Hamburg. Beim Debüt von Thorsten Fink spielt der HSV 1:1 gegen Wolfsburg und strotzt vor Zuversicht. Im DFB-Pokal wartet am Dienstag der Viertligist Eintracht Trier, ehe am Sonntag der 1. FC Kaiserslautern die Hamburger prüft.
Sie steht ihm gut, diese kleine, aber doch sehr markante HSV-Raute, die am linken Kragen seines Sakkos steckt. Bei der Erscheinung von Thorsten Fink neigt der Betrachter ja zuerst dazu, über den stylisch gestutzten Bart oder das sorgsam frisierte Haupthaar zu sinnieren. Aber die Dienstkleidung, die sich der 43-Jährige für seinen ersten Arbeitstag als Trainer im Scheinwerferlicht der Bundesliga ausgesucht hatte, erschien nicht minder akkurat.
Lust und Leidenschaft
Auffällig auch sein süffisantes Lächeln nach dem Genickschlag nach 64 Sekunden oder sein Sprung in den Rücken seines Sportdirektors Frank Arnesen nach 56 Minuten. Weder das eine noch das andere wollte der neue Trainer des Hamburger SV ausschweifend kommentieren. „Ich kann mich nicht erinnern, welche Schnute ich gezogen habe“, versicherte Fink zur Mimik nach dem 0:1. Und die Gesten nach dem 1:1? „Frank und ich harmonieren halt sehr gut.“
Fink sagt zwar, er sei aus seiner aktiven Zeit als Spieler beim FC Bayern einiges gewohnt, aber als Trainer nun mit jeder Bewegung im öffentlichen Brennglas zu stehen, daran muss sich der nächste Heilsbringer der Elbmetropole noch gewöhnen. Immerhin: Mit dem unterhaltsamen 1:1 gegen den VfL Wolfsburg ist der Anfang gemacht.
Vielversprechender als der Punktgewinn waren die vielen sachdienlichen Hinweise, die der vom FC Basel verpflichtete Fußballlehrer lieferte, das in Hamburg brach liegende Potenzial vieler Profis zu wecken. „Jeder konnte erkennen, dass da ein Plan hinter steckt“, erklärte Dennis Aogo, während Kapitän Heiko Westermann ergänzte: „Man merkt, dass sich was bewegt.“ Und Mladen Petric, der nach dem Blitztor seines Landsmannes Mario Mandzukic den Ausgleich besorgte, erzählte, dass „es ein Riesenspaß macht, wie wir Fußball spielen wollen“.
Komplett gedreht
Nicht nur einmal ist dabei der Philosophie-Begriff gefallen, und glücklicherweise war Fink gleich so nett, seine eigene Anschauung in der Arena im Volkspark vorzuführen: Als Spieler hat der gebürtige Dortmunder lieber zurück als nach vorn gepasst. Als Trainer hat sich das komplett gedreht.
Die Außenverteidiger sollen sich bei Ballbesitz wie Mittelfeldspieler verhalten. Einer der Sechser lässt sich zurückfallen und forciert den Spielaufbau. Damit wird Dominanz in der zentralen Zone hergestellt. Am Ende hatte der HSV 59 Prozent Ballbesitz und 20:7 Torschüsse. Arnesen hatte „unser bestes Saisonspiel“ gesehen. So nahm der Däne gerne die Liebkosung durch den Trainer hin.
Die große Zuneigung muss dem selbstbewussten Fink nicht mal unheimlich vorkommen; er lächelt selbst die tabellarische Wirklichkeit weg. „Wenn wir so weiterspielen, werden wir unten rauskommen.“ Finks Konzeption basiert auf Lust und Leidenschaft, Lauf- und Kampfbereitschaft. Das alles soll am Dienstag im DFB-Pokal beim Viertligisten Eintracht Trier und am Sonntag gegen den 1. FC Kaiserslautern zu sehen sein. „Beide Spiele unbedingt gewinnen“, empfahl Thorsten Fink. Und bediente sich dabei gleich mal eines sehr fordernden Tonfalls.