Leverkusen. Bayer-Trainer Robin Dutt hofft auf einen Lerneffekt nach der 1:3-Niederlage gegen Messi und Co. Die Wahrscheinlichkeit, dass seine Mannschaft gegen den FC Barcelona noch weiter kommt, ist so hoch wie bei einem Lottogewinn.

Um exakt 23.19 Uhr war der Spuk vorbei. Mit eben jener Leichtigkeit, mit der er zuvor die Spieler von Bayer Leverkusen wie Fahnenstangen umkurvt hatte, schlängelte sich Lionel Messi durch die Schar der Schaulustigen in den Katakomben der BayArena. Der Ausnahmefußballer schrieb noch schnell ein, zwei Autogramme, um dann in der Tiefgarage der BayArena zu verschwinden. Wenige Minuten später setzte sich der Tross des FC Barcelona mit allen Stars in Bewegung. Zurück ließen Messi und Co. eine Leverkusener Mannschaft, die beim 1:3 (0:1) im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League eine Lehrstunde in Sachen hohe Fußball-Kunst erhalten hatte.

Natürlich blieb das erhoffte Wunder aus. "Das ist die beste Mannschaft der Welt", sagte Bayer-Sportchef Rudi Völler treffend, und auch Trainer Robin Dutt war schwer beeindruckt: "Barcelona lässt Ball und Gegner laufen. Bis zur Balleroberung hat die gesamte Mannschaft schon einen Puls von 200. Und dann noch umzuschalten und einen 40-Meter-Sprint anzuziehen, ist nicht immer ganz so einfach."

Kapitän Rolfes zeigt großen Respekt

Dutt verneigte sich verbal vor dem Titelverteidiger der Königsklasse, wie es seine Spieler zuvor ehrfurchtsvoll auf den Rasen mit ihrer teils ängstlichen Spielweise getan hatten. Es herrschte Ratlosigkeit im Bayer-Lager, wie einer derartigen Mannschaft beizukommen ist. "Wenn es nur einer wäre, also Messi, dann würde man versuchen, ihn aus dem Spiel zu nehmen. Man braucht bei der Weltfußballer-Wahl nur gucken, welche Spieler von Barcelona dabei waren. Dann weiß man, was für eine Mannschaft das ist. Die ist von 1 bis 11 super besetzt. Und dann haben sie noch 3, 4, 5 Weltklassespieler", sagte Kapitän Simon Rolfes.

Trotzdem sei es ein lehrreiches Spiel gewesen, auch wenn Dutt den Lerneffekt für begrenzt hält. "Die technische Differenz zu den Barca-Spielern wird in diesem Leben schwer aufzuholen sein. Aber das Spiel gegen den Ball, das kann man lernen", sagte der Trainer.

So ist das Abenteuer Champions League mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit im Rückspiel am 7. März wieder vorbei. "Man soll im Fußball niemals nie sagen. Aber bei aller Träumerei bin ich auch Realist", sagte Völler, und Abwehrspieler Stefan Reinartz ergänzte: "Ein 1:3 aufholen? Da könnte ich morgen auch Lotto spielen, da hätte ich die gleiche Wahrscheinlichkeit."

Messi in bestechender Form

Reinartz hatte bei der Gala-Vorstellung von Messi in der Innenverteidigung quasi einen Platz in der ersten Reihe. Denn der argentinische Weltfußballer zeigte sich vor 29.412 Zuschauern von seiner besten Seite. Atemberaubende Tempo-Dribblings, Traumpässe wie der zum 1:0 von Alexis Sanchez (41.) oder Vollstrecker-Qualitäten wie bei seinem siebten Tor in der diesjährigen Champions-League kurz vor Schluss (89.) - Messi sprühte vor Spielfreude. Nur am zweiten Tor von Sanchez (55.) war er nicht direkt beteiligt.

Messi war nicht zu halten - bis zum Schlusspfiff. Dann gelang es Michal Kadlec doch noch, "La Pulga" (der Floh) einzufangen und das begehrte Trikot abzujagen. "Das hätte ich lieber gegen ein besseres Ergebnis eingetauscht", sagte der Tscheche, dem der zwischenzeitliche Ausgleich gelungen war (52.).

Das Tor fiel in einer Phase von gut 15 Minuten, wo Bayer aus Sicht von Dutt mal besser gewesen sei als die Katalanen. "Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft", sagte der nicht unumstrittene Trainer gar. "Ich weiß, dass wir die richtigen Mosaikstückchen bewegen. Und wenn alle Mosaikstückchen wieder dabei sind, ist das eine richtig gute Mannschaft." Es war wohl aber mehr das Pfeifen im Walde, denn über weite Strecken blieb Bayer vieles schuldig. Eine selbstbewusste Mannschaft tritt anders auf. In dieser Hinsicht hätte ein Michael Ballack, der wegen eines Muskelfaserrisses in der Wade fehlte, Leverkusen gut getan. So gilt es für die Werkself nun, eine total verkorkste Saison halbwegs vernünftig über die Bühne zu bringen. Am Samstag habe Bayer ein schweres Spiel gegen Augsburg, merkte Völler an.

Drei Punkte sind dann Pflicht, ansonsten droht Bayer auch das letzte verbliebene Ziel - die Qualifikation für die Europa League - aus den Augen zu verlieren. Sollte dies gelingen, würden die Leverkusener Messi aber trotzdem so schnell nicht wiedersehen. So bleibt der Abend so oder so den Bayer-Spielern noch lange in Erinnerung.