Köln (SID) - Die Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie (asp) sieht nach dem Rücktritt des Fußball-Trainers Ralf Rangnick "erste Anzeichen für einen Wandel" in Deutschland. "Zumindest öffentlich wird von vielen der Schritt von Ralf Rangnick, als Trainer des Bundesligisten Schalke 04 zurückzutreten, als mutig bezeichnet und nicht verteufelt. Dieser Umstand alleine ist schon als sehr positiv zu werten", erklärte der asp-Vorsitzende Prof. Dr. Manfred Wegner von der Universität Kiel.
Wegner merkte jedoch kritisch an, dass der Spitzensport, allen voran die Fußball-Bundesliga, noch immer nicht genügend sensibilisiert sei für psychische Erkrankungen wie Depression oder Burnout: "Aber die große Zahl von Fällen, die derzeit öffentlich werden, scheint ein Umdenken zu bewirken und dokumentiert gleichzeitig die Erkenntnis, offener damit umzugehen".
Ob der Weg Rangnicks oder des Hannoveraner Torhüters Markus Miller andere Betroffene wirklich ermutigen kann, sich zu ihren Krankheiten zu bekennen, werde jedoch erst die Reaktion auf ihre Rückkehr ins Profigeschäft zeigen. "Wenn sie dann als geheilt wieder vom System aufgenommen werden und neue Jobs bekommen, wird das anderen erkrankten Spitzensportlern Mut machen", sagte Wegner. Außerdem würde dies zeigen, "dass dieses Tabu gebrochen worden ist und es kein dauerhaftes Stigma mehr ist, über seine psychische Erkrankung zu sprechen".
Insgesamt sieht der Kieler Sportpsychologe im Spitzensport keine Häufung von psychischen Erkrankungen. "Die Fälle, die bisher geheim blieben, werden nun öffentlich gemacht. Burnout kommt nach allem, was wir wissen, im Spitzensport nicht häufiger vor als außerhalb des Sports", sagte er.