Stuttgart. Jens Lehmann hält dem VfB Stuttgart auch in der kommenden Saison die Treue. Der Torhüter der Schwaben hat seinen Vertrag bei dem Bundesligisten bis Juni 2010 verlängert.
Stuttgart im Blick, den DFB im Hinterkopf: Die "Fußball-Ehe" zwischen Jens Lehmann und dem Bundesligisten VfB Stuttgart geht in die Verlängerung, doch der streitbare Torhüter träumt nach dem erfolgreichen Abschluss des monatelangen Vertragspokers von der ganz großen Bühne. Die Rückkehr in die Nationalmannschaft "wäre für mich sicher ein Anreiz", sagte Lehmann nach der Verlängerung seines Vertrages beim VfB bis Juni 2010: "Ich versuche, mich anzubieten."
"Ich will Erfolg haben"
Er wisse zwar nicht, ob der Deutsche Fußball-Bund (DFB) Bedarf auf der Torhüterposition habe, ergänzte Lehmann - er selbst fühlt sich aber nach wie vor auch den größten Herausforderungen gewachsen. "Ich spiele nicht zum Spaß, ich will Erfolg haben", sagte er mit Blick auf seine wohl endgültig letzte Saison im Profi-Fußball. Und auch VfB-Teamchef Markus Babbel traut dem 39-Jährigen noch viel zu. In punkto Einstellung, Auftreten und Ausstrahlung sei Lehmann "einer der besten Torhüter überhaupt".
Im Tor nach wie vor nur schwierig zu überwinden, bewies Lehmann auch am Verhandlungstisch Standhaftigkeit. Monatelang feilschte er mit dem Klub um seinen neuen Vertrag, der ihm dem Vernehmen nach wie bisher rund 2,5 Millionen Euro jährlich einbringt. VfB-Sportdirektor Horst Heldt dementierte bei einer eigens anberaumten Pressekonferenz im Stuttgarter Stadion am Freitag, dass Lehmann zudem Sonderrechte eingeräumt wurden, der Keeper wird aber im Falle einer Qualifikation für die Champions League offenbar eine Sonderprämie erhalten.
Auch den Vertragspoker als solchen spielte Heldt herunter. "Das war keine große Sache", sagte er über die drei persönlichen Treffen, "da hatte ich schon viel längere Gespräche zu führen." Dass Lehmann wie bislang auch in der kommenden Spielzeit mal sonntags frei machen darf, sieht Heldt gelassen. "Es ist ein Unterschied, ob man 39 oder 29 ist. Er hat genug Eigenverantwortung, um sich fit zu halten."
Lehmann wechselte im Sommer vom FC Arsenal aus England zurück in die Bundesliga, wo er zuvor schon für Schalke 04 (1991 bis 1998) und Borussia Dortmund (1999-2003) aktiv war. Nach der EM 2008 wurde er von Bundestrainer Joachim Löw sanft zu seinem Rücktritt aus dem DFB-Team überredet. Mit guten Leistungen, bisweilen aber auch mit Ausrastern hat er seither auf sich aufmerksam gemacht.
Zahlreiche "Ausraster"
Im Ligaspiel gegen 1899 Hoffenheim warf Lehmann den Schuh des Gästespielers Sejad Salihovic hinter sich aufs Tornetz, Mitspieler Khalid Boulahrouz riss er im UEFA-Cup bei Zenit St. Petersburg das Stirnband vom Kopf. Mit Bremens Diego lieferte er sich eine Rangelei im Kabinengang, Schiedsrichter Felix Brych zeigte er in Dortmund den Vogel und seine Kollegen kritisierte er nach dem 1:5-Pokaldebakel gegen Bayern München ebenso wie Babbel.
"Ich bin auf dem Platz eben emotional", sagte Lehmann nun über seine exzentrischen Auftritte. Den Entschluss zum Weitermachen habe ihm seine Familie erleichtert. "Die Kinder wollten, dass ich weiter spiele, sie sind Fußballfans", sagte er. In Stuttgart gebe es unter Babbel eine "positive sportliche Entwicklung", an die er im nächsten Jahr anknüpfen will. Danach ist wohl Schluss, als Nachfolger steht der dann 26-jährige Alexander Stolz bereit.