Essen. Sepp Blatter bietet seinen Kritikern unablässlich Angriffsflächen. Nach seinen verharmlosenenden Aussagen zum Rassismus im Fußball fragt er seine nach persönlichen Konsequenzen rufenden Kritiker einmal mehr provozierend, warum er zurücktreten sollte. Wir sagen ihm, warum. Ein Kommentar.
Diesmal also Äußerungen zum Rassismus im Fußball. Was auch immer jedoch Wut und Empörung über den Präsidenten des Welt-Fußballverbandes im Einzelfall auslöst, ist unerheblich. Um Sepp Blatters Rücktritt zu fordern, gibt es haufenweise Anlässe. Dazu bedurfte es nicht mehr der aktuellen Leugnung bzw. Bagatellisierung von unstrittigen rassistischen Zwischenfällen in den Stadien („kann in der Hitze des Gefechts schon mal passieren“).
Ebenso gebetsmühlenartig wie Kritiker ihm seine Fouls, um in der Fußballsprache zu bleiben, vorhalten, weist der 75-jährige Schweizer die überfälligen Konsequenzen zurück. „Ich kann nicht zurücktreten“, reagierte er auch jetzt wieder routiniert, als ob er der Papst persönlich wäre. Nicht ohne die Frage hinterher zu schieben: „Warum sollte ich?“
Nun, auch wenn es natürlich nichts bringt, hier noch einmal zum Mitschreiben die Antwort für Blatter: Weil ein Mann mit einer solchen Skandal-Bilanz an der Spitze des Fußball-Weltverbandes, genauer: an der Spitze keiner Organisation etwas zu suchen hat, die nicht als profitgierig, korrupt und verlogen gelten will.
Der mächtigste Sportfunktionär der Welt räumt "unglückliche Worte" ein
Dass der mächtigste Sportfunktionär der Welt im aktuellen Fall immerhin einräumte, „unglückliche Worte“ gewählt zu haben, die ihn „schmerzen“, ließe bei jedem anderen eine gewisse Lernfähigkeit vermuten. Bei Blatter ist sie auszuschließen. Wie sehr der selbstverliebte Funktionär in seiner eigenen Welt lebt, zeigt seine verdruckste „Entschuldigung“: „Ich konnte eine solche Reaktion nicht voraussehen.“
Die einzige Reaktion, die den Fifa-Boss wirklich treffen würde, wäre die Abwahl durch die Delegierten. Blatters Erklärung dafür, dass er diese nicht zu befürchten hat, liegt auf der Hand: „Warum sollten sie?“