Essen.. Nach der WM hat Joseph S. Blatter die rosarote Brille aufgesetzt: „Der Frauenfußball ist der große Gewinner“. Dabei kann die amateurhaft organisierte Frauen-Bundesliga nur dann professioneller werden, wenn die Nähe zum Männerfußball gesucht wird.

Bis zu 18 Millionen Fans vor den Bildschirmen, fast immer ausverkaufte Stadien und Lobeshymnen von den Teilnehmern: Da ist das Urteil doch wohl Formsache, oder? Zumindest, wenn man Joseph S. Blatter heißt und Präsident der Fifa ist. „Der Frauenfußball ist der große Gewinner. Die WM wurde von Deutschland hervorragend organisiert“, sagte Blatter zum Ende der WM 2011. Und dann gab’s ein Küsschen für OK-Chefin Steffi Jones. Fußballherz, was willst du mehr?

Dubioser Doping-Skandal bei der WM

Und wie der Blatter Sepp so sein kann, sorgten weder der dubiose Dopingskandal der Nordkoreanerinnen noch die teilweise absurd schlechten Schiedsrichterleistungen für getrübte Stimmung. „An den Leistungen der Schiedsrichterinnen müssen wir definitiv arbeiten“, sagte er. Alles erledigt, weiter zu den guten Nachrichten: Das frühe Aus für Deutschland? Auch da hatte der Fifa-Chef Trost parat: „Des einen Leid ist des anderen Freude. Durch das vorzeitige Scheitern der deutschen Mannschaft ist die WM globaler geworden.“ Fein!

Auch finanziell dürfte sich die WM für den DFB rechnen. 782 000 von 900 000 Karten wurden verkauft, das reicht für eine schwarze Null. „Ich bin stolz auf das, was wir hier in den vergangenen Wochen geleistet haben. Der Frauenfußball ist in Deutschland zu Hause“, sagte OK-Präsidentin Steffi Jones, die jetzt erst einmal Urlaub macht.

Zwist um Neid und Prinz

Alles prima also? Die Protagonisten wissen, dass sie nur dann der amateurhaft organisierten Frauen-Bundesliga zu mehr Professionalität und sich selbst zu mehr Reichtum verhelfen können, wenn sie sich irgendwie an den Männerfußball anlehnen. In Deutschland stützte das harsche mediale Echo auf die Verantwortung von Trainerin Silvia Neid im Umgang mit ihrer Kapitänin Birgit Prinz die These einer neuen Gleichbehandlung – der Fall Michael Ballack war kaum aufgeregter debattiert worden.

Und das anfangs so inspirierend spielende französische Nationalteam schied als Warnung von der WM-Bühne. Niemand hat beim verlorenen kleinen Finale mehr gelächelt, die Leichtigkeit war dahin, am Ende verschwanden auf dem Platz und auf den Rängen auch Werte wie Sympathie und Unschuld. „Mir gefällt es nicht, wenn sich die Zuschauer wie beim Männerfußball benehmen“, hat Frankreichs Trainer Bruno Bini geklagt. Aber man kann sicher sein: Es wird ihn keiner mehr gehört haben.