Mainz..
Nach Hause fahren, Klamotten waschen, bügeln, wieder den Koffer packen. Als Bundestrainerin Silvia Neid nach dem 3:0-Sieg des Frauen-Nationalteams gegen Norwegen bei der WM-Generalprobe im Mainzer Bruchwegstadion berichtete, was sie am einzigen freien Wochenende vor dem Start der WM zu tun gedenke, schmunzelten die Zuhörer. Und auch die 47-Jährige grinste und schob nach, dass sie in ihrer Heimat im Siegerland auch noch dem Golfclub einen Besuch abstatten werde, „eine Neun-Loch-Runde zum Entspannen“. Dabei schien doch bereits mit dem Erfolg gegen die WM-Mitfavoritinnen eine Riesenlast von der Bundestrainerin abgefallen zu sein.
"Alexandra Popp ist eine Waffe"
Von Neid wird zum einen wie selbstverständlich der dritte WM-Titel in Serie erwartet und zum anderen ein Sommermärchen in Kleinformat. Nervös scheint sie deshalb nicht zu werden. „Wir gehen mit großem Selbstbewusstsein nach Berlin“, beschied Neid nach vier Siegen in vier Testspielen bei 15:0 Toren. Gut gelaunt wie selten spielte sie den Doppelpass mit der Medienmeute. Als der Bunte-Reporter fragte, ob nun nicht zwangsläufig die zweifache Torschützin Alexandra Popp (Tor eins erzielte Simone Laudehr) am 26. Juni im WM-Eröffnungsspiel gegen Kanada beginnen müsse, entgegnete die Bundestrainerin: „Wieso? Wer sagt das? Sie waren nicht oft genug dabei – das ist jetzt gar keine doofe Anmache.“ Gelächter. Doch Neid wäre nicht Neid, wäre ihr nicht die rasche Rückkehr zur Sachlichkeit geglückt. „Alexandra Popp ist sehr gut, wenn sie reinkommt. Sie ist eine Waffe, andere machen die Arbeit.“ Die 20-Jährige schießt jedoch die Tore – fünf in vier Tests – während die Sturm-Ikonen Birgit Prinz, 33, und Inka Grings, 32, vorn die Null stehen haben, die hinten Nadine Angerer („Ich stand am Pfosten und war nur stolz auf diese Mannschaft“) bewahrte.
"Ich bin ein Fritz-Walter-Typ"
Popp, Spielerin beim FCR Duisburg, bei der U 20-WM im vergangenen Sommer mit dem „Goldenen Ball“ und dem „Goldenen Schuh“ als beste Torschützin und als beste Spielerin dekoriert, hatte eine Erklärung für ihren nassforschen Auftritt mitten im Mainzer Platzregen: „Ich bin ein Fritz-Walter-Typ. Ich mag so ein Wetter.“ Und das rustikale Spiel gegen einen teils rabiaten Widerpart ist eben auch ihr Ding: „Ich habe lange genug mit Jungs gespielt und genug einstecken müssen. Ich gehe gerne dahin, wo es weh tut.“