Bremen. . Die Chance einer Verwechslung liegt normalerweise bei 50 Prozent. Lars oder Sven Bender? Am Montag war es leicht, denn es trat nur einer der talentierten deutschen Mittelfeldspieler bei der Pressekonferenz der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Bremen vor die Medien.
Das Zwillingsdebüt im DFB-Team ist geplatzt - Lars, 23 Jahre alt, Profi beim Bundesliga-Fünften Bayer Leverkusen. Sein Zwillingsbruder Sven hätte neben ihm sitzen sollen, doch er musste Bundestrainer Joachim Löw wegen einer beim 3:1 von Dortmund gegen Hannover 96 erlittenen Gesichtsverletzung absagen.
"Es wäre für uns eine große Geschichte gewesen, hier zu zweit aufzutreten. Irgendwie ist es schade, dass es nun doch nicht klappt. Aber was nicht ist, kann ja noch werden", sagte Lars. Er war am Sonntagabend unter den 80.720 Zuschauern in Dortmund, als Sven den Fuß des Hannoveraners Mame Diouf ins Gesicht bekam und nach sechs Minuten das Feld blutend hatte verlassen müssen. "Ich war noch bei ihm und habe mit ihm gesprochen. Im Nachhinein kann man froh sein, dass es relativ glimpflich ausgegangen ist. Das Auge ist geschwollen, an der Nase hat er auch etwas abgekriegt. Aber es ist zumindest kein Bruch", sagte Lars. Eine Nasenbein- und eine Augapfel-Prellung, die Schwellungen und Hämatome waren die äußerlichen Male dieses Unfalls. Als ein Medienvertreter etwas scherzhaft erwähnte, dass die Unterscheidung zu seinem Zwillingsbruder nun etwas leichter falle, huschte Lars ein Lächeln über das Gesicht.
Große Konkurrenz auf der defensiven Mittelfeldposition
Das doppelte Lottchen haben die Brüder nie gespielt. Keiner ist nach Aussage von Lars in kitzligen Situationen für den anderen in die Bresche gesprungen. Auch Späße wie einen Vereinstausch gab es nicht. "Ich wüsste ja gar nicht, wie ich mich in Dortmund verhalten sollte. Auch er würde bei uns die Kabine nicht finden", sagte der Leverkusener, der beim 2:0 beim 1. FC Köln am Samstag seinen ersten Bundesliga-Doppelpack erzielte.
Sportlich sind die Ähnlichkeiten der beiden identisch, allerdings nicht unbedingt von Vorteil. Lars und Sven spielen defensiv zentral vor der Abwehr. Dort ist die Nationalmannschaft bestens besetzt. "Die Konkurrenz ist groß mit Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira", sagte der ehemalige Nationalspieler Karlheinz Förster der Nachrichtenagentur dapd. Förster wurde mit seinem Bruder Bernd 1984 mit dem VfB Stuttgart deutscher Meister, beide standen zudem mit Deutschland im WM-Finale 1982 in Madrid gegen Italien.
Lars offensiver als Sven
"Irgendwie sind wir beide Konkurrenten. Aber jeder würde sich für den anderen freuen", sagte Lars. Eine Deckungsgleichheit im sportlichen Bereich sieht er aber nicht. "Unser Problem ist, dass die Leute die Zwillinge sehen, die die gleiche Position spielen. Aber man muss Trainer sein, um die Nuancen zu sehen", sagte Lars. Löw hat seine eigene Sichtweise: "Egal, ein Bender muss immer dabei sein", sagte er, als er im vorigen Jahr einmal beim Ausfall von Sven dessen Bruder Lars nachnominierte.
Fußballerische Unterschiede sind fast so schwer auszumachen wie im Aussehen der beiden früheren Jungprofis von 1860 München. Karlheinz Förster kann das, er kennt die beiden schon recht lange. Der 53-Jährige ist seit Jahren als Spielerberater tätig und hat auch die Bender-Zwillinge intensiv beobachtet. "Es ist wirklich so, dass sie schwer zu unterschieden sind. Sie sind Abräumer und machen wenig Fehler. Aber Lars ist er etwas torgefährlichere", sagte der Europameister von 1980.
Doch trotz der Ähnlichkeiten sieht Förster durchaus eine Chance, dass erstmals seit Helmut und Erwin Kremers wieder ein Zwillingspaar in der Nationalmannschaft gemeinsam auf dem Platz steht. "Das ist je nach System durchaus vorstellbar. Zum Beispiel als Doppel-Sechser oder in einer Raute mit einem zentral defensiven und einem etwas offensiveren davor", sagte Förster.
"Ich werde alles versuchen, um mitzufahren", sagte Lars Bender mit Blick auf die EM. "Es ist eine glückliche Situation, dass junge Spieler von hinten anschieben und den Konkurrenzkampf hochhalten." Und Träume darf man als junger Mensch auch haben. Den Kremers-Zwillingen war genauso wenig wie den Förster-Brüdern ein gemeinsamer Titelgewinn mit Deutschland nicht vergönnt. "Es wäre eine schöne Sache, wenn man mit seinem Bruder einen Titel holt", sagte Lars Bender. (dapd)