Köln. Der hochverschuldete Zweitligist 1. FC Köln wendet sich in einem Brief an seine Mitglieder. Die finanzielle Lage sei ernst heißt es in dem Schreiben. Eine Wirtschaftkanzlei soll die Bücher prüfen.
"Hochverschuldet und hochmotiviert" - die flapsige Aussage des neuen Trainers Holger Stanislawski scheint Programm für den Fußball-Zweitligisten 1. FC Köln zu sein. Die angespannte finanzielle Situation zwang den Klub, am Mittwoch in einem Brief die beunruhigten Mitglieder über die wirtschaftliche Ausgangsposition zu informieren. "Die derzeitige finanzielle Lage des 1. FC Köln ist ernst. Dennoch wollen wir diesen Brief auch nutzen, um ständig wiederholte Gerüchte auszuräumen, die substanzlos sind. Eine Über-Dramatisierung der Situation ist ebenso schädlich wie ihre Verharmlosung", hieß es in dem Schreiben.
Das vom neuen Vereinspräsidenten Werner Spinner sowie Claus Horstmann, Vorsitzender der Geschäftsführung, und Geschäftsführer Oliver Leki unterzeichnete Anschreiben enthielt allerdings auch deutliche Worte an die alte Führung unter Präsident Wolfgang Overath. Offensichtlich wurden ein Abstieg aus dem Fußball-Oberhaus nicht eingeplant und allzu sorglos Gelder im Vorgriff auf künftige Einnahmen verplant.
Mindereinnahmen von 20 Millionen Euro
"Aus dem hier kurz dargestellten Gesamtbild ergibt sich, dass bei der Kaderzusammenstellung sowohl hinsichtlich der Anzahl der beschäftigten Spieler, der Höhe der Vergütung als auch hinsichtlich der Laufzeiten und Wirksamkeiten keine konkrete Befassung mit dem Thema Abstieg in die 2. Liga erkennbar ist", hieß es in dem Brief mit Bezug auf eine unabhängige Buch- und Vertragsprüfung. Durch den Abstieg sind Mindereinnahmen von 20 Millionen Euro zu verkraften. "Umso wichtiger ist der jetzt begonnene Umbruch im aktuellen Kader. Er trägt dazu bei, die Kosten auf unter 20 Millionen Euro zu senken", teilte der FC mit.
Der Klub ist generell bemüht, für mehr Transparenz zu sorgen. "Um das Vertrauen herzustellen", wurde eine unabhängige Wirtschaftskanzlei beauftragt, die Bücher zu prüfen. Eine Rechtsanwaltskanzlei nahm sich der Verträge an. Die Verbindlichkeiten zum 30. Juni 2011 betrugen laut offiziellen Angaben 30,9 Millionen Euro.
Geromel und Novakovic stehen zum Verkauf
Die Sonderprüfung bestätige jedoch, dass "keine Überschuldung" und "Unregelmäßigkeiten" vorliegen. "Die Bücher sind vollkommen in Ordnung. Auch das ist ein Ergebnis der Sonderprüfung", stellte der Klub fest. Um die Kosten zu senken, wurden neben Nationalspieler Lukas Podolski (zum FC Arsenal) bereits sieben Lizenzspieler abgegeben. Allerdings sucht der Geißbock-Klub noch Abnehmer für die zu den Spitzenverdienern zählenden Geromel, den Ex-Kapitän, und Angreifer Milivoje Novakovic.
Mithilfe einer Fan-Anleihe sollen zusätzliche Einnahmen generiert werden. Die genauen Details werden noch bekannt gegeben. Das Ziel der Fan-Anleihe sei eine Umschuldung: "Wir wollen eine weitere Unabhängigkeit von einzelnen Investoren und Banken schaffen."
Die nächsten Wochen und Monate versprechen auch in finanzieller Hinsicht viel Spannung am Geißbockheim. (sid)