Basel. Der FC Bayern verliert durch das Tor des eingewechselten Valetin Stocker beim FC Basel 0:1 und muss fürchten, den Einzug ins Viertelfinale der Champions League zu verpassen. So droht auch das Finale der Königsklasse in der eigenen Arena am 19. Mai ohne die Münchner über die Bühne zu gehen.
Ein paar Dinge mussten offenbar vorher geklärt werden, auch die Sache mit dem sagenumwobenen Bayern-Gen. Der Legende nach soll dieses Erbgut ja beim FC Bayern quasi bei Vertragsunterschrift verpflanzt werden und eine lebenslange und einzigartige Siegermentalität garantieren. Der Trainer des FC Basel, Heiko Vogel, hat diese Legende vor dem Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League gegen den FC Bayern ziemlich resolut ins Reich der Fabeln verwiesen. „Es gibt kein Bayern-Gen“, hat der ehemalige Jugendtrainer der Münchner vor dem sogenannten Jahrhundertspiel für den 14-maligen Schweizer Meister festgehalten und aufgeschlüsselt: Eine Siegermentalität könne man sich durchaus aneignen, und wenn man das Sieger-Gen nennen wolle, dann bitte. Aber ein Patent darauf, sollte das wohl heißen, könne der FC Bayern nun wirklich nicht anmelden.
Nach dem 1:0 (0:0)-Sieg des FC Basel durch das Tor des eingewechselten Valentin Stocker (86.) vor 36000 Zuschauern im ausverkauften St.-Jakob-Park mussten die Münchner erneut feststellen, dass sie die Legende derzeit kaum unterfüttern können. Ins Rückspiel am 13. März nehmen sie nun als zusätzliche Hypothek das drohende Aus aus der Champions League und den Abschied vom Traum vom Finale in der eigenen Arena am 19. Mai mit.
Neuer verhinderte frühen Rückstand
Dass der Tabellenführer der Schweizer Super League nach dem Vorjahresfinalisten Manchester United im Dezember auch die Bayern aus Europas Eliteliga kegeln könnte, bekamen die Münchner rasch zu spüren. Das Spiel war noch keine 20 Minuten alt, da hatte Vogels Mannschaft schon zwei gute und zwei sehr gute Chancen herausgespielt. Vor allem beim Kopfball von Aleksandar Dragovic waren die Basler der Führung sehr nahe (16.). Torwart Manuel Neuer hatte den Ball gerade noch an den Pfosten gelenkt, Holger Badstuber schlug ihn von der Linie. Drei Minuten später verhinderte die Latte das Führungstor durch den ehemaligen Dortmunder Alexander Frei.
Hinzu kam die ebenfalls gefährliche und von Jerome Boateng unterbundene Strafraumaktion von Xherdan Shaqiri, der im Sommer zu den Bayern überlaufen wird und sich vorab bei deren Trainer Jupp Heynckes erkundigt hatte, ob der ihm böse sei, wenn er ein Tor gegen seinen künftigen Verein schieße. „Der FC Bayern hat ja allen Grund, selbstbewusst zu sein, und er will auch selbstbewusste Spieler“, hat Shaqiri der Süddeutschen Zeitung zudem erklärt und seinen Transfer deshalb als mutmaßlich richtige Entscheidung eingestuft: „Ich glaube, ich bin der Richtige.“ So trat er auch auf und zeigte einige gute Aktionen, bei denen er sich was zutraute. Und dann war da noch Marco Streller, der ehemalige Profi des VfB Stuttgart, der aber an Neuer scheiterte.
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Basel spielte forsch und gefährlich
Die Dinge nahmen also schon einen erstaunlichen Lauf, zumal es bei den Bayern ja sehr klare Ansagen gegeben hatte. „Es muss eine andere Gangart her“, hatte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge klargestellt, nachdem der Vorstand die Mannschaft energisch an Grundvoraussetzungen für sportlichen Erfolg erinnert hatte, was sie ja in München auch dem Bayern-Gen zuordnen. Doch den forschen und gefährlicheren Gastgebern hatten sie nur zwei gefährliche Torabschlüsse Franck Riberys entgegen zu setzen, die Torwart Yann Sommer beide klasse parierte.
Sonst wirkte die Gangart doch recht ähnlich wie in den jüngsten drei Auswärtsspielen in der Bundesliga, von denen die Bayern nur zwei Unentschieden mitgebracht hatten, zuletzt das ernüchternde 0:0 beim Tabellenletzten SC Freiburg. Wenig fiel ihnen in der Offensive ein. Die Bemühungen waren selten von einstudierten Spielzügen geprägt, sondern entstanden meist aus spontan angelegten Aktionen. Und es schien, als schleppten die Bayern-Profis bei alledem schwere Rücksäcke mit sich herum, in denen die hehren Saisonziele wie Backsteine lasten.
Bayern-Gen ließ sich nicht mehr entdecken
Heynckes, der diesmal Arjen Robben statt Thomas Müller in die Anfangsformation gestellt und zudem Anatoli Timoschtschuk den Vorzug vor Luiz Gustavo gegeben hatte, konnte das nicht gefallen. Zumal sich auch in der zweiten Halbzeit wenig daran änderte, abgesehen davon, dass es auf beiden Seiten nun keine wirklich zwingenden Torchancen mehr zu sehen gab und die Bayern die Spielkontrolle übernahmen. Die spektakulärste Szene war die Hereinnahme Müllers für Ribery - und Müllers übereifriger Bodycheck gegen Torwart Sommer direkt im Anschluss. Das Bayern-Gen aber ließ sich nicht mehr entdecken. Stattdessen bekamen die Münchner die Basler Siegermentalität zu spüren.