Köln. Mit 0:4 ging 1899 Hoffenheim gegen Eintracht Frankfurt unter - und die einzig wahrnehmbare Emotion ist Schadenfreude. Dem überwiegenden Anteil der Fußball-Fans ist der Verein immer fremd geblieben. Ein Kommentar.

Als die sich TSG Hoffenheim jüngst in der 1. DFB-Pokalrunde beim kleinen, unterklassigen  Kielklub Berliner AK sensationell mit 0:4 blamierte, kam der treffendste Kommentar wieder einmal vom ewig twitternden Scherzkeks Hans Sarpei: „Überraschend? Nein. Im DFB-Pokal scheiden in der Regel die Dorfklubs aus.“ Damit ist das Dilemma des Vereins aus dem Kraichgau weitgehend beschrieben. Dem weit überwiegenden Anteil der Fußball-Fans ist dieser Verein immer fremd geblieben.

Aus heutiger Sicht erscheint das logisch, gar zwangsläufig, aber zur Wahrheit gehört auch, dass es einen Moment gab, wo die TSG Hoffenheim anzukommen schien in der Bundesliga, und, ja auch das, in den Herzen mancher Menschen. Der Klub, gepäppelt und alimentiert vom Milliardär Dietmar Hopp, kam in die Liga, eroberte die Beletage im Sturm. Einen Sommer, einen Herbst lang. Und für eine kurze Phase, im Spätherbst, im Winter 2008, sah es so aus, als würden die deutschen Fußball-Fans ihren Frieden manchen können – es war jener Moment, als Hoffenheim, geprägt vom beigeisternden Hochgeschwindigkeits-Fußball unter Trainer Ralf Rangnick, gegen die Bayern antrat. Vermeintlich auf Augenhöhe. Tempi passati.

Es folgte der Absturz, Dietmar Hopp zog halbherzig etwas Kapital aus dem Klub, um dem scharfen Vorwurf, ein verkappter Scheich zu sein, der sich einen Retorten-Klub erschaffen habe, zu erwehren. Doch was bleib, ist ein Hülle. Ein Verein, der selbst nicht so recht weiß, welche Rolle, welche Nische er besetzen möchte in der Eliteliga des deutschen Fußballs. Eine leere Hülle.

Über Tim Wiese wurde in der Fußball-Branche herzlich gelacht

Selten wurde zuletzt in der Fußball-Branche so herzlich gelacht wie in jenen Tagen, als Werder-Torwart Tim Wiese ankündigt, seine sportliche Heimat Bremen zu verlassen, um sich einem Klub anzuschließen, der um Titel mitspielt, die Champions League in Angriff nimmt – um dann in Hoffenheim zu stranden. Nach dem 0:4-Heimdebakel gegen den Aufsteiger Eintracht Frankfurt ist der Fehlstart perfekt - und die einzig wahrnehmbare Emotion ist: Schadenfreude. Die TSG Hoffenheim ist ein künstliches Produkt geblieben – ohne Seele, dafür nun mit einem Nationaltorwart im Kasten und einem Trainer auf der Bank, den manche vor nicht allzu lange zu Höherem berufen sahen: Markus Babbel. Warum eigentlich? Weil er mit Hertha BSC Berlin aufgestiegen war? Babbels offenbar größtes Pfund – er spielte lange beim FC Bayern München, ist also offenbar im Besitz dieses ominösen und vermeintlich Erfolg garantierenden Bayern-Gens. Diese These sollte mal dringend überprüft werden.

Denn einzig für die lange verworfene These, dass ein sehr guter Spieler nicht zwangsläufig ein sehr guter Trainer sein muss, liefert Markus Babbel grade eindrucksvolle Argumente. Wie übrigens auch sein Bayern-Kumpel Thorsten Fink beim HSV. Aber das ist eine andere Geschichte.