Istanbul. . Kurz vor dem EM-Qualifikationsspiel gegen die Türkei am Freitag denkt Nationalmannschaftskapitän Philipp Lahm schon an den EM-Titel. Die Chance mit einem Sieg in Instanbul Geschichte schreiben zu können, interessiert ihn daher nur am Rande.
„Natürlich wäre es schön, wenn wir die beiden abschließenden Qualifikationsspiele gewinnen, aber die richtigen Preise werden erst bei der EM verteilt. Und dort wollen wir unserer Rolle als Titelfavorit gerecht werden“, sagte der Linksverteidiger von Rekordmeister Bayern München am Donnerstag in der Millionenmetropole am Bosporus.
Mit zwei Siegen gegen die Türkei und vier Tage später gegen Belgien in Düsseldorf (19.00 Uhr/ZDF) kann die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) eine historische Bestmarke aufstellen. Zehn Siege in zehn Qualifikationsspielen hat noch keine Nationalelf zuvor geschafft.
Ohne Konkurrenz auf linker Abwehrseite
„Natürlich ist das eine zusätzliche Motivation für die Mannschaft und eine schöne Nebensache. Viel wichtiger ist aber für die einzelnen Spieler, dass es mit Blick auf die EURO in Polen und der Ukraine jetzt schon um die Stammplätze geht“, sagte Lahm, der auf der linken Abwehrseite allerdings völlig konkurrenzlos ist.
Damit ist Lahm aber auch der einzige Abwehrspieler, der seinen Platz in der DFB-Auswahl in den kommenden Wochen und Monaten bereits sicher hat. Der Rest der Viererabwehrkette wirkt weiterhin austauschbar, auch wenn der Münchner Holger Badstuber bislang eine sehr gute Saison spielt. Dagegen hinkt Per Mertesacker nach seinem Wechsel zum FC Arsenal seiner Bestform weit hinterher, auch Jerome Boateng unterliefen zuletzt einige Patzer. Und selbst Mats Hummels hat bei Borussia Dortmund seine Meisterform verloren.
Streit über Buch längst abgehakt
Doch das alles beunruhigt Bundestrainer Joachim Löw offenbar nicht. „In der jetzigen Phase ist für mich grundsätzlich wichtig, die ein oder andere Variante in der Abwehr zu testen. Das Vertrauen in die Abwehr ist seit Jahren nicht mehr hoch, das war schon vor den letzten Turnieren so. Dabei haben wir in den Qualifikationsrunden und bei den großen Turnieren eigentlich auch in der Defensive immer überzeugt. Und wenn man zudem so offensiv wie gegen Brasilien und Österreich spielt, dann ist man nicht immer Herr der Defensive“, sagte Löw.
DFB-Kapitän Lahm ist derweil trotz der zuletzt herrschenden Unruhe um sein Buch „Der feine Unterschied“ unumstrittener Stammspieler. Und fünf Wochen nach dem Rüffel von Bundestrainer Löw wegen Lahms Kritik an Ex-Teamchef Rudi Völler sind die Wogen längst geglättet.
„Ich habe eine Woche lang genug darüber geredet. Wir können uns gerne irgendwann anders darüber unterhalten“, rief Lahm einem Reporter zu, der wissen wollte, ob er mittlerweile einige Passagen seines Debüt-Werks bereut. Und auch der Wechsel von der rechten auf die linke Abwehrseite ist für Lahm nicht mehr der Rede wert: „Ich habe schon oft gesagt, dass ich mich auch auf der linken Seite wohl fühle. Und ich denke, das sieht man auch.“