Sinsheim/Hamburg.. Er war erst Spieler, dann Vize-Präsident, Manager und am Ende Trainer am Millerntor. Nach 18 Jahren beim FC St. Pauli stehen bei Holger Stanislawski die Zeichen auf Trennung, den Coach zieht es zum Ligarivalen 1899 Hoffenheim.
Nur Hausmeister war er noch nicht beim FC St. Pauli. Und Masseur, obwohl er das eigentlich von der Pike auf gelernt hat. Aber Holger Stanislawski hat den Kiez-Klub nachhaltig geprägt, seit er vor 18 Jahren als junger Vorstopper am Millerntor anheuerte: Als Profi, Vize-Präsident, Manager und aktueller Trainer. Nun aber zieht es den 41-Jährigen zum Ligarivalen 1899 Hoffenheim, das "Herz von St. Pauli" wird nicht mehr lange schlagen zwischen Reeperbahn und Hans-Albers-Platz.
"Ich weiß, was ich in der kommenden Saison machen werde. Wenn es etwas mitzuteilen gibt, werde ich das tun" - mehr will Stanislawski mitten im Abstiegskampf mit seinem Team nicht sagen. Er spürt, dass es das falsche Signal wäre, ein Zeichen von Schwäche im Überlebenskampf des Aufsteigers, der am Samstag (15.30 Uhr/Sky und Liga total!) beim punktgleichen Nordrivalen VfL Wolfsburg unbedingt punkten muss, um nicht den Anschluss zu verlieren.
Und selbst wenn St. Pauli am Saisonende zurück muss in die 2. Liga - am Trainer wird das Etikett eines Absteigers nicht haften bleiben. Zu groß ist ligaweit der Respekt vor der Arbeit Stanislawskis, der nicht nur 2008 die Ausbildung zum Fußballlehrer in Köln als Jahrgangsbester abschloss, sondern auch als einziger Proficoach seinen Job in der Hansestadt behalten konnte.
Sportchef Schulte kann angesichts des Werbens um "Stani" aus dem Kraichgau nur noch Wunschvorstellungen formulieren: "Wir wünschen uns, dass Holger Stanislawski noch sehr lange bei uns ist." Doch das Vertragsende 2012 wird der Coach in Hamburg nicht mehr erleben. Es gibt eine Ausstiegsklausel, die eine Ablösesumme von 250.000 Euro vorsieht. Eine Summe aus der Portokasse von Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp.
So oder so sind bei der TSG die Tage von Marco Pezzaiuoli gezählt, unter dem Nachfolger von Ralf Rangnick kommt die teure Mannschaft über gepflegtes Mittelmaß und den aktuellen Tabellenplatz zehn nicht hinaus. 1899-Manager Ernst Tanner übte offen Kritik an der aktuellen sportlichen Situation: "Zwölf Punkte in zwölf Spielen sind keine so tolle Bilanz. Am Ende müssen auch die Ergebnisse passen."
Was natürlich auch für einen Nachfolger von Stanislawski am Millerntor gilt, egal in welcher Liga. Dafür gehandelt werden an der Elbe der Ex-Schalker und Schulte-Intimus Mike Büskens, dessen Vertrag bei der Spvgg Greuther Fürth ausläuft und auch Andre Schubert, der den Fürther Zweitliga-Rivalen SC Paderborn zum Saisonende verlässt.
Seinen Ehrenplatz in der mehr als 100-jährigen Vereinsgeschichte des FC St. Pauli hat Stanislawski auf jeden Fall sicher: Er gehörte zum legendären Team der "Weltpokalsiegerbesieger", das 2002 Rekordmeister Bayern München eine historische 1:2-Niederlage zufügen konnte. (sid)