Danzig. Miroslav Klose und Lukas Podolski haben sich in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft zurückgemeldet und freuen sich auf das Test-Länderspiel in Polen. Für den Angreifer und den linken Offensiven ist der Auftritt eine Rückkehr zu den Wurzeln.
Der Bundestrainer schätzt es nicht, wenn über die Stammformation spekuliert wird, über die elf Namen, die er auf dem Aufstellungsbogen notieren würde, wenn er die absolut freie Auswahl hätte. Hat Joachim Löw aber natürlich nur ganz selten. Mario Gomez und Sami Khedira meldeten sich vor der EM-Qualifikationspartie in Gelsenkirchen angeschlagen ab. Gomez, der Torjäger, hätte wohl den Vorzug vor Miroslav Klose erhalten und gespielt gegen die Österreicher. Der Stürmer präsentierte sich zuletzt in der nationalen Auswahl stark und bei den Bayern noch stärker. Und Khedira, der Mann von Real Madrid, er gilt als gesetzt.
Löw gewährte Neuer Urlaub
Gesetzt? Der Bundestrainer schätzt es nicht, wenn darüber spekuliert wird, wer denn gesetzt sein könnte. Er kann nur nicht verhindern, dass seine Entscheidungen als Signale interpretiert werden. Für Genius Mesut Özil hat er die Partie in Freundschaft am Dienstag gegen die Polen (20.45 Uhr, ZDF und live im DerWesten-Ticker) von der Agenda gestrichen. Seiner Nummer eins im Tor Manuel Neuer gewährte er ebenfalls Urlaub. Und auch Bastian Schweinsteiger, dem Taktgeber, den Löw bereits vor der WM 2010 mit dem Titel „emotionaler Leader“ adelte. Fünf Etablierte stehen also in Danzig, in dieser wie ein Riesenreifen geformten und wie Blattgold glänzenden neuen EM-Arena für den Aufstellungsbogen nicht zur Verfügung.
Zwei weitere aber haben sich beim fulminanten 6:2-Sieg über Österreich zurückgemeldet. Und das sind die erstaunlichsten Kräfte, die im deutschen Auftrag wirken. Miroslav Klose, der 111 Einsätze im Adlertrikot vorzuweisen hat, mehr als jeder andere aktuelle Nationalspieler. Und Lukas Podolski, mit 91 Einsätzen die Nummer zwei der Auflaufhitliste. Für den Angreifer und den linken Offensiven ist der Auftritt an der Ostsee eine Rückkehr zu den Wurzeln. Beide wurden in Polen geboren, und Löw weiß, dass deshalb bei ihnen „besondere Gefühle vorherrschen“. In der Danzig machte der Bundestrainer am späten Montag aber auch klar: „Die einzelnen Spieler müssen die Spannung hochhalten, weil bei uns ein Konkurrenzkampf herrscht.“
Klose hat nur einen Konkurrenten
Für Klose ist dieser ziemlich übersichtlich. Er hat einen Konkurrenten im Auge des Sturmes. Gomez. Und weil der 33-Jährige gegen Österreich perfekte Arbeit ablieferte, dürfte er dem Konkurrenten nun wieder eine Stollenschuhspitze voraus sein. Für Podolski gestaltet sich die Situation schwieriger. Der Kölner ist noch immer erst 26 Jahre alt. Nie zuvor war ein Nationalspieler jünger, der so viele Einsätze hinter sich gebracht hat. Seine Torquote ist beeindruckend wie die von Klose. Der Neu-Römer hat 62 Mal für Deutschland getroffen und nähert sich der 68er-Allzeit-Bestmarke von Gerd Müller. Poldi aber hat auch schon 43 Tore auf seinem Konto verbucht. So viele wie der legendäre Uwe Seeler. Und doch stellte Löw kritisch fest, „dass der Lukas sein Potenzial zuletzt nicht immer ausgeschöpft hat“.
Mit seiner Leistung in der königsblauen Arena gelang es Podolski wieder einmal, den Bundestrainer im richtigen Moment aufs Neue von sich zu überzeugen. Dass sein Pöstchen von immer besser qualifiziertem Personal begehrt wird, hat er aber verstanden: „Die Konkurrenz ist da, und die ist auch gewachsen.“ Für den speziellen Fall der Testpartie beim EM-Gastgeber hofft er allerdings nicht nur, dass der Chef ihm wieder Vertrauen schenkt. Es sollte sogar Vertrauen von Anfang an sein: „Es wäre für mich schon etwas Besonderes, beide Hymnen zu hören.“
Wiese wird das Tor hüten
Weil Löw den Aufstellungsbogen diesmal nicht in den Stahlschrank mit den Geheimakten gesperrt hat, ist allerdings schon vieles gesichert. Tim Wiese wird das Tor hüten. Per Mertesacker kehrt in die Innenverteidigung zurück. An seiner Seite wird „vielleicht Mats Hummels“, mit hoher Wahrscheinlichkeit aber Jerome Boateng spielen, „weil Holger Badstuber auf jeden Fall eine Pause bekommt“ und der Bundestrainer „Boateng mal in der Innenverteidigung sehen will“. Simon Rolfes wird für Schweinsteiger in die erste Elf aufgenommen. Und Miroslav Klose und Lukas Podolski dürfen eintauchen in das Bad der Gefühle.