Essen. . Trainer Jupp Heynckes verkündete seinen Abschied von Leverkusen zum Saisonende. Robin Dutt erhält einen Zwei-Jahres-Vertrag von Bayer. Heynckes könnte nun den FC Bayern München übernehmen und hat schon mit Freund Uli Hoeneß geplaudert.

Mit einem angeschärften Blick auf die Bänke in Gelsenkirchen und in Wolfsburg hat Jupp Heynckes die Bundesliga kürzlich als „Tollhaus“ gegeißelt. Der Kollege Felix Magath, heute hier, morgen da. Das war dem Senior unter den deutschen Trainern doch zu viel Clownerie im Zirkus. Seinen Abschied von Bayer Leverkusen wollte der 65-Jährige deshalb nicht sauber, sondern rein inszenieren. Herausgekommen ist beim ehrbaren Bemühen allerdings ein seltsames Will-noch-nicht-alles-verraten-Konstrukt.

Am Montag hat sich Heynckes nach langer Wartezeit für Arbeitgeber Bayer Leverkusen erklärt. Bis zum Ende der Saison will er den Tabellenzweiten führen. Und was dann folgt? Bei Bayer ein Engagement von Robin Dutt. Der Freiburger erhält einen Zwei-Jahresvertrag. Sein Nachfolger beim SC wird Marcus Sorg, bisher Amateur-Trainer.

Freund Uli am Apparat

Wohin es Jupp Heynckes ziehen wird, ist dagegen noch immer nicht verlautbart. Mit dem FC Bayern, den er bereits zwischen 1987 und 1991 und für fünf Spiele zum Ende der Spielzeit 2008/09 trainierte, soll es zumindest bisher keine Verhandlungen gegeben haben.

„Die Entwicklung“ habe „weder private noch gesundheitliche Gründe“, erläuterte der Scheidende. Und seine Entscheidung sei auch „unabhängig von der Entwicklung in München“ gefallen. Nachdem der FCB sich dazu entschlossen hatte, demnächst auf die Dienste von Trainer Louis van Gaal zu verzichten, wurde Heynckes aber von Münchens Vorstandsvorsitzendem Karl-Heinz Rummenigge angerufen. In diesem Telefonat, so berichtete er, sei es um die Übernahme der Bank gegangen. Und später dann habe er auch Präsident Uli Hoeneß an der Strippe gehabt.

Worüber er mit seinem Freund geplaudert hat, wollte Heynckes nicht offenbaren. Thema dürfte jedoch ein Stoff aus dem breiten Segment Fußball gewesen sein. Eingewirkt die Uli-Bitte: Jupp, könntest Du den Job hier nicht übernehmen? Eingewirkt die Jupp-Klage: Die wollen mir hier den Michael Ballack in die erste Elf quatschen. Konkret verhandelt wurde wohl nicht. Dagegen spricht das Reinheitsgebot. Bayer und Bayern sind in der Liga ja keine Konkurrenten auf Distanz. Für beide geht es noch darum, in die Champions League vorzudringen.

Dass die Bayer-Führungsriege Heynckes dazu drängte, sich endlich zu äußern, hat den Trainer aber doch noch in Bedrängnis gebracht. Am 17. April wird er mit seinem aktuellen Klub seinem wahrscheinlich zukünftigen Klub begegnen. Ein Sieg für Bayer würde Dutt Richtung Königsklasse katapultieren – und Heynckes könnte den Bayern zeigen, wo Europa-League-Kontrahenten wie Tavriya Simferopol oder Metalist Kharkiv siedeln. In dieser Saison hat er sie mit Leverkusen besucht.