Hannover. Hannover 96 hat den Spaziergang des FC Bayern München durch die Bundesliga und die gegentorlose Zeit von Torwart Manuel Neuer beim 2:1 (1:0)-Heimsieg am 10. Spieltag beendet.
Erste Auswärtsniederlage, Rot für Jerome Boateng und das Ende von Manuel Neuers Serie: Die Super-Bayern sind zurück auf dem Boden der Tatsachen. In einer turbulenten, phasenweise aber auch hochklassigen Partie kassierte der Bundesliga-Tabellenführer aus München bei Hannover 96 eine verdiente 1:2 (0:1)-Niederlage und sorgten für kollektives Aufatmen bei den Verfolgern. Die Mannschaft von Trainer Jupp Heynckes ist zwar weiter Spitzenreiter, der Vorsprung auf Titelverteidiger Borussia Dortmund ist aber auf drei Punkte geschrumpft. Hannover kletterte auf Tabellenplatz vier.
Vor 49.000 Zuschauern in der seit Wochen ausverkauften WM-Arena gelang 96-Torjäger Mohammed Abdellaoue für die Platzherren in der 23. Minute per Foulelfmeter der Führungstreffer. Nach dem 2:0 durch einen abgefälschten Schuss von Christian Pander (50.) brachte der eingewechselte David Alaba (83.) die Münchner in der Schlussphase noch einmal heran, Bastian Schweinsteiger traf in der 88. Minute nur den Pfosten.
Rote Karte für Jerome Boateng
Vor dem Strafstoß zum 1:0 hatte Schiedsrichter Manuel Gräfe aus Berlin einen Zweikampf zwischen Nationalspieler Philipp Lahm und Hannovers Kapitän Steven Cherundolo als Foulspiel des Münchner Spielführers gewertet. Der Norweger Abdellaoue verwandelte an seinem 26. Geburtstag sicher und fügte Neuer das erste Bundesliga-Gegentor nach 770 Spielminuten zu. Es war der siebte Saisontreffer für Abdellaoue.
Die umstrittene Entscheidung Gräfes beim Strafstoß brachte Hektik in die bis dahin ruhige Partie und so kam es in der 28. Minute nach einem Foul von Toni Kroos an Sergio Pinto zu einer Rangelei an der Seitenlinie. Dabei ließt sich Jerome Boateng zu einer Tätlichkeit gegen Christian Schulz hinreißen ließ und sah folgerichtig die Rote Karte. Schulz hatte Glück und kam mit einer Verwarnung davon. Ab der 63. Minute war auch Hannover nur noch zu zehnt: Cherundolo sah wegen wiederholten Foulspiels Gelb-Rot.
Nach einer von beiden Seiten vorsichtig geführten Anfangsphase erarbeiteten sich die Niedersachsen in der zwölften Minute die erste Einschussmöglichkeit. Ex-Nationalspieler Pander spielte Abdellaoue klug frei, doch der Stürmer verzog in aussichtsreicher Position. Nur 120 Sekunden später standen die Gäste dicht vor dem Führungstreffer, doch ein Kopfball von Torjäger Mario Gomez war nicht platziert genug, 96-Torhüter Ron-Robert Zieler wehrte zur Ecke ab.
Auch in der Folgezeit scheuten beide Mannschaften zunächst das letzte Risiko, die starken Abwehrreihen dominierten die Begegnung. Pech hatte der Tabellenführer in der 20. Minute: Nach einem sehenswerten Alleingang traf Kroos aus 18 Metern Entfernung nur das linke Lattenkreuz. Sekunden vor dem Halbzeitpfiff traf Abdellaoue bei einem Konter den Außenpfosten.
Ex-Schalker Pander überwindet Ex-Schalker Neuer
Zu Beginn der zweiten Halbzeit drängten die Münchner trotz Unterzahl auf den Ausgleich, doch in der 47. und 49. Minute hielt Zieler mit zwei reaktionsschnellen Paraden gegen Gomez die Führung der Hannoveraner fest. Fast im Gegenzug traf Pander zum 2:0.
Die Torschützen Abdellaoue und Pander sowie Keeper Zieler waren die stärksten Akteure im Team von Coach Mirko Slomka, das sich drei Tage nach dem 2:2-Unentschieden in der Europa League gegen den FC Kopenhagen deutlich verbessert zeigte. Auf Seiten des Rekordmeisters verdienten sich Kroos und Schweinsteiger die Bestnoten. An Superstar Franck Ribery hingegen lief die Partie mehr als eine Stunde lang weitgehend vorbei.