Berlin. Die deutschen Fußballerinnen wollen sich mit einem letzten Ausflug vor dem WM-Start auf das Spiel gegen Kanada einstimmen. “Teambuilding“ ist aber nicht bei allen Spielerinnen angesagt.

Erst unter Bäumen Ruhe finden, dann die "Ahornblätter" wegfegen: Mit einem Ausflug in die Natur wollen die deutschen Fußballerinnen ihre Nervosität vor dem WM-Auftakt am Sonntag im ausverkauften Olympiastadion gegen Kanada (18.00 Uhr/ARD und im DerWesten-Liveticker) bekämpfen. "Wir werden ins Grüne fahren und eine schöne gemeinsame Aktion machen. Wir wollen nochmal rauskommen aus dem Trubel - über den wir ja froh sind", sagte Nationalmannschaftsmanagerin Doris Fitschen, die aber keine Details der letzten "Teambuilding"-Maßnahme vor dem Start in die Mission Titelverteidigung verraten wollte.

Die Spielerinnen scheinen die Entspannung nötig zu haben, schließlich lastet ein ungewohnter Druck auf den Schützlingen der Bundestrainerin Silvia Neid. "Das Medieninteresse ist extrem gestiegen. Das ist für die Spielerinnen sehr beeindruckend, weil sie das nicht kennen", erklärte Fitschen: "Diese Resonanz kommt bei den Spielerinnen aber sehr gut an, weil wir endlich die Anerkennung haben, für die wir sehr lange kämpfen mussten."

Das "Teambuilding" kommt dagegen nicht bei allen Spielerinnen gut an. "Ich halte davon nicht allzu viel. Sowas sollte man entstehen lassen, es sollte nicht geplant werden", sagte Torhüterin Nadine Angerer, die bei dem Ausflug aber dennoch mit von der Partie sein wird: "Es könnte lustig werden."

Davon geht auch Angerers Zimmergenossin Linda Bresonik aus. "Das wird sicher viel Spaß machen und die Mannschaft nochmal zusammenschweißen", sagte die Außenverteidigerin, die sich vor dem Spiel gegen Kanada gerne noch einmal ablenken lässt: "Das bringt uns auf andere Gedanken und tut der einen oder anderen Spielerin, die noch nicht vor solch einer Kulisse gespielt hat, sicher gut."

Zwanziger mit Talisman

Damit gegen Kanada auf keinen Fall etwas schief geht, wird DFB-Präsident Theo Zwanziger sein Medaillon, das beim WM-Triumph 2007 in China zum Talisman avancierte, mit ins Stadion bringen. "Ich werde mitfiebern. Im Fußball braucht man aber auch ein bisschen Glück. Dieses Glück wünsche ich der Mannschaft", sagte Zwanziger, der das Halbfinale als Minimalziel ausgegeben hat.

Unter die besten Vier will auch Neid, deren Vertragverlängerung bis 2016 am Dienstag bekanntgegeben wurde, unter allen Umständen. "Unser Traum ist, den Titel zu gewinnen. Der Einzug ins Halbfinale wäre aber auch schon ein Erfolg", sagte die 47-Jährige: "Es wird sicher ein spannendes Turnier. Viele Mannschaften sind in der Lage, die WM zu gewinnen. Wir haben vor keinem Gegner Angst, aber vor jedem Gegner Respekt."

Respekt bringt Neid also auch Kanada entgegen. Obwohl die deutsche Auswahl alle bisherigen neun Partien gegen "Big Red" gewonnen und die Kanadierinnen beim letzten Duell mit 5:0 nach Hause geschickt hat, wird das Spiel nach Ansicht der Trainerin kein Selbstläufer. "Wir müssen versuchen, den Kanadierinnen ihre Stärke zu nehmen und ihnen unser Spiel aufzwängen. Es ist für uns ganz wichtig, gut in das Turnier zu starten", erklärte Neid.

Bauchkribbeln vor 70.000 Zuschauern

Auch die Spielerinnen halten nichts davon, Kanada als leichten Gegner abzustempeln. "Es wird sicher nicht wieder ein 5:0 werden. Kanada ist ein dicker Brocken. Sie sind robust, zweikampfstark und spielen zielstrebig nach vorne. Vor über 70.000 Zuschauern hat zudem jede Spielerin Bauchkribbeln", sagte Bresonik: "Wir müssen uns in Eins-gegen-Eins-Situationen durchzusetzen."

Durchgesetzt hat sich Bresonik bereits im Kampf um einen Stammplatz. Die Duisburgerin ist neben sechs weiteren Spielerinnen (Nadine Angerer, Annike Krahn, Saskia Bartusiak, Babett Peter, Simone Laudehr, Kim Kulig) gesetzt. (sid)