München. Bayern-Vorstand Rummenigge rang um Worte beim Bankett nach dem Champions-League-Finale, ebenso wie die übrigen Bosse. es reichte aber zu leiser Kritik an der Mannschaft.

Es war schon Viertel nach zwei in dieser schwarzen Nacht, als Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge im Postpalast in München vor Hunderten Trauergästen zum Mikrofon griff. In seiner Bankettrede, die einem Nachruf glich, rang Rummenigge um Worte. Er nannte die dramatische Niederlage von Bayern
München im Champions-League-Finale gegen den FC Chelsea „unverständlich“ und „brutal“
- ja sogar „noch brutaler“ als den „Sekundentod“ gegen Manchester United 1999
in Barcelona (1:2). Und: Rummenigge äußerte leise Kritik an der Mannschaft. Die Bankettrede im Wortlaut:

„(...) Es ist einer dieser Abende, wo man sagt, ich wäre besser daheim
geblieben und hätte das nicht erlebt - und sich fragt: Wie kommt dieses
Ergebnis zustande? Das ist eine Rede, die ich nie halten wollte. Und nicht
halten möchte. Aber es ist die Wahrheit.

Wir hatten diesen Traum, ins Endspiel zu kommen. Und wir haben es ja geschafft.
Wir haben ein Spiel unserer Mannschaft gesehen, das, was Wille, Einsatz und
Kampf betrifft, okay war. (verhaltener Applaus)

Man konnte spüren, dass die Mannschaft das Spiel gewinnen wollte. Wenn man der
Mannschaft einen Vorwurf machen will, dann den, dass wir drei Matchbälle
hatten. (...) Trotzdem haben wir es nicht geschafft.

Ich bin auf dem Weg hier her an Heerscharen von Bayern-Fans vorbeigefahren
(...). Es war eine unglaubliche Trauer zu spüren, die Fans sind
niedergeschlagen dahergegangen. Diese ganze Trauer, diese Wut wird erst morgen
früh zum Tragen kommen, wenn wir realisieren, welch große Chance wir verpasst
haben. (...) Es wäre möglich gewesen, das Finale daheim zu gewinnen. Das ist
eigentlich etwas, das unverständlich ist.

Wenn die Engländer heute Nacht ins Bett gehen und den Pokal mitnehmen und
morgen früh wach werden, werden sie sich fragen: „Was ist passiert, dass wir
diesen Pokal gewonnen haben?“

Trotzdem sitzen wir heute mit leeren Händen da, das stimmt mich traurig. Ich
habe das 1999 erlebt, als wir in Barcelona auch sehr dramatisch verloren haben.
Das war damals auch unglaublich brutal. Aber ich habe das Gefühl, das heute ist
noch bitterer, noch brutaler und eigentlich auch überflüssiger. Das tut unglaublich weh. (...)

Mir tut es leid. Mir tut es leid für die Mannschaft, die eigentlich eine
großartige Champions-League-Saison gespielt hat. (Applaus) Es war das 15. Spiel
heute, das achte Heimspiel, und wir haben alle vorher gewonnen.

Wir müssen uns hinterfragen: Warum haben wir nicht gewonnen?  Das ist sehr
schwierig zu verstehen. Aber es ist sehr wichtig, in dieser Stunde (...)
rational zu bleiben. (...)“ (sid)