München. . Jupp Heynckes startet bei Bayern München seine letzte Trainermission. Er soll auch für Familienfrieden sorgen. Und selten ist ein Trainingsauftakt bei den Bayern so unaufgeregt verlaufen.

Es ist 10.06 Uhr, als Jupp Heynckes am Montag im weißen Shirt und blauen Trainings-Shorts hinaus ins Freie schreitet. Kurz begrüßt er die rund 200 Fans, dann nimmt er seine Arbeit auf, als stünde mitten in der Saison eine Routineeinheit an. Kein euphorischer Beifall, keine Jupp-Rufe, kein Bohei – selten ist ein Trainingsauftakt bei Bayern München so unaufgeregt verlaufen.

Japan-Talent im Anflug

Das war durchaus erstaunlich. Denn ein wenig ist der 66-Jährige ja als Heilsbringer angekündigt worden. Von ihm verspricht sich die Klubführung nicht nur eine erfolgreiche sportliche Zusammenarbeit mit dem Fernziel Champions-League-Finale im eigenen Stadion, sondern eine Befriedung des Binnenklimas, das unter Louis van Gaal bekanntlich sehr gelitten hatte.

Heynckes, bereits zum dritten Mal Cheftrainer an der Säbener Straße, soll das Selbstverständnis als deutsche Nr. 1 und als Familienbetrieb mit Leben füllen. „Ich bin hundertprozentig überzeugt, dass das funktioniert“, sagt Sportdirektor Christian Nerlinger.

Als Heynckes seine erste Einheit beendet hat und sich der Presse stellt, wärmt er zu Beginn seiner voraussichtlich letzten Trainermission gleich einmal die Vereinsseele: „Ich fühle mich, als ob ich wieder nach Hause gekommen bin.“ Ob sich jedoch tatsächlich ein erfolgreiches Kuschelklima einstellt, wird auch davon abhängen, ob die Transfers von Innenverteidiger Jerome Boateng (Manchester City) und dem defensiven Mittelfeldspieler Arturo Vidal (Leverkusen) noch zustande kommen.

Bei der ersten Einheit konnte Heynckes nur die Neuzugänge Rafinha und Nils Petersen begrüßen. Der frühere Schalke-Torwart Manuel Neuer wird erst am Freitag erwartet. Zudem soll am 15. Juli der Japaner Takashi Usami eintreffen. Usami kommt für ein Jahr auf Leihbasis mit Kaufoption von Gamba Osaka.

Unabhängig von den letzten Transferaktivitäten geht es für Heynckes nun darum, bis zum Pokalspiel bei Zweitligist Eintracht Braunschweig (1. August) die Grundlagen für eine erfolgreiche Saison zu legen. Viel Zeit bleibe nicht, sagte Heynckes, „wir werden viel arbeiten“. Er freut sich drauf. „Eine sehr reizvolle Aufgabe“ und eine „vernünftige Entscheidung“ sei seine dritte Amtszeit in München, sagte der Trainer, gerade weil „sich meine Karriere dem Ende zuneigt“. Er will sie dort krönen, wo er sich am wohlsten fühlt.