Madrid. Manuel Neuer hat sich mit zwei parierten Elfmetern gegen Real Madrid in die Herzen der Bayern-Anhänger gekämpft. Der Schlussmann des FC Bayern München bescherte dem deutschen Rekordmeister das Endspiel in der heimischen Arena.
Es ist gerade mal ein gutes Jahr her, dass im Bayern-Fanblock mindestens 5000 Zettel mit der Aufschrift "Koan Neuer" hochgehalten wurden. Nach dem historischen Final-Einzug im Bernabeu-Stadion von Madrid feierten viele dieser Leute lautstark den gleichen Mann mit "Manuel Bayern"-Sprechchören. Und Manuel Neuer tanzte nach seiner Weltklasseleistung vor den rot gekleideten Anhängern auf dem Rasen. Es war eine große Versöhnung, auch wenn der Torhüter das selbst nicht so sehen wollte.
"Alle in der Mannschaft sind Helden, nicht nur ich. Alle wurden gefeiert, nicht ich speziell", sagte Neuer. Die Fans hätten ihn schon bei der offiziellen Saisoneröffnung und nach dem ebenfalls dank ihm gewonnenen Elfmeterschießen im Pokal-Halbfinale von Gladbach gefeiert. Das mag zwar stimmen, aber jeder hatte das Gefühl, dass der vor der Saison für 25 Millionen Euro verpflichtete Ur-Schalker erst jetzt richtig im roten Bayern-Herz angekommen ist.
Neuer wehrt Elfmeter von Ronaldo und Kaká ab
Neuer gewann das Elfmeterschießen gegen Real Madrid fast im Alleingang, als er die Schüsse der Weltstars Cristiano Ronaldo und Kaka grandios parierte und den von Sergio Ramos "mit seinen Blicken über die Latte lenkte" (Trainer Jupp Heynckes). Da gab es selbst von dem sonst eher nüchternen Bayern-Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge eine romantische Liebeserklärung. "Ich liebe ihn nicht nur wegen dieser Elfmeter, sondern weil er so überragend ist", sagte Rummenigge bei "Sky": "Der Präsident von Real hat mir gerade gesagt: Das ist der beste Torhüter der Welt."
Das empfanden an diesem magischen Abend eigentlich alle so. Ob nun Präsident Uli Hoeneß ("Der Mann ist einfach Weltklasse"), Bundestrainer Joachim Löw ("Unglaublich, wie groß er sich beim Elfmeterschießen gemacht hat") oder auch Philipp Lahm. "Er ist noch jung und kann über Jahre die Nummer eins sein. Was er heute gehalten hat, war sensationell", sagte der Kapitän und lobte auch die sozialen Seiten des Führungsspielers: "Er ist voll integriert, geht vorne weg und ist einer, der Verantwortung übernimmt."
Dass Manuel Neuer keine Angst vor Widrigkeiten hat, hatte er schon mit seinem mutigen Wechsel zu Bayern München bewiesen. Er wusste um die massiven Vorbehalte der Fans, trotzdem setzte er sich schon vor Saisonbeginn mit einigen Anhängern besonders negativ eingestellter Fanklubs wie "Schickeria" an einen Tisch. Dort wurde eine Art Waffenstillstand geschlossen. Und jetzt, nachdem Manuel Neuer die Bayern als Elfmetertöter gleich in zwei Finals gebracht hat, ist daraus echte Zuneigung geworden.
Manuel Neuer auf den Spuren von Torwart-Titan Oliver Kahn
Die Momente von Madrid, die Neuer in die Fußall-Geschichtsbücher gebracht haben, konnte der neue Bayern-Held danach gar nicht so richtig beschreiben: "Während des Elfmeterschießen war ich total fokussiert. Da bist du in einer anderen Welt und weißt gar nicht, was passiert." Fest steht, dass er einmalige Fähigkeiten hat: In der regulären Spielzeit hatte er beim Strafstoß von Ronaldo noch keine Chance gehabt, doch beim Shootout fischte er den gut geschossenen Ball grandios aus der rechten unteren Ecke.
Neuer wandelt bei Bayern längst auf den Spuren von "Titan" Oliver Kahn. Der hatte den Bayern 2001 mit drei gehaltenen Elfmetern gegen den FC Valencia den bis dato letzten Champions-League-Titel geschenkt. Neuer will am 19. Mai beim Heim-Endspiel in München ähnliches schaffen: "Jetzt wollen wir uns diesen Traum erfüllen." Seinen und den der Fans. (dapd)