissen

Stuttgart agierte in seinem 800. Bundesliga-Heimspiel fahrig und ließ die von Trainer Bruno Labbadia eingeforderte Leidenschaft auf der ganzen Linie vermissen. Dem Strohfeuer zu Beginn folgte nach dem Rückstand kein Aufbäumen, das Offensivspiel folgte einzig dem Motto: Ball zu Ibisevic - und war damit zu durchsichtig. Stattdessen hatten die nach Ballgewinn schnell umschaltenden Hoffenheimer durch Johnson früh die Möglichkeit zum 0:2. Doch der Amerikaner scheiterte nach tollem Pass von Usami frei vor Sven Ulreich (20.). Ulreich parierte auch einen Distanzschuss von Daniel Williams (38.).

Kurz vor der Pause war der beste Stuttgarter erneut geschlagen, doch Sakai stoppte den Schlenzer von Usami per Kopf vor der Linie. Labbadia, der zuvor schon den angeschlagenen Shinji Okazaki gegen Ibrahima Traore hatte austauschen müssen (38.), stellte nach der Pause um. Raphael Holzhauser ersetzte den schwachen Tamas Hajnal, sollte die nach der Doppelchance zu Beginn nicht mehr vorhandene Offensive beleben.

Doch als Georg Niedermeier, der den zuletzt schwachen Maza im VfB-Abwehrzentrum ersetzte, den Ball im Aufbau verlor, war der Plan Makulatur. Über Roberto Firmino gelangte der Ball zu Joselu, der Stuttgarts Kapitän Serdar Tasci aussteigen ließ und Ulreich aus 15 Metern überwand. "Aufwachen, aufwachen!", brüllten die VfB-Fans nun - doch die einzige wache Mannschaft kam aus dem Kraichgau.

Gentner vergab die beste VfB-Chance

Wieder nach einem schlimmen Fehler der Schwaben schloss Johnson einen der vielen Konter zum 0:3 ab. Ulreich, der zuvor gegen Joselu und Usami stark pariert hatte, war beim dritten Versuch machtlos. Bezeichnend, dass der VfB seine beste Chance zum Anschluss nach einem Querschläger von Joselu hatte, als der Ball von der Brust des überraschten Christian Gentner auf die Latte prallte (70.).

Hannover - Nürnberg 4:1 - Hannover klettert auf den dritten Platz 

Den Heimnimbus gewahrt, die Auswärtsserie des 1. FC Nürnberg beendet - Hannover 96 hat in der Fußball-Bundesliga in beeindruckender Manier den dritten Tabellenplatz erobert. Drei Tage nach der 1:3-Niederlage bei 1899 Hoffenheim setzten sich die Niedersachsen mit 4:1 (2:0) durch und blieben vor eigenem Publikum zum 21. Mal in Folge ungeschlagen. Für die Gäste endete ein Erfolgsreigen von vier Auswärtssiegen nacheinander.

Die "Roten" nutzten vor 36.200 Zuschauern in der WM-Arena am Maschsee gleich ihre erste Einschussmöglichkeit zur Führung. Nach einem präzisen Querpass von Szabolcs Huszti war Mittelfeldspieler Lars Stindl in der 21. Minute mit einem halbhohen Schuss aus zwölf Metern erfolgreich.

Acht Minuten später trug sich der Ungar selbst in die Torschützenliste ein. Huszti erkämpfte sich den Ball gegen Nürnbergs Verteidiger Per Nilsson und überwand Torwart Raphael Schäfer mit einem Außenristschuss.

Didier Ya Konan traf zweimal für Hannover

Nilsson war auch maßgeblich am dritten Tor für die Hannoveraner in der 52. Minute beteiligt. Diesmal verlor der Defensivspieler einen Zweikampf gegen Didier Ya Konan, der Ivorer schob den Ball flach über die Linie. Fünf Minuten später erlöste Trainer Dieter Hecking den indisponierten Schweden und nahm ihn für Markus Feulner aus dem Spiel. Das 4:0 erzielte wieder Ya Konan (64.), für Nürnberg traf Timothy Chandler (73.), dessen Schuss 96-Torhüter Ron-Robert Zieler unter dem Körper durchrutschen ließ.

