Ruhrgebiet..
Klaus hat die Lady, die ich nicht habe (und die wirklich so heißt), Christine bietet eine Ngusurun für eine Inka, Ophélie klingt auch ganz hübsch, dafür würde man Bilguisa hergeben, oder wie wäre es mit zwei Nillas gegen eine Collette? Frauentausch!
Zum ersten Mal gibt es ein Fußball-Sammelalbum zur Frauen-WM. Panini mit Mädchen für Mädchen!
Denn wie reagieren die Männer: wie sie es fußballguckenden Frauen gern unterstellen. Sie sortieren nach Aussehen. „Die Schwedinnen sind hübsch“, sagen sie, sind aber enttäuscht, dass die wenigsten blond sind. Verlieben sich in gut aussehende Norwegerinnen und langhaarige Amerikanerinnen, die ihre eigenen Cheerleader sein könnten. Wünschen sich Kaylyn Kyle aus Kanada, nicht wegen des Namens, ihres Könnens im Mittelfeld, nicht einmal fürs Album – nur wegen der langen Blondmähne. Und reden über die Beine, obwohl sie die auf 336 Klebebildchen kein einziges Mal zu sehen bekommen.
Die meisten aber gucken weg. Die Männer, weil sie das beim Frauen-Fußball gern tun. Die Jungs, weil sie Mädchen sowieso doof finden. In einer Umfrage lehnte ein Viertel der Interviewten ein Frauen-Album vorher rundweg ab. „Es ist ein Versuch“, gibt Panini ja zu und träumt von 4,5 Millionen verkauften Tütchen. Zum Vergleich: Das – männliche – „Sommermärchen“ von 2006 war auch für den Verlag eines, damals brachte er 160 Millionen Mal den Kick in Tüten unters Volk. Dabei ist diesmal wirklich jede eine Wundertüte. Jede Stickerin eine Kickerin – die man nicht kennt.
Es sei denn, sie heißt vielleicht Marta. Oder Birgit Prinz. Wer kennt schon Chigere Glory Iroka aus Nigeria oder Megumi Kamionobe aus Japan oder Garciamendez aus Mexiko? Hazleydi Yoreli Rincón aus Kolumbien, Lene Glesaen Storlokken aus Norwegen oder eine mit dem Namen Blessing Nnabugwu gesegnete Dame aus Äquatorial-Guinea (man ahnt ja kaum, wo das liegt). Übrigens haben die USA eine Torfrau mit dem trefflichen Namen Hope Solo, es gibt eine Reihe Glorys oder Glorias, drei Erikas von Nord bis Süd sowie eine Kanadierin und eine US-Amerikanerin, die denselben Friseur haben.
Koreas fünf Kims kriegt keiner auf die Reihe
Die Demokratische Volksrepublik Korea hat fünf Kims und vier Sims, aber auch das ist nur die halbe Verwirrung: Korea hat auch 17-mal die gleiche Kurzhaarfrisur und 17-mal das gleiche unscharfe Gesicht in ein Trikot montiert. Ohne den Spielerinnen zu nahe treten zu wollen (da wäre auch der Große Führer vor): Ohne Nummern kriegt Korea keiner auf die Reihe. Hat nicht einmal Panini selbst geschafft; wer nicht aus Pjöngjang stammt, muss im Datenblatt ohne Geburtsort auskommen, und die gleichnamigen Frauen Hwa bekamen dasselbe Foto.
Ohnehin hat sich der Verlag mühen müssen: „Die Daten der Frauen sind noch nie zuvor gebündelt worden“, sagt Sprecherin Christine Fröhler. Panini suchte nach Lizenzen und geriet dabei zurück an die Basis des ureigensten Geschäfts: Es sammelte Bilder. Zu sehen an Neuseeland, wo die Damen in verschiedenen Leibchen stecken, mal vor himmelblauem Hintergrund, mal vor der Landesflagge mit Sternchen. Die Kolumbianerinnen posierten auf dem Sportplatz, die Engländerinnen vor Grau, die Französinnen in Grün, die Norwegerinnen im Gebüsch. Vielleicht war es auch ein Weihnachtsbaum. Jedenfalls scheint die Sonne. Mexiko übrigens sandte zunächst seine Herren, so abwegig erschien die Idee eines Albums voller Frauen.
Die übrigens alle lächeln (nur die nicht, von denen das Vorurteil das erwartet: die Asiatinnen. Die Japanerinnen schauen nicht mal in die Kamera). Wo die Männer zu gucken pflegen, dass man glauben will, dies sei kein Fußballalbum, sondern eine Verbrecherkartei, sind die Frauenfotos der reinste Modelkatalog. Man muss nur die Richtige (Fehlende) finden.
Was das mit Fußball zu tun hat? Das ist eine Frage, die sich manche Männer beim Frauen-Fußball stellen. Frauen aber wissen das – und sammeln. Zuvorderst übrigens die Nationalspielerinnen selbst. Simone Laudehr findet das „toll“, weil sie bis dato nur Männer sammeln konnte, „das hat doch jeder gemacht“. Linda Bresonik besaß einst Matthäus stapelweise, Annike Krahn hält das Damen-Album für eine „tolle Erinnerung“ und Ersatz-Torfrau Ursula Holl für ein „großes Kompliment“. Dabei ist sie gar nicht drin. Dafür Anja Mittag, aber die spielt nicht mit.
Ein bisschen sind die Sticker auch Bildungs-Bilder. „Zum Kennenlernen der anderen Teams“, glaubt Panini-Sprecherin Fröhler. Viele Spielerinnen könne man ja nicht „mal eben googlen“, das Album habe insofern auch einen „Lerneffekt“. Man klebt sich eine und weiß zumindest schon mal, wie sie aussieht. Ob sie auch eine Klebe hat? Vorher wird man sie an ihrem Lächeln erkennen. Es sei denn, sie ist Frau Kim aus Korea.