München. Einen Monat nach dem Kabinen-Eklat ziehen Franck Ribery und Arjen Robben an einem Strang. Die Stars des FC Bayern München zeigen sich vor dem Champions-League-Finale gegen den FC Chelsea vereint im unbedingten Willen: „Wir müssen diesen Titel holen.“ Robben sagt über Ribery: „Wenn alles stimmt, kann Franck das Spiel entscheiden.“

Am Donnerstag war es genau einen Monat her, dass Franck Ribery mit seiner Faust Arjen Robben ein kleines Veilchen verpasst hatte - und dennoch wirkte dieser Kabinen-Eklat schon so weit weg. Als die beiden vermeintlichen Steithähne nacheinander das Podium an der Münchner Säbener Straße betraten, merkte man so gar nichts mehr von Feindschaft, Unmut oder gar Aggression.

„Wenn alles stimmt, kann Franck das Spiel entscheiden", lobte Robben. „Wir können nur alle gemeinsam gewinnen", sagte Ribery. Zwei Tage vor dem Showdown in der Champions League am Samstag (20.45/live im DerWesten-Ticker) gegen den FC Chelsea wissen Bayerns Alphatiere ganz genau: Den ganz großen Coup können sie nur als Team landen.

Robben erwartet mit Bayern das „Spiel unseres Lebens"

„Mia san rot weiß" stand auf dem knallroten Shirt geschrieben, das Ribery stolz den rund 60 Medienvertretern präsentierte. Und man merkte ihm wie Robben den unbedingten Siegeswillen in jedem Satz an. „Verlieren? Das geht nicht. Wir müssen gewinnen. Und wenn wir danach tot sind, dann sind wir eben tot", sagte der Franzose bestimmt. Nach den beiden „Vize-Titeln" in Meisterschaft und Pokal ist eine weitere Niederlage im „Spiel unseres Lebens" (Robben) ausgeschlossen. „Dann gehst du im Kopf kaputt", sagte Ribery.

Dass das nicht schon nach dem deutlichen 2:5 im Pokalendspiel gegen den Dauerrivalen Borussia Dortmund der Fall war, versicherte Ribery wie Robben. Der Niederländer, der nach einer überstandenen Erkältung am Donnerstag wieder mittrainierte, sieht die Mannschaft durch die beiden nationalen Misserfolge sogar deutlich mehr angestachelt als vor dem Finale 2010 gegen Inter Mailand (0:2). „Damals hatten wir schon eine erfolgreiche Saison. Wir waren positiv gelaunt", erklärte Robben. In diesem Jahr aber gebe "es nur noch einen Preis. Das ist mehr als eine Stimulanz. Wir müssen diesen Titel holen."

Auf den Bayern-Profis lastet Druck

Die Hoffnungen ruhen neben der positiven Heimbilanz in der europäischen Königsklasse (sechs Spiele/sechs Siege) ein ums andere Mal auf der prominenten Flügelzange. „Was willst Du machen? Wir sind nun mal da", sagte Ribery etwas perplex auf die Frage, ob das Spiel des Rekordmeisters zu sehr von seinen beiden Außenspielern abhängig sei. Bis mindestens 2015 wird die Zweckgemeinschaft gemeinsam für Bayern wirbeln. Immerhin gab der 29-Jährige zu, dass der Druck auf die millionenschweren Ausnahmekönner nicht immer leicht zu schultern sei. „Alle erwarten was von Robben und Ribery. Dass wir zwei, drei Tore machen. Die anderen Mannschaften wissen aber auch, wo der beste Punkt von Bayern ist", sagte er.

Dass die beiden Diven tatsächlich den Unterschied machen können, haben sie in den drei gemeinsamen Jahren bei Bayern bewiesen. Zwar haben „Robbery" wegen zahlreicher Verletzungen bisher lediglich 70 Spiele im rot-weißen Trikot zusammen bestritten. Aber es gab dabei 49 Siege, acht Unentschieden und nur 13 Niederlagen. "Für uns ist es schwierig, mit den Erwartungen umzugehen", sagte Ribery. Er appellierte daher an die gesamte Mannschaft, gegen Robbens Ex-Klub „zusammen zu spielen, zusammen zu laufen, zusammen zu kämpfen".

Ribery und Robben eint der unbedingte Wille nach Erfolg

Riberys mahnende Worte wirken besonders authentisch, wenn man seine Vorgeschichte bedenkt. Die Niederlage im Finale vor zwei Jahren musste er - wie nun David Alaba, Holger Badstuber und Luiz Gustavo - aufgrund einer Gelbsperre von der Tribüne aus verfolgen. „Es ist gut, dass Franck jetzt wieder dabei ist. Vorne sind wir auf voller Stärke", sagte Robben. Um den „Blues" aber nicht nur nominell Angst einzuflößen, braucht es im Vergleich zum Debakel gegen Dortmund eine Leistungssteigerung um mehrere Prozent. „Die wird kommen. Wir wissen alle, worum es geht. Wir haben die Ehre, am Samstag dabei sein zu dürfen - und wir sind bereit", versicherte Robben. Noch am Mittwochabend hatte er von einem Chelsea-Mitarbeiter eine SMS erhalten, in der zu lesen war: „The blue army is on its way."

Erstaunlich einig waren sich die beiden vermeintlichen Rivalen 57 Stunden vor dem Saisonfinale in allen Punkten. Straßenfußballer Ribery und Lehrersohn Robben sind vollkommen unterschiedliche Charaktere - aber eigentlich doch so gleich: Für den Erfolg geben sie alles. Zur Not auch gemeinsam. (dapd)