Madrid. . „Schon wieder die schwarze Bestie“, seufzte Marca nach dem Halbfinal-Aus von Real Madrid gegen Bayern München. Trainer Jose Mourinho aber versprach: „Wir kämpfen nächstes Jahr erneut um den Titel!“

Auf Knien, den Blick in einer Geste des Büßers auf den Boden gerichtet, verfolgte Jose Mourinho das Champions-League-Aus von Real Madrid - dann warf sich dieser große, stolze Trainer vor den Helden von Bayern München in den Staub. Der Mann, dem der Ruf des schlechten Verlierers anhaftet, eilte nach dem für ihn so bitteren Halbfinal-Rückspiel in die Kabine der Münchner, um jedem Einzelnen zum Endspiel-Einzug zu gratulieren. „Chapeau! Das war nicht nur nobel, das hatte Stil und Klasse“, lobte Mourinhos Kollege Jupp Heynckes diese laut Bayern-Sportdirektor Christian Nerlinger „große Geste“.

Mourinho giftet gegen Barcelona

Dass er auch anders kann, bewies Mourinho wenige Minuten später auf der Pressekonferenz. Vielleicht hatte ihm irgendjemand da schon gesagt, dass das Aus der Königlichen in Barcelona mit Feuerwerken gefeiert worden war. Sicher ahnte er jedoch, dass es Häme von den Cules, den Anhängern des Barcelonismo geben würde. Und so wandte er sich seinem Lieblingsfeind zu und griff ihn in einer auch für das Großmaul des Fußballs ungewöhnlich harten Art an. Barca, hob er an, schwinge sich zum „Großmeister des Spiels“ auf, zum Gralshüter der einzig gültigen Fußball-Lehre: „Aber sie wissen nichts! Nichts!“

Mourinho störte sich daran, dass Barca nach dem Aus gegen seinen früheren Klub FC Chelsea den Gegner für dessen destruktive Taktik genauso überheblich kritisierte, wie es das 2010 nach dem Halbfinal-Aus gegen sein Inter Mailand getan hatte. Er selbst dagegen, betonte er, könne verlieren. Der FC Bayern habe das Endspiel verdient, sagte er, „ich kann auch glücklich sein darüber, dass andere glücklich sind. Wir sind traurig, sie glücklich, da kann ich nur gratulieren.“ Er habe höchsten Respekt für Heynckes und die Bayern-Spieler. Heynckes hatte er noch auf dem Platz umarmt, den Bayern-Stars applaudierte Mourinho vor der finalen Elfer-Lotterie demonstrativ für deren starke Leistung.

Mourinho will erneut um den Titel kämpfen

Wie es jetzt weitergehe, wurde Mourinho noch gefragt in dieser für ihn so traurigen Nacht, wie er sie selbst nannte. „Wir kämpfen nächstes Jahr erneut um den Titel! Mein Gefühl sagt mir, dass diese Gruppe weiter wachsen kann“, antwortete er. Wenn es Leute bei Real gebe, „die denken, dass ich noch einen weiteren Beitrag leisten kann, werde ich weitermachen“. Dass er das tut, daran zweifelt kaum jemand ernsthaft, zumal er Madrid wohl die erste Meisterschaft seit 2008 bescheren wird. Bei sieben Punkten Vorsprung auf Barcelona und nur noch vier ausstehenden Spielen ist das sehr wahrscheinlich.

Doch Mourinho muss seine Verlierer erst einmal aufrichten. „Wir sind alle sehr niedergeschlagen. Das müssen wir erstmal verdauen“, sagte Sami Khedira. Torwart Iker Casillas, dessen zwei Elfmeter-Paraden auch nicht halfen, sprach von einem „Schock“, nach dem es „schwierig ist, wieder aufzustehen.“ Mourinho begann deshalb noch in der Nacht mit der Seelenpflege. Er sei „sehr stolz“ auf seine Leute, meinte er. Fehlschüsse wie die von Cristiano Ronaldo und Kaka belegten lediglich, „dass es Übermenschen nur im Kino gibt. Auch der beste Tennisspieler der Welt kann einen Matchball vergeben, ein Formel1-Rennfahrer zwei Runden vor dem Zielstrich in Führung liegend scheitern.“

"In Spanien habe ich keine Macht"

Einen kleinen Ausflug in sein Spezialfach Verschwörungstheorien leistete sich Mourinho dennoch. Die Belastung mit dem Clasico in Barcelona zwischen den beiden Halbfinals sei wohl zu hoch gewesen, mutmaßte er. Er habe ja versucht, das Spiel verlegen zu lassen, „aber in Spanien habe ich keine Macht“. Deshalb müsse Real Madrid das letzte Saisonziel, den Titel in La Liga, auch erreichen, wie es unter Mourinho bisher alles erreicht habe: „Alleine. Ganz alleine.“

Als er das sagte, wurde Mourinhos Blick stier. Er hatte sich längst wieder erhoben - den Feind im Blick, bereit zum nächsten Angriff. (sid)