Ruhrgebiet.. Kaum ist das deutsche Team aus der WM ausgeschieden, interessiert Frauenfußball niemanden mehr? Die wenigen Public-Viewing-Angebote, die es gab, werden zumindest noch weniger. Absagen kommen aus Essen, Gevelsberg und Duisburg.

Die Deutschen Mädels sind bei der Fußball-WM ausgeschieden – und schon ist es vorbei mit dem deutschen Sommermärchen. So zumindest hat es den Anschein. Public-Viewing-Leinwände bleiben verlassen im Regen stehen oder werden erst gar nicht mehr aufgebaut.

In Essen etwa galt von Anfang an das Motto: Alle Deutschland-Spiele werden live gezeigt. Also ist Schluss mit dem öffentlichen Rudelgucken auf dem Burgplatz. Rund 1600 Zuschauer kamen zum Viertelfinal-Spiel der deutschen Elf. Die Zahl habe „positiv überrascht“, sagt Tobias Heine von der organisierenden TAS-Agentur. „Wir haben kurz überlegt, die Finals auch ohne deutsche Beteiligung zu zeigen, sind dann aber bei unserem Motto geblieben.“ Schließlich seien zumindest am Samstag bereits andere Veranstaltungen auf dem Gelände geplant.

Gar kein Rudelgucken in Gevelsberg

In Gevelsberg ist es durch das frühe Ausscheiden des deutschen Teams noch nicht einmal zu einem Public Viewing gekommen. „Alexandra Popp spielt – Gevelsberg fiebert mit“, sollte es in der Stadt im Ennepe-Ruhr-Kreis heißen. Schließlich ist der neue Shooting-Star der deutschen Mannschaft ein Zögling des FC Schwarz-Weiß Silschede aus Gevelsberg. Gezeigt werden sollten die Spiele ab dem Halbfinale. Gezeigt wurde also keins. Und von der deutschen Nachwuchs-Hoffnung Popp bleiben vorerst die Bilder im Kopf, wie sie weinend auf dem Rasen liegt.

Beim Public Viewing in Duisburg-Obermeiderich blieben die Fans aus. Mangels Nachfrage hat die Evangelische Kirchengemeinde die Notbremse gezogen und ihr „Rudelgucken“ auf der Kirchwiese an der Emmericherstraße beendet.

„Wir müssen die Spiele zeigen wie bei den Männern“

Dass andere Veranstalter ihr Angebot abbrechen, findet Hans-Peter Arens schlicht „blöd“. Bis zu 800 Zuschauer versammelten sich in Dortmund vor seiner digitalen Anzeige am Alten Markt. Beim Halbfinale Frankreich gegen die USA waren es fünf. Lag aber auch an Wind und Regen, sagt Arens. Und: „Wir haben das angefangen, wir machen das jetzt auch bis zum Ende.“ Also bis zum Finale am Sonntag. Zwar rechnet der alteingesessene BVB-Fan mit einem Minus-Geschäft, aber: „Wenn der Frauenfußball in Deutschland nach vorne kommen soll, dann müssen wir die Spiele zeigen wie bei den Männern.“

Die Einschaltquoten im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, bei dem jedes WM-Spiel gezeigt wird, geben ihm Recht: Das späte Spiel „Japan - Schweden“ (20.45 Uhr) erreichte einen Marktanteil von 28,6 Prozent, landete also beim Publikum auf Platz eins. Das frühe Spiel „Frankreich – USA“ erreichte zwar weniger Zuschauer, dennoch aber einen Marktanteil von 26,4 Prozent.

In der WM-Spielstätte Bochum wird die Fanmeile auch bis zum Final-Tag aufrecht erhalten. Beim WM-Büro der Stadt freut man sich über eine „zufriedenstellende Grundfrequenz“ in den Kneipen im Bermuda-Dreieck. Auch wenn es kein klassisches Public-Viewing-Angebot der Stadt gab, hofft Thorsten Lumma: „Bei den Deutschland-Spielen war es voll. Zum Finale am Sonntag wird bestimmt noch mal viel los sein.“