Die ersten 20 Minuten waren noch ausgeglichen verlaufen. Die Gäste zeigten in dieser Phase flüssigen Kombinationsfußball und erarbeiteten sich in der 18. Minute selbst eine gute Tormöglichkeit. Bei einem Kopfball von Sturmspitze Tomas Pekhart war jedoch Zieler zur Stelle und drehte den Ball noch um den Torpfosten.

Schon nach zehn Minuten wurden die Norddeutschen personell geschwächt. Nach einem Zweikampf mit Hiroshi Kiyotake musste Leon Andreasen das Spielfeld mit einer Knieverletzung vorzeitig verlassen. Der dänische Mittelfeldspieler, erst kürzlich nach 28-monatiger Leidenszeit zurückgekehrt, wurde durch Manuel Schmiedebach ersetzt.

Nach dem Seitenwechsel versuchte der Club, noch einmal in die Partie zu finden, doch nach dem dritten Gegentor war die Moral gebrochen. Nur noch vereinzelt geriet das Tor der Platzherren in Gefahr.

Die Torschützen Huszti und Ya Konan waren im Team von 96-Trainer Mirko Slomka die stärksten Akteure. Bei den Franken wiesen nur Hanno Balitsch und der Japaner Kiyotake eine ansprechende Form nach. (sid)

Freiburg - Bremen 1:2 - Werder feiert ersten Auswärtssieg seit sieben Monaten 

Werder Bremen hat dank einer starken zweiten Halbzeit den verpatzten Saisonstart ausgebügelt und dem SC Freiburg die erste Heimpleite unter Trainer Christian Streich beigebracht. Die Hanseaten setzten sich am fünften Spieltag der Fußball-Bundesliga mit 2:1 (0:1) bei ihrem Lieblingsgegner durch. Die Breisgauer warten nunmehr über elf Jahre auf einen Sieg gegen die Bremer, die den ersten Auswärtserfolg seit rund sieben Monaten feierten und sich ins obere Tabellen-Mittelfeld schoben.

Für die im DFB-Pokal ausgeschiedenen Norddeutschen war es erst der zweite Sieg in den vergangenen 14 Partien. Neuzugang Joseph Akpala (48.) mit seinem ersten Bundesliga-Tor und Aaron Hunt (59.) drehten den Pausen-Rückstand. Jonathan Schmid hatte Freiburg mit einem perfekten Freistoß in Führung geschossen (36.).

Die 23.000 Zuschauer sahen in der Anfangsphase eine zerfahrene Partie, die von Fehlpässen und Missverständnissen geprägt war. Das Spiel wurde zudem von Zweikämpfen bestimmt, die zumeist von den Defensivabteilungen beider Mannschaften gewonnen wurden. Weder die Freiburger noch die Bremer brachten eine klare Linie in ihr Offensivspiel, die Besucher warteten zunächst vergeblich auf gefährliche Strafraumszenen.

Die gähnende Langeweile dauerte auch Mitte der ersten Hälfte noch an. Freiburgs Trainer Christian Streich verzweifelte ob der untauglichen Angriffsbemühungen seiner Schützlinge, er gestikulierte wild an der Außenlinie. Sein Bremer Kollege Thomas Schaaf beobachtete dagegen stoisch den müden Kick.

Akpala nutzte eine Flanke von Arnautovic zum 1:1

Beide Mannschaften schafften es tatsächlich, die Partie bis zur 35. Minute ohne eine echte Torchance zu absolvieren. Schon nach rund einer halben Stunde hatte Schaaf genug gesehen, er schickte alle seine Ersatzspieler zum Aufwärmen. Der Treffer von Schmid fiel aus dem Nichts.

Nach der Pause drückten beide Teams sofort auf's Gas: Zunächst scheiterte Max Kruse an Bremens Torhüter Sebastian Mielitz, dann verwertete Startelf-Debütant Akpala eine Hereingabe von Marko Arnautovic. Freiburg zeigte sich jedoch keinesfalls geschockt und hatte in der 53. Minute durch Oliver Sorg die Möglichkeit zum Ausgleich. Die klareren Chancen in einer nun wesentlich lebhafteren Begegnung erspielten sich aber die Gäste. Der starke Neuzugang Kevin de Bruyne bediente mustergültig Hunt, der legte überlegt an Freiburgs Torwart Oliver Baumann vorbei.

Bremen ließ sich anschließend weiter zurückfallen, Freiburg wehrte sich leidenschaftlich gegen die drohende Niederlage, zunächst jedoch ohne wirklich zwingend zu werden. Die beste Möglichkeit zum Ausgleich vergab Daniel Caligiuri (85.) mit einem Pfostenschuss.

Beste Spieler bei Freiburg waren Kruse und Caligiuri, aus dem Gästeteam stachen Hunt sowie Mielitz heraus. (sid)

Augsburg - Leverkusen 1:3 - Leverkusen stoppt Abwärtstrend 

Mit seinem ersten Auswärtssieg der Saison hat Bayer Leverkusen einen weiteren Absturz verhindert, dafür schlittert der FC Augsburg immer tiefer in die Krise. Die phasenweise überforderten Schwaben verloren gegen die Werkself mit 1:3 (0:3), bleiben mit nur einem Punkt nach fünf Spieltagen Schlusslicht der Liga und dürften es in der Form der ersten Hälfte schwer haben, die Klasse zu halten. Bei den ambitionierten Leverkusenern zeigt dagegen der Trend nach dem zweiten Dreier der Saison wieder leicht nach oben.

Allerdings hatte Bayer gegen das harmlose Team von Trainer Markus Weinzierl vor allem vor der Pause leichtes Spiel. Aus drei Chancen machten die wenig überzeugenden, aber effizienten Gäste eine klare 3:0-Halbzeitführung. Zunächst traf Stefan Kießling (7.), ehe Philipp Wollscheid (38.) und Andre Schürrle (44.) für die Vorentscheidung sorgten. Tobias Werner gelang vor 25.211 Zuschauern mit dem ersten Heimtreffer in der 51. Minute nur noch der Ehrentreffer für den FCA, der sich nach dem Wechsel immerhin tapfer gegen die vierte Saisonniederlage stemmte.

Während Leverkusen am Samstag (15.30 Uhr/Sky und Liga total!) im Heimspiel gegen den Neuling SpVgg Greuther Fürth nachlegen will, steht Augsburg schon jetzt gehörig unter Druck. Im Falle einer weiteren Niederlage bei 1899 Hoffenheim dürfte es auch mit der Ruhe bei den Schwaben vorbei sein.

Dabei begann der FCA engagiert und entschlossen, er hatte durch Torsten Oehrl (2.) sogar die erste Kopfballchance. Ein katastrophaler Fehlpass von Gibril Sankoh in die Füße von Schürrle leitete dann aber die Führung der bis dahin harmlosen Gäste ein.

Schürrle bediente Gonzalo Castro mustergültig, dessen Schuss prallte zunächst von der Unterkante der Latte auf die Linie und von dort ins Feld zurück, Kießling war dann aber mit dem Kopf zur Stelle und erzielte mit etwas Glück seinen zweiten Saisontreffer. Obwohl bei der Abwehraktion von FCA-Torhüter Mohamed Amsif nur schwer zu erkennen war, ob der Ball die Linie überquert hatte, entschied Schiedsrichter Bastian Dankert (Rostock) sofort auf Tor.

Schürrle überzeugte bei Bayer Leverkusen

Die Gastgeber zeigten sich nicht schockiert und hatten durch Daniel Baier und Tobias Werner (8./11.) gute Chancen zum Ausgleich. In der Folgezeit übernahm die spielerisch reifer wirkende Werkself aber mehr und mehr das Kommando. Das Team von Sami Hyppiä und Sascha Lewandowski musste dabei nicht groß glänzen, um den FCA in Schach zu halten. Ein Schuss von Wollscheid, den erneut Unglücksrabe Sankoh abfälschte, brachte schließlich das 2:0, ehe Nationalspieler Schürrle ein tolles Solo mit einem trockenen Flachschuss zum 3:0 abschloss.

Damit war die Moral der Gastgeber aber immer noch nicht gebrochen. Nach dem sehenswerten Treffer von Werner, dessen verunglückte Flanke sich über Keeper Bernd Leno in den Winkel senkte, witterte der FCA Morgenluft. In Gefahr konnten die Schwaben Leverkusen trotz aller Bemühungen aber nur selten bringen. Auf der anderen Seite bot sich Bayer nun in der Offensive viel Platz, den die Werkself aber kaum nutzen konnte. Die beste Möglichkeit vergab Kießling, der freistehend nur die Latte traf (75.).

Beim FCA erreichte allenfalls der agile Baier Bundesliga-Format. Bei Leverkusen überzeugte insbesondere Schürrle. Zudem gefiel Lars Bender, der lauf- und zweikampfstark war. (sid)