Frankfurt/Main. Nach einer vom DFB in Auftrag gegebenen Umfrage lehnt die große Mehrheit der Anhänger gefährliche Feuerwerkskörper in den Stadien ab. “Die an Deutlichkeit kaum zu überbietende Meinung der Fans unterstützt die konsequente Haltung von DFB und DFL“, sagte DFL-Geschäftsführer Holger Hieronymus.

Angesichts wachsender Gewalt in den Fußball-Stadien ist eine Abschaffung der Stehplätze nach englischem Vorbild derzeit noch kein Thema. Mit Hilfe der vernünftigen Fans soll aber zumindest das Abbrennen von Pyrotechnik in den Arenen beendet werden, denn nach einer vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) und der Deutsche Fußball Liga (DFL) in Auftrag gegebenen Umfrage lehnt die große Mehrheit der Anhänger gefährliche Feuerwerkskörper in den Stadien ab.

"Die an Deutlichkeit kaum zu überbietende Meinung der Fans unterstützt die konsequente Haltung von DFB und DFL. Der gefährliche Einsatz der Pyrotechnik ist nicht, wie immer behauptet, ein Bestandteil der Fan-Kultur - das unterstreichen die ermittelten Zahlen ausdrücklich", sagte DFL-Geschäftsführer Holger Hieronymus am Dienstag in der DFB-Zentrale in Frankfurt/Main.

84,4 Prozent der Befragten votierten dagegen. 79,5 Prozent forderten zudem eine harte Bestrafung, sollte gegen entsprechende Verbote gehandelt werden. Die Umfrage erfolgte im Dezember unter 2000 Bundesbürgern. Nach Angaben vom neuen DFB-Sicherheitsbeauftragten Hendrik Große Lefert seien höchster Sicherheitsanspruch und der Einsatz von Pyrotechnik im Stadion nicht vereinbar. "Wenn sich 84 Prozent der Fußball-Interssierten in Deutschland klar dagegen aussprechen, ist dies ein eindeutiges Votum", sagte Große Lefert.

Bundesinnenminister Friedrich erteilte Legalisierung Absage

Zuvor hatte bereits Bundesinnenminster Hans-Peter Friedrich der von einigen Ultra-Gruppierungen der Bundesligisten geforderte Legalisierung von Pyrotechnik in Fußballstadien eine klare Absage erteilt. 'Ich hab da wirklich viel Verständnis, aber zur Erlaubnis von Pyrotechnik führt kein Weg hin', sagte Friedrich: 'Wir reden von Temperaturen von 1000 Grad. Es ist für eine Großveranstaltung nicht zu verantworten, so etwas zu erlauben.'

Seit rund einem Jahr fordert die "Initiative Pyrotechnik" ein geordnetes Abbrennen von Feuerwerkskörpern wie Bengalos in bestimmten Bereichen der Bundesliga-Stadien. Polizei und Feuerwehr untermauerten in den vergangenen Monaten allerdings, dass die geltenden Gesetze dies nicht zulassen. Zudem sprachen sich 33 der 36 Erst- und Zweitligisten massiv gegen eine Legalisierung aus. "Es gibt da eine Geisterdebatte, dass der Deutsche Fußball-Bund und die Liga die Pyros doch 'legalisieren' könnten. Schon die Gesetzeslage verhindert das", sagte Ligaverbands-Präsident Reinhard Rauball.

Vielmehr verschärften einige Bundesligisten zuletzt sogar ihre Kontrollen. So ging bei der Suche nach pyrotechnischen Materialien auch Werder Bremen neue Wege. Beim Heimspiel gegen den 1. FC Köln wurden erstmals im Weserstadion speziell ausgebildete Spürhunde eingesetzt. Die Tiere sollen die verbotenen Substanzen unabhängig davon finden, ob sie in Behältern versteckt oder direkt am Körper getragen werden.

Innenminister arbeiten offenbar an Verbot der Stehplätze

Doch das scheint zumindest den Politikern noch nicht zu reichen. Vielmehr scheinen die Innenminister derzeit an einem Konzept zu arbeiten, das ein Verbot der Stehplätze in der Bundesliga zur Folge haben könnte, wenn Gewalt und das Abbrennen von Pyrotechnik in der Rückrunde nicht nachlassen. Doch die DFL will die "heilige Kuh Stehplätze" noch nicht anfassen.

"Eine Abschaffung der Stehplätze wird es unter meiner Führung nicht geben. Ich bin der Auffassung, dass Stehplätze zum Fußball dazugehören. Wir dürfen es nicht darauf ankommen lassen, dass bei uns die Politik eines Tages wie in England per Gesetz Stehplätze abschafft. Dabei stehen aber auch die Fans in der Verantwortung', sagte Rauball dem Sport-Informations-Dienst. (sid)