Madrid. Lange Zeit saß Nuri Sahin nur auf der Tribüne. Jetzt hat sich der Ex-Dortmunder eindrucksvoll bei Real Madrid zurück gemeldet. Im Champions-League-Viertelfinale bewies er als Alonso-Ersatz seine Extra-Klasse. Ein perfekter Fußballabend für Sahin - zumindest fast.
Nuri Sahin drehte reflexartig ab, lief ein paar Schritte aus dem Strafraum heraus - und schlug dann doch noch die Hände vors Gesicht. Karim Benzema hatte ihm in dieser 33. Minute gerade seinen ersten Scorerpunkt in der Champions League vermasselt, einen wohlverdienten sogar: einer punktgenauen Hereingabe des Ex-Dortmunders folgte ein fast grotesker Torschussversuch Benzemas.
Sahin, der Tribünendauergast von Real Madrid, als Wegbereiter gegen die störrische Defensive von APOEL Nikosia - das wäre eine Story gewesen. So übernahm diese Rolle schließlich der Brasilianer Kaka mit seiner Vorlage 40 Spielminuten später, diesmal traf Benzema das leere Tor.
Nichtsdestotrotz: Nuri Sahin hat sich zurückgemeldet bei diesem 3:0-Sieg seiner Mannschaft im Viertelfinal-Hinspiel beim Außenseiter aus der zyprischen Hauptstadt. "Ich hatte mir eine Chance nach meinem Kurzeinsatz errechnet und denke, dass ich sie ganz gut genutzt habe heute", sagte Sahin. Das sah auch sein Trainer so. "Er hat sehr gut gespielt, darüber freuen wir uns alle", sagte Jose Mourinho. Der hatte vor kurzem klargestellt, dass er gar nicht daran denke, den Zehn-Millionen-Neuzugang aus dem vergangenen Sommer schon wieder abzugeben.
Großartige Steilpässe auf Ronaldo
Als Ersatz für den gelbgesperrten Xabi Alonso zeigte Sahin am Dienstag im zentralen Mittelfeld neben Sami Khedira, was er alles so drauf hat. Die Bilanz der ersten Hälfte: Der 23-Jährige war stets unterwegs, spielte zwei großartige Steilpässe in den Fuß von Cristiano Ronaldo, trat Ecken und lange Freistöße und legte Benzema das 1:0 auf den Fuß, was dieser jedoch, wie erwähnt, verschmähte.
"Das war das perfekte Spiel für ihn, weil er wusste, dass wir sehr viel Ballbesitz haben würden", sagte Mourinho. 70 Prozent hatten die Madrilenen in dieser Statistik am Ende akkumuliert. Dazu 20:0 Torschüsse gegen die Zyprer, die der Größe der Aufgabe zum ersten Mal in dieser Europapokal-Saison sichtlich nicht gewachsen waren. Zur Maximal-Ausbeute, einem torlosen Unentschieden, fehlte den Gastgebern dennoch nur eine Viertelstunde.
Keine leichte Zeit für Sahin
Sahin fehlte derweil nur ein bisschen Glück zum wirklich perfekten Abend. Die Werte aber stimmten auch so: Zehn Kilometer hatte er abgespult, als ihn Mourinho nach 83 Minuten vom Feld nahm. Nach der Pause war der türkische Nationalspieler nicht mehr ganz so auffällig gewesen wie zuvor. Sahin, der in der Primera Division nach langer Verletzungspause zu Saisonbeginn erst 38 Minuten zum Einsatz gekommen ist, stand in der Champions League zum dritten Mal in der Startelf - zum ersten Mal aber bei einem Spiel, bei dem es um etwas ging.
Mit Spannung darf nun erwartet werden, was Mourinho in den verbleibenden Pflichtspielen mit seinem Edelreservisten vorhat. In der Liga gilt es, den FC Barcelona, der bis auf sechs Punkte herangekommen ist, auf Distanz zu halten. In Europa heißt das klare Ziel München, wo der gleiche Gegner warten könnte. Sahin wird sich über jede Gelegenheit freuen, bei der er seine Fähigkeiten zeigen kann, die das deutsche Publikum im vergangenen Jahr so begeisterten.
Ein leichtes Lächeln war dann zu sehen, als er frisch gescheitelt im himmelblauen Real-Polohemd vor den Mikrofonen stand und noch einmal zurückblickte: "Es war keine leichte Zeit", sagte Nuri Sahin. "Das einzige, was ich machen konnte, war an mich zu glauben